Hände weg von einem zweiten Lockdown!

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Die Geschäfte öffnen, die Restaurants auch. Die Armee zieht ab. Schritt für Schritt kehrt in unserem Land wieder Normalität ein. Fragt sich nur wie lange. Denn die Ruhe ist trügerisch. Kommt bald eine zweite, vielleicht sogar eine dritte Welle? Viele Virologen sagen, im Sommer sei es wieder soweit. Andere erst im Herbst. Aber kommen wird sie, so das renommierte Robert-Koch-Institut in Deutschland.

Der Schock sitzt tief

Der Epidemiologe Marcel Salathé ist vorsichtig optimistisch, dass wir das neue Coronavirus auch mit den weitgehenden Lockerungen in Schach halten können. Dennoch fürchtet auch er sich vor einer zweiten Welle. Ein erneuter Lockdown kommt für ihn allerdings nicht in Frage. „Weder die Wirtschaft noch die Bevölkerung würden einen zweiten Lockdown mittragen“, sagte er im Tagesanzeiger. Auch politische Mehrheiten wird es dafür nicht mehr geben. Der Schock über die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der harten Massnahmen vom 16. März sitzt allen noch tief in den Knochen.

Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Vorsicht in Person, will ein desaströses On-Off-Szenario unter allen Umständen vermeiden und spricht nicht mehr von bundesweiten, sondern nur noch von lokalen Massnahmen, falls sich in einer Region ein erneutes Infektionsgeschehen zeigt.

Bilder wie in armen Ländern

Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer in der Schweiz ist mittlerweile auf Kurzarbeit. In wenigen Wochen hat der Bund mehr Geld verbrannt, als eine ganze Generation zusammensparen konnte. Die Konjunkturprognosen könnten düsterer nicht sein. Die Arbeitslosenzahlen sind erschreckend. Jeder fünfte rechnet mit seiner Entlassung. In Genf bilden sich Kilometer lange Schlangen vor Ausgabestellen von Gratis-Essen. Bilder, die wir sonst nur aus armen Ländern kennen.

Wir haben genug von den harten Massnahmen. Für wen sind sie denn hart? Für den Bundesrat, die Verwaltung, die Virologen? Wohl kaum. Sie alle haben einen garantierten Lohn. Wir nicht. Klar machen auch wir uns Sorgen um die Gesundheit. Noch grössere Sorgen machen wir uns aber um unseren Job, um unseren Lebensunterhalt, um unsere Familien und die Kinder.

Es braucht differenzierte Instrumente

Liebe Entscheidungsträger, lasst Euch nächstes Mal etwas Besseres einfallen als den Hammer auszupacken und einen erneuten Lockdown zu verhängen. Strengt Euch ein bisschen mehr an und versucht, mit differenzierteren Instrumenten die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu bewahren. Und mobilisiert um Himmels Willen nicht noch einmal die Armee.

Wie differenziert man selbst in einer schweren Pandemie agieren kann, zeigt das vielgescholtene Schwedische Modell. Auch dort gelang es, die Reproduktionszahl unter 1.0 zu drücken, allerdings ohne die ganze Bevölkerung einzusperren. Trotz scheinbar mehr Todesfällen als in anderen Ländern nennt die WHO Schweden ein Vorbild. Es gelte Lehren daraus zu ziehen. Anstelle eines Lockdowns habe Schweden einen anderen Weg eingeschlagen. Eine sehr starke öffentliche Politik zum Social Distancing und zum Schutz von Menschen in Einrichtungen zur Langzeitpflege. Schweden habe seinen Bürgern zugetraut, sich selber zu regulieren. Das schaffen wir doch auch. Wir sind ja schliesslich freie Schweizer.