Gene und Gewicht

Gene und Gewicht ipopba Bild: AdobeStock, Urheber: ipopba

Übergewicht ist keine Erbkrankheit. Trotzdem beeinflussen gewisse Gene, ob jemand ein höheres Risiko hat, adipös zu werden oder nicht. Man spricht deshalb von einer genetischen Veranlagung oder Anfälligkeit. Heute geht man davon aus, dass zu etwa 50 Prozent die Erbanlagen dafür verantwortlich sind, Übergewicht zu entwickeln.

Gene, die den Hunger und den Stoffwechsel beeinflussen, spielen dabei eine besondere Rolle. Das FTO-Gen wird zum Beispiel in Verbindung mit Nahrungsaufnahme und Essensvorliebe in Verbindung gebracht. PPAR-Gene sind im Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel involviert. Die unterschiedliche Anfälligkeit an Gewicht zuzulegen, zeigt sich auch in zahlreichen Studien. In einer Untersuchung mussten die Testpersonen täglich 1000 kcal mehr als üblich zu sich nehmen. Die Veran­lagung zeigt sich darin, dass bei gleichem Kalorienüberfluss die Gewichtszunahme sehr variabel ausfiel: von 4,3 bis 13,3 Kilo innerhalb von 100 Tagen.

Doppelt so schnell Gewicht verlieren

Doch was ist mit Bewegung und Abnehmen? Gibt es genetisch veranlagte Personen, die mit Sport mehr Fett abbauen als andere? Obwohl noch ein junges Forschungsfeld, scheint das der Fall zu sein. Denn Studienresultate deuten darauf hin, dass das Ausmass an Gewichtsverlust bei gleichem Energieverbrauch um ein Faktor 2 variieren kann. Das bedeutet: Bei gleichem Kalorienmehrverbrauch werden einzelne Personen zum Beispiel 5 Kilo in einem Jahr abnehmen, andere hingegen 10 Kilo. Anders als bei Ernährungsstudien konnte man aber noch keine eindeutige Genvariante identifizieren, mit der man die Erfolgsaussichten einer Trainingsintervention abschätzen kann. Ziel der Forschung bleibt, individuelle Trainingspläne entwickeln zu können, um das Abnehmen effizient und optimal zu gestalten.

Weder Völlerei noch Faulheit

Bis dahin soll dies aber nicht als Ausrede benutzt werden, sich nicht zu bewegen. Denn mit Bewegung können alle abnehmen, unabhängig vom Erbgut. Individualisierte Bewegungsempfehlungen anhand genetischer Tests werden das Abnehmen – im allerbesten Fall – nur leicht effizienter machen. Was man dagegen jetzt schon weiss: Ein aktiver Lebensstil kann den Einfluss von Genen auf das Übergewichtsrisiko deutlich reduzieren. Vor allem für genetisch veranlagte Personen spielt deshalb Bewegung eine zentrale Rolle in der Prävention von Übergewicht.

Es ist unfair und falsch, wenn Übergewicht und erfolgloses Abnehmen mit Völlerei und Faulheit gleichgesetzt werden. Aber mit Bewegung, im Idealfall in Kombination mit einer kalorienarmen Diät, steht die Tür zum Abnehmen allen offen.

So gehts

  • Zwar werden Sie im Vergleich mit anderen mehr oder weniger schnell abnehmen, aber wenn Sie dranbleiben, schaffen Sie es auch, erfolgreich Gewicht zu verlieren.
  • Die Datenlage ist momentan noch unzureichend, um anhand genetischer Analysen individualisierte Trainingsempfehlungen abgeben zu können. Mit welchem Bewegungsprogramm Sie mehr oder weniger abnehmen, müssen Sie selber ausprobieren.
  • Das Gleiche gilt auch für Gen-Diäten. Studien finden meist keine Unterschiede beim Abnehmen mit Gen-Diäten im Vergleich zu traditionellen Diäten wie zum Beispiel einer kalorienarmen Ernährung.
  • Was gesichert ist: Bewegung und eine ausgewogene Ernährung kommen allen zugute, unabhängig von ihrer genetischen Disposition.

Fazit

Die Forschung bestätigt, dass die Genetik eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Übergewicht spielt. Auch beeinflussen die Gene, in welchem Ausmass man mit Bewegung abnehmen kann. Zu Übergewicht veranlagte Personen können aber mit Bewegung und einem gesunden Lebensstil Normalgewicht erreichen, wogegen Menschen auch ohne genetische Veranlagung fettleibig werden können, wenn sie sich zu wenig bewegen und sich unausgewogen ernähren. Unabhängig vom Erbgut gilt deshalb, dass jede und jeder von Bewegung profitieren kann.