Je tiefer desto besser. Dieser jahrelange Grundsatz bei der Bluthochdruck-Therapie gilt ab sofort nicht mehr. Die grossen internationalen Fachgesellschaften lockern aufgrund einer kritischen Beurteilung der Studienlage die Blutdruckziele. Die neuen Leitlinien sind nicht nur wissenschaftlich besser abgestützt, sondern auch praxisbezogener und einfacher. Als Folge davon müssen viele, vor allem ältere Patienten mit hohem Blutdruck, in Zukunft weniger Medikamente nehmen oder können sogar ganz darauf verzichten.
Neu gilt folgendes: Menschen über 60 sollten Blutdruckwerte unter 150 auf 90 haben. Sind die Werte unter der Behandlung noch tiefer und stellen sich keine Nebenwirkungen ein, muss nichts geändert werden. Personen, die jünger sind als 60, wird ein Blutdruckzielwert unter 140 auf 90 empfohlen. Das gilt auch für alle Patienten mit Diabetes.
Wird das Blutdruckziel nach einem Monat nicht erreicht, kann die Dosis des blutdrucksenkenden Medikamentes erhöht oder ein zweites Medikament dazu gegeben werden, am besten in einer fixen Kombination, um die Anzahl Tabletten möglichst gering zu halten. Bei hohen Ausgangswerten beginnt man gleich mit einer Zweierkombination.
Der Nutzen von gesunder Ernährung, Normalgewicht und regelmässiger Bewegung könne nicht genügend betont werden, heisst es in den Richtlinien. Diese Massnahmen helfen, den Blutdruck besser zu kontrollieren und die notwendigen Medikamente zu reduzieren.