Seit zwei Jahren bekommt Edith Hausherr Medikamente gegen ihre Schilddrüsenerkrankung. Mittlerweile weiss sie: Mit der Krankheit fertig werden muss sie selber. Erst die jahrelange Ungewissheit, die Odyssee von Pontius zu Pilatus, dann die Diagnose und heute die Erkenntnis, dass ihre Schilddrüsen-Erkrankung eine Lebensaufgabe ist. “Hashimoto Thyreoiditis“ heisst die Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigene Schilddrüse angreift und in ihrer Funktion stört. Mit Medikamenten wurden die fehlenden Schilddrüsenhormone zugeführt. Und dann war alles in Ordnung? Edith Hausherr: „Ich hätte Bäume ausreissen können, war voller Energie. Ein Zustand, den ich seit Jahren nicht mehr kannte. Damals, als man mich fast für verrückt erklären wollte.“
Die Freude wurde bald getrübt. Eine Magenspiegelung wegen heftiger Bauchschmerzen, weitere Untersuchungen wegen unerklärlicher Rücken-, Nacken-, Hand- und intensiven Fussschmerzen folgten. „Ich konnte am Morgen meine Füsse nicht mehr belasten und während des Tages fühlte es sich an wie Fersensporn.“ Eine Anpassung der Schilddrüsenmedikamente brachte kurzzeitig eine Verbesserung und die Werte waren weiterhin völlig normal. „Doch die Schmerzen liessen nicht nach und mein Hausarzt schickte mich zum Rheumatologen. Im Kantonsspital Aarau wurden interdisziplinär alle Tests gemacht, Röntgenaufnahmen, Ganzkörperuntersuchungen, intensive Gespräche geführt; auch ein Vitamin-D-Mangel entdeckt und behoben. Das half. Nur die Schmerzen wollten nicht weichen. Entzündungsherde im Körper wurden vergeblich als Rheumatoide Arthritis behandelt.“
Erstmals wurde den Ärzten klar: der Hashimoto greift nicht nur die Schilddrüse an, sondern ist auch für die Entzündungen im ganzen Körper verantwortlich. „Damit es mir stimmungsmässig endlich besser geht, wäre ich jetzt sogar bereit gewesen, Medikamente für die Psyche zu nehmen.“ Doch die Ärzte winkten ab: Bei dieser Erkrankung müsse man andere Strategien entwickeln, nämlich die Krankheit akzeptieren. Dann punktuell die Schmerzen und Funktionsstörungen behandeln, damit man wieder etwas Luft bekommt. Und natürlich die Schilddrüsenhormone so perfekt wie möglich medikamentös einstellen. Dass auch die Balance von Hormonen und Vitaminen wie B oder D und die Einnahme von Selen einen positiven Einfluss auf diese Autoimmunkrankheit haben, hat Edith Hausherr im Internet gelesen. Nach und nach probiert sie die verschiedenen Dinge aus, so dass sie auch merkt, was ihr wirklich gut tut.
Aber letztlich – und das sei der wichtigste Teil – gehe es um eine Verhaltensänderung, die auf die persönlichen Bedürfnisse Rücksicht nimmt. „Ich versuche nun, mein Leben stressfreier zu gestalten, denn Stress löst bei mir die Schübe aus. Auch übe ich mich darin, mehr auf mich selber zu achten und mir Dinge zu gönnen. Ich mache viel weniger Tagespläne als früher, lerne mehr nein‘ zu sagen und mir gegenüber viel geduldiger zu sein. Sehr wichtig ist für mich mein Highlight-Tagebuch. Dort schreibe ich alles auf, was mir grosse Freude bereitet hat, damit ich mich in schlechten Phasen an die guten Momente erinnere und einen Weg aus dem Loch hinaus finden kann.“