Nach einem Schlaganfall zählen zwei Dinge: Rasche Symptomerkennung und sofortige Einlieferung in ein Schlaganfallzentrum.
Das sagt Prof. Krassen Nedeltchev, neuer Chefarzt Neurologie am Kantonsspital Aarau. «Die Zeit zwischen dem Schlaganfall und dem Beginn der Behandlung ist entscheidend für die Genesung.» Das rasche Erkennen der Symptome, die Einlieferung in ein Spital mit Erfahrung in der Behandlung von Schlaganfall und die sofortige Umsetzung der therapeutischen Massnahmen wird im Fachjargon als «Überlebenskette» bezeichnet. Sie bedingt, dass jeder Beteiligte weiss, was bei einem Schlaganfall zu tun ist. Auch in der Schweiz besteht Nachholbedarf. Trotz bester Infrastruktur bekommen auch heute noch nur vier bis fünf Prozent aller Schlaganfallpatienten in nützlicher Frist die richtige Behandlung, weil sie zu spät in ein Spital mit Expertise in der Behandlung von Schlaganfällen gebracht werden.
Prof. Krassen Nedeltchev: «Jede Minute, in der das Gehirn nicht durchblutet wird, sterben 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern. Zudem: Das sauerstofflose Gehirn altert im Minutentakt um jeweils drei Wochen.» Time is brain lautet deshalb der Slogan, der auch im Kantonsspital Aarau oberste Priorität hat. «Alle Ärzte, Spitäler und am besten auch die Menschen im Einzugsgebiet müssen am gleichen Strang ziehen und wissen, dass ein Schlaganfall nur in einem spezialisierten Stroke Center erfolgreich behandelt werden kann.» Der Erfolg einer Schlaganfallbehandlung lässt sich anhand der bleibenden Schäden messen: Je geringer sie sind, desto besser für den Patienten.
Was sind die Merkmale eines Schlaganfalles? Prof. Krassen Nedeltchev: «Je nach Ort im Gehirn, wo die Durchblutungsstörung auftritt, können sich ganz unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Typisch sind aber einseitige Lähmungen oder Gefühlsstörungen, Sehstörungen und Doppelbilder, Gangunsicherheit, Sprachstörungen oder Hinterkopfschmerzen.»
Können diese Symptome auch eine andere Ursache haben? Prof. Krassen Nedeltchev: «Ja, ähnliche Symptome machen zum Beispiel ein epileptischer Anfall, eine Migräne-Attacke oder eine ‹Streifung›, bei der sich die Ausfallserscheinungen innert 24 Stunden komplett zurückbilden. Das Problem bei einer ‹Streifung› ist, dass jeder fünfte Betroffene innerhalb von drei Monaten einen schweren Schlaganfall erleidet, jeder Zehnte sogar innerhalb der nächsten 48 Stunden.» Für Prof. Nedeltchev ist deshalb klar, dass solche Zwischenfälle sofort abgeklärt werden müssen. «Lieber zehnmal zu viel kommen als einmal zu wenig», sagt der Chefarzt Neurologie und bringt es in seiner Botschaft an die Bevölkerung auf den Punkt: «Sie als mögliche Patientin oder als möglicher Patient sind nicht auf Ihren Schlaganfall vorbereitet, wir im Kantonsspital Aarau hingegen schon.»
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