Ich mag Corona nicht mehr hören!

Wie sollen wir denn nun Weihnachten feiern? Madeleine Baumann denkt an alle, die einsam sind und schreibt, wie sie den Frieden am Fest der Liebe finden will.

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Sollen wir überhaupt Weihnachten feiern? So viele Fragen und keine Antworten. Der Bundesrat gibt Richtlinien vor und wir müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht. Die Meinungen gehen weit auseinander. Von «Ich lasse mir doch vom Bundesrat nicht vorschreiben, mit wem und wie ich feiern darf!» bis «Dann werde ich halt ganz alleine feiern!»

Auch ich fühle mich eingeschränkt und das Wort «Corona» mag ich fast nicht mehr hören. Ich will die Massnahmen, um das Virus zu bekämpfen, ernst nehmen. Aus Rücksicht auf die Intensivstationen und auf das Pflegepersonal. Um die Situation, wo Ärzte entscheiden müssen, wen sie behandeln können und wen sie sterben lassen müssen, zu vermeiden.

Es gibt Familien, die können Weihnachten feiern. Die können über alles offen reden und Konflikte lösen. Doch was ist mit den anderen Familien? Was ist mit jenen, die gar keine Familie haben und einsam sind? Weihnachten ist das Fest der Liebe und man hat so wunderbare Bilder im Kopf. Das ganze Haus voller Guetzliduft. Kerzen überall und Lichter um das ganze Haus. Alles wunder- und liebevoll geschmückt. Lachende und erwartungsvolle Kinderaugen. Planungen und Einkäufe für ein herrliches Weihnachtsessen. Glückliche und lachende Gäste und am Ende sinken alle müde und zufrieden ins Bett. Die Erwartungen an Weihnachten wurden in all den Jahren von der Werbung hochgeschraubt und die Wirtschaft hat gut davon gelebt.

Was ist, wenn dieses Bild, nicht der Realität entspricht? Wenn Probleme in der Familie nicht geklärt sind? Und man sie auch nicht klären kann, so gerne man das auch möchte? Für mich ist Weihnachten kein einfaches Fest, sondern jedes Jahr eine grosse Herausforderung. Ich bin sicher, dass ich bei weitem nicht die Einzige bin, die das so erlebt.

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Madeleine Baumann

Die Corona-Krise, die wir im Moment haben, sehe ich für mich auch als eine Chance. Ich darf nun all die schönen Bilder von einer heilen Familie, die ich im Kopf habe, loslassen und mich darauf besinnen, was Weihnachten wirklich bedeutet. All das, was von aussen an Erwartungen und unerfüllten Wünschen auf mich einstürmt, fällt in diesem Jahr aus. Ich kann mich auf das Wesentliche besinnen.

Ein Kind wurde geboren, das uns Frieden bringt. Das uns den Weg zum Frieden zeigt. Das feiern wir doch. Wie geht es meinem Kind in mir drin? Hat es Frieden gefunden? Wenn Sie merken, da ist kein Friede, fassen Sie doch Mut und suchen Frieden. Wenn Sie ganz alleine sind, schauen Sie sich um und überlegen Sie, wer in Ihrem nächsten Umfeld auch alleine sein könnte. Vielleicht wäre es eine ganz neue Erfahrung mit jemandem zu feiern, den Sie gar nicht kennen.

Ich werde meinen Kindern und Enkelkindern vor Weihnachten einen kurzen Besuch abstatten, um ihnen ihre Geschenke zu überreichen. Heiligabend werde ich mit meinem Lebenspartner ganz alleine in aller Stille feiern. Ich freue mich schon auf die besinnliche Ruhe und auf das einfache Fest. Ich wünsche mir von ihm einen lieben Brief. Auch ich werde ihm einen wertschätzenden Brief schreiben und mich dankbar erinnern, was wir in diesem Jahr alles zusammen erlebt und durchgestanden haben. Wir werden uns die Briefe bei Kerzenlicht vorlesen. Für mich ist das viel wertvoller als jedes teure Geschenk. Auf diesen Moment freue ich mich jetzt schon. Am Weihnachtsabend werde ich an meine Kinder und Enkel denken und Gott bitten, dass er sie alle segnet und ihnen das gibt, was sie brauchen.

Ich bin mir sicher, dass dieses Jahr ein ganz besonderes Weihnachten werden wird. Ein Fest, das wir ganz neu und anders erleben werden.

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein besinnliches, entschleunigtes und gesegnetes Weihnachtsfest mit vielen neuen und gewinnbringenden Impulsen und Erfahrungen.

Madeleine Baumann

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 17.12.2020.

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