Es war der helle Wahnsinn

Wenn es noch Wunder in der Medizin gibt, dann solche wie dieses. Lesen Sie, wie Patrik Dossenbach von einer Minute auf die andere zu einem ganz anderen Menschen wurde.

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Mit Feuer hat er es in seinem Beruf zu tun. Und ein regelrechtes Feuer veranstaltete auch sein Herz, jahrzehntelang. Bis er Dr. Richard Kobza traf, den Chefarzt Kardiologie am Luzerner Kantonsspital. Doch schön der Reihe nach.

Patrik Dossenbach ist 49 Jahre alt, von Beruf Hafner. Er hat ein eigenes Geschäft in Baar, baut Kachelöfen und Cheminées. Seit seiner Jugend schlägt sein Herz nicht im normalen Rhythmus, sondern macht Zusatzschläge. Ventrikuläre Extrasystolie wird seine Anomalie in der Medizinersprache genannt. Mit 30 wurde er deshalb vom Militärdienst suspendiert. Patrik Dossenbach hatte sich schon mit seinem Herzflattern abgefunden, als es vor einem Jahr immer schlimmer wurde. «Die Fehlschläge habe ich überall gespürt, tagsüber bei der Arbeit und am stärksten abends im Bett. Mir war unwohl und schwindlig, und ich fühlte mich einfach nicht gut. Zweimal musste ich sogar ins Spital.» Das sei kein Leben mehr gewesen. Am Abend früh zu Bett, und am Morgen trotzdem immer noch sehr müde. Und nie habe er gewusst, wann es mit den Fehlschlägen wieder losging.

Das Herz lief nur noch auf halber Leistung

Sein Hausarzt fackelte nicht lange, als er sah, dass Medikamente nichts mehr halfen. Er meldete seinen Patienten auf der Kardiologie im Kantonsspital Luzern an. Chefarzt PD Dr. Richard Kobza leitet hier eines der führenden Zentren der Schweiz zur sogenannten Ablation von Herzrhythmusstörungen mit dem Herzkatheter. Das Zentrum hat ein Hightech-Katheterlabor mit einem ultramodernen Mappingsystem, das einen fantastischen dreidimensionalen Blick in Realtime ins Herzinnere erlaubt.

Als Dr. Kobza seinen Patienten untersuchte, war sofort klar, was zu tun ist. «Das Herz von Patrik Dossenbach lief aufgrund der vielen Extraschläge nur noch auf halber Leistung. Das erklärt die ständige Müdigkeit, das permanente Unwohlsein und den Schwindel. Ein normales Leben ist so schlicht nicht möglich. Kommt dazu, dass diese Form der Arrhythmie auf Dauer den Herzmuskel schädigt und zu Herzschwäche führt. Die Ablation, also die gezielte Ausschaltung des Ursprungsortes der Extraschläge mit dem Herzkatheter war unsere einzige Hoffnung.»

Ich stand auf, und alles war wie neu

Nicht mal ganz eine Stunde dauerte schliesslich der Eingriff. «Sensationell» sei es gewesen, wie Dr. Kobza den Katheter virtuell durch sein Herz geführt habe. Alles habe er genau mitverfolgt. Nicht einmal bei der eigentlichen Verödung habe er Schmerzen verspürt. Und dann geschah das Wunder: «Plötzlich fühlte ich mich frisch! Wie verwandelt! Auf dem Operationstisch! Stellen Sie sich das einmal vor! Ich stand auf, und alles war wie neu! Kein Schwindel mehr, keine lähmende Müdigkeit. Es war der helle Wahnsinn! Und ich konnte zusehen, wie das Herz von einer Minute auf die andere ganz normal zu arbeiten begann, und vorher war jeder zweite oder dritte Schlag ein Fehlschlag.»

Patrik Dossenbach ist seit diesem Eingriff ein neuer Mensch. Vorbei ist das Leben mit halber Leistung. Vorbei sind all die unfreiwilligen Einschränkungen in der Familie. Die Kinder haben wieder einen ganzen Vater, den sie zwischendurch auch mal stressen dürfen, ohne Angst haben zu müssen, dass es mit der Herz­arrhythmie wieder losgeht. Kaffee liegt seit Jahren erstmals wieder drin, auch mal ein gutes Glas Wein. Medikamente braucht er keine mehr. Darüber sei er sehr froh. Dreimal am Tag Pillen zu schlucken, sei ein grosser Stress gewesen. Er könne diesen Eingriff nur empfehlen. Er verändere das Leben fundamental, und zwar zum Guten.

Die überschwängliche Freude nimmt man Patrik Dossenbach ohne Weiteres ab. Dennoch schränkt Dr. Kobza die Euphorie über den gelungen Eingriff etwas ein: «Das ist ein Musterbeispiel, was man mit der modernen Katheterablation erreichen kann. Doch längst nicht alle Patienten mit Herzrhythmusstörungen wie Tachykardie, Extrasystolen oder Vorhofflimmern eignen sich dazu. Wichtig ist eine sehr sorgfältige Indikationsstellung. Dann sind die Erfolgsraten und der Gewinn an Lebensqualität am höchsten.»

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 17.09.2015.

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