Immer ist alles nass

Hände nass, Füsse nass und ein grosser Schweissfleck unter den ­Achseln? Das muss nicht sein. Dermatologie-Chefarzt Dr. med. Christoph Schänzle weiss Rat.

Schwitzen Pallas Aufmacher

Schwitzen ist Kühlung für den Körper, Schwitzen ist Befeuchtung einzelner Hautpartien und Schwitzen kann auch Lockmittel für das andere Geschlecht sein. Doch wie viel Schwitzen ist normal? Dr. med. Christoph Schänzle: «Das ist sehr individuell und hängt von vielen Dingen ab. Das Krankheitsbild Hyperhidrosis – also übermässiges Schwitzen – ist medizinisch nicht genau definiert. Ich spreche von Hyperhidrosis, wenn sich der Patient durch sein Schwitzen sehr stark beeinträchtigt fühlt.»

Wie muss man sich das vorstellen? «Ob und wie viel jemand schwitzt, ist nicht nur eine Frage der Aussentemperatur oder die direkte Folge von körperlicher Aktivität. Selbst emotionale Faktoren wie Angst, Nervosität, Stress, Schmerz und sexuelle Erregung haben einen Einfluss auf die Schweissdrüsen. Der Schwitzreiz wird also auch vom vegetativen Nervensystem gesteuert.»

Wer ist von übermässigem Schwitzen betroffen? «Vor allem junge Erwachsene. Menschen mit feinen Antennen, Menschen mit hoher Sensitivität. Sie reagieren auf Reize viel stärker als andere. Hyperhidrosis hat übrigens nichts mit der Abänderung der Frau zu tun.»

Die Patientinnen sind glücklich

Dr. Schänzle spritzt.

Hyperhidrosis drückt auf die Psyche. Wer schon bei kleinster Ursache grosse Schweissränder unter den Achseln bekommt, fühlt sich unwohl. Allein der Gedanke, dass jetzt jeder guckt, kann das Schwitzen abermals verstärken. Wie kommt man aus dem Teufelskreis heraus? Dr. Schänzle: «Man kann sich Techniken aneignen, die das vegetative Nervensystem beruhigen und entspannen, damit es nicht überreagiert. Aus medizinischer Sicht sollte man erst eine Fehlfunktion der Schilddrüse ausschliessen. Erst danach ist klar, dass es sich um übermässiges Schwitzen mit unbekannter Ursache handelt, die sogenannte idiopathische Hyperhidrosis. Wir empfehlen eine Stufenbehandlung. Bei nassen Händen und Füssen kann man mit der Leitungswasser-Iontophorese beginnen. Das ist eine zehn- bis 15-minütige Behandlung in einem Wasserbecken, durch das eine Kombination von Gleich- und Wechselstrom – der sogenannte Pulsstrom – geleitet wird. Der Strom reduziert die Aktivität der Schweissdrüsen. Die Therapie muss zu Beginn bis zu fünf Mal pro Woche durchgeführt und später jede Woche wiederholt werden. Unter den Achseln arbeiten wir hingegen lieber mit Aluminiumsalzen.» Obwohl die Aluminiumsalze etwas ins Kreuzfeuer geraten sind? Dr. Schänzle: «Es gibt bis heute keinen konkreten Nachweis, dass Aluminiumsalze schädlich sind. Ich selber glaube nicht daran.»

Wie funktionieren die Salze? «Sie verschliessen die Ausführungsgänge der Schweissdrüsen, als ob ein Deckel draufkommt. Wenn der Patient mit dem Resultat zufrieden ist, haben wir das Problem gelöst. Wenn die Salze zu wenig wirken, arbeiten wir mit Botulinumtoxin. Es wird direkt in den Bereich der Schweissdrüsen gespritzt. Botulinumtoxin stoppt die Freisetzung von Acetylcholin am präsynaptischen Spalt, was zur Folge hat, dass der Schwitzreiz nicht mehr weitergeleitet wird. Schon nach wenigen Tagen hört das übermässige Schwitzen auf. Diese Behandlung wirkt immer und hält ein halbes Jahr. Unsere Patientinnen und Patienten sind sehr glücklich damit. Die Kosten werden ab dem 18. Altersjahr von der Zusatzversicherung übernommen.»

Schwitzen auch Sie ohne Grund?

Haben auch Sie an T-Shirts, Blusen und Hemden grosse Schweissflecke unter den Armen, obwohl Sie ruhig sitzen? Tropft es, ohne dass Sie sich anstrengen? Oder schämen Sie sich, jemanden per Handschlag zu verabschieden, weil Ihre Hände dauernd feucht oder gar nass sind? Dann kommen Sie zu Dr. Christoph Schänzle und schildern Sie Ihr Problem.

 

Dr. med. Christoph Schänzle, Chefarzt

Facharzt FMH für Dermatologie und Venerologie
Pallas Kliniken
Telefon 058 335 00 00
[email protected]
www.pallas-kliniken.ch/haut

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 25.10.2018.

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