Der Traum von der Symptomfreiheit bei MS wird langsam wahr. Prof. Adam Czaplinski vom Neurozentrum Bellevue über den grössten Quantensprung seit zehn Jahren.
In der Schweiz erkranken pro Jahr fast 500 Personen neu an MS. Die Diagnose bedeutet jedes Mal einen grossen Einschnitt in den Lebensentwurf eines Menschen. Und doch sind die Aussichten der Betroffenen nicht mehr mit jenen von vor zehn Jahren zu vergleichen. «Die Multiple Sklerose ist auch heute noch ein lebenslänglicher Begleiter, doch sie ist zur behandelbaren Krankheit geworden», sagt Prof. Adam Czaplinski vom Neurozentrum Bellevue. «Unter der Voraussetzung einer frühen Diagnose und Therapie haben die Betroffenen heute beste Chancen, ihr familiäres und berufliches Leben ohne signifikante Einschränkungen zu gestalten.»
Prof. Czaplinski spricht von einem eigentlichen Paradigmawechsel. Zwei Dinge seien verantwortlich für den grossen Sprung nach vorne, das neue Bewusstsein bei den Patienten und ein Innovationsschub bei der Therapie. Die Einstellung der Patienten zu ihrer Krankheit sei heute eine ganz andere als noch vor wenigen Jahren. Sie sind auf die Frühsymptome sensibilisiert und gehen schneller zum Arzt. Entsprechend rasch erfolge auch die Überweisung zum Spezialisten. «Das erlaubt eine viel frühere Diagnose, so dass keine wertvolle Zeit mehr verstreicht, bis eine wirksame Therapie gestartet werden kann. Rasche Therapie bedeutet weniger Läsionen und damit weniger Behinderung. Das ist der grösste Fortschritt bei der Behandlung von MS.»
Der zweite Grund für die viel bessere Prognose ist die fast gleichzeitige Einführung einiger neuer, innovativer MS-Medikamente für die orale Einnahme und intravenöse Anwendung. Prof. Czaplinski: «Die Zeiten, in denen wir den Betroffenen fast ausschliesslich Interferon-Präparate anbieten konnten, sind vorbei. Dank den neuen Medikamenten können wir demnächst jedem Patienten eine massgeschneiderte, auf seinen Krankheitsverlauf abgestimmte Behandlung offerieren.» Die klassischen Behandlungsschemen gehörten der Vergangenheit an, ebenso die herkömmliche Einteilung in Basis- und Eskalationstherapie. «Bei sehr aktiver MS können wir heute schon von Anfang an die neuen, hochpotenten Medikamente einsetzen. Aktiv heisst, mehr als zwei Schübe im letzten Jahr oder ein Schub bei laufender Therapie.»
Im Neurozentrum Bellevue, einem der schweizweit führenden Kompetenzzentren für Multiple Sklerose, nützt man die neue therapeutische Freiheit konsequent. Den Betroffenen bringt sie mehr Lebensqualität durch einfacher anwendbare orale und intravenöse Medikamente mit ganz neuartigen Wirkmechanismen sowie eine grundlegende Verbesserung der Langzeitprognose. «Nicht nur die Rate an Krankheitsschüben lässt sich heute deutlich reduzieren, sondern auch die Behinderungsprogression wird stark gebremst. Wovon Neurologen jahrzehntelang nur geträumt haben, nämlich Schubfreiheit, keine Progression und keine neuen Krankheitsherde, ist heute bei jedem dritten Patienten möglich», sagt Adam Czaplinski. Schon in den nächsten Jahren erwartet er die Zulassung weiterer innovativer Medikamente. Die stetige Verkürzung der Halbwertszeit des Wissens erfordere vom Arzt eine immer grössere Spezialisierung. Die Konzentration auf grosse Schwerpunktzentren werde weitergehen, um den MS-Betroffenen in einem immer komplexeren Umfeld am besten gerecht zu werden.
Tagesklinik für Multiple-Sklerose-Patienten
Die Spezialsprechstunde des Neurozentrums Bellevue ist personell, räumlich und apparativ auf Multiple-Sklerose-Patienten eingestellt und bietet ein medizinisch ganzheitliches Konzept zur Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung. Dank einer optimalen Organisation der Untersuchungsabläufe kann bei Verdacht auf MS die gesamte Diagnostik – klinisch-neurologische Untersuchung, MRI von Kopf und Rückenmark, Lumbalpunktion, Blutentnahme und evozierte Potenziale – an einem Tag durchgeführt werden. Das Angebot richtet sich vor allem an Berufstätige und Patienten aus dem In- und Ausland.