Faszination Selbstmord – Achtung Nachahmereffekt!

Suizid Bild AdobeStock Urheber Stanislaw Mikulski Bild: AdobeStock, Urheber: Stanislaw Mikulski

Dass Jugendliche sich durch Berichte über Selbstmorde anstecken lassen, wird seit mehr als zweihundert Jahren diskutiert. Als Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1774 «Die Leiden des jungen Werther» veröffentlichte, soll es bei jungen Lesern gehäuft zu Selbstmorden gekommen sein. Werther gibt sich einer hoffnungslosen Liebe hin, die ihn in den Selbstmord treibt – schwärmerisch, radikal, an der Welt verzweifelnd. Ungeheuer berührend. Der Stadtrat in Leipzig verbot die Verbreitung mit der Begründung, diese Schrift sei eine Empfehlung des Selbstmordes. Im 20. Jahrhundert wurde dafür der Begriff «Werther-Effekt» kreiert.

Im 21. Jahrhundert hat sich offenbar nicht viel verändert. Die Ergebnisse einer Übersicht von 31 Studien zum Thema kommen zum Schluss, dass Berichte über Prominenten-Suizide mit einem Anstieg der Selbstmordrate in den folgenden ein bis zwei Monaten um bis zu 18 Prozent einhergehen. Die Nachahmung ist umso stärker, je grösser die Popularität des Prominenten in der Bevölkerung war.  Aber nicht nur der Selbstmord an sich, auch die Suizidmethode des Prominenten verzeichnete einen Anstieg. Beim Suizid des US-Schauspielers und Komikers Robin Williams im Jahr 2014 durch Erhängen nahmen sich in der Folge mehr Menschen das Leben mit dem Strick.

Die Kernbotschaft dieser neuen Studie lautet: Medienschaffende, User von Social-Media-Plattformen etc. sollten sich bewusst sein, dass eine sensationslüsterne und detaillierte Berichterstattung über diese tragischen Todesfälle Leben kosten kann. Der Bericht über Suizidmethoden ist dabei ein besonders heikles Thema.