Die meisten Erkältungen und Infektionen der Atemwege sind viral bedingt. Dennoch werden viel zu oft Antibiotika verschrieben.
Gleichgültig, ob es sich um einen banalen Schnupfen, eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, des Rachens oder eine Bronchitis handelt, bis zu 90 Prozent dieser Infektionen sind auf Viren zurückzuführen. Trotzdem verordnen viele Ärzte nach wie vor auf Anhieb Antibiotika, wenn jemand mit einer Infektion der oberen Atemwege in die Praxis kommt. Zuvorderst auf der Liste der unnötigen Antibiotika-Therapien steht die akute Nasennebenhöhlenentzündung. 70 bis 90 Prozent der Patienten erhalten bei einem Arztbesuch umgehend ein Antibiotika-Rezept. Nicht viel besser sieht es bei der akuten Bronchitis aus. Hier bekommen zwei von drei Patienten von Anfang an ein Antibiotikum.
Das ist nicht nur wenig sinnvoll, sondern auch riskant. Auch Antibiotika können Nebenwirkungen haben. Zudem trägt die unkritische Verordnung zur Bildung von gefährlichen Resistenzen bei. Studien zeigen zudem, dass sich eine Antibiotika-Behandlung weder auf die Heilungszeit noch auf die Dauer einer allfälligen Arbeitsunfähigkeit auswirkt. Sinnvoll ist eine sofortige Antibiotikabehandlung nur bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, bei ausgeprägten Beschwerden und hohem Fieber, besonders dann, wenn die Schwere der Symptome zunimmt.
Bei allen anderen Patienten genügen symptomlindernde Behandlungen: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Inhalationen mit pflanzlichen Präparaten, schmerz- und hustenstillende Wirkstoffe, seien es synthetische oder pflanzliche sowie kurzfristig abschwellende Mittel für die Nasenschleimhaut. Würden die betroffenen Patienten zudem bei Erkältungen und grippalen Infekten als erste Anlaufstelle eine Apotheke wählen und nicht gleich ohne Not einen Termin beim Arzt verlangen, liessen sich jeden Winter Unsummen von Kosten sparen.