Jetzt kommt wohl die flächendeckende Masken-Tragepflicht

Makse cut AdobeStock 327546929 Melinda Nagy

Lange haben sich Bundesrat und Bundesamt für Gesundheit gegen ein Schutzmasken-Obligatorium gewehrt, mit dem Argument, die Wirkung sei nicht bewiesen. Vielmehr noch, der Effekt sei kontraproduktiv, weil eine generelle Tragepflicht die Bevölkerung in falscher Sicherheit wiege.

Damit ist jetzt Schluss. Die Nationale Akademie der Wissenschaften in Deutschland, ein Gremium hochrangiger Experten wie Prof. Christian Drosten, einer der weltweit führenden Virologen, fordert nun das flächendeckende Tragen von Mund-Nasen-Schutz. Dies solle «im gesamten öffentlichen Raum» gelten, also «in Betrieben, Bildungseinrichtungen und im öffentlichen Nah- und Fernverkehr». Die Schutzmittel sollten dabei Mund, Nase, Kinn und die Seitenränder möglichst vollständig abdecken.

Mitmenschen schützen

„Mund-Nasen-Schutz reduziert die Übertragung von Viren, vor allem durch eine Reduktion der Tröpfcheninfektion», heisst es in der Stellungnahme der Experten. Wegen der Knappheit echter Schutzmasken solle dieser Schutz vorerst durch improvisierte, selbstgemachte Masken oder durch Schals oder Tücher angestrebt werden. «Da sich eine grosse Zahl unerkannt Erkrankter ohne Symptome im öffentlichen Raum bewegt, schützt ein Mund-Nasen-Schutz andere Menschen, verringert damit die Ausbreitung der Infektion und senkt somit mittelbar das Risiko, sich selbst anzustecken.“

Fachleute fordern Maskenempfehlung

Im Expertengremium arbeiten renommierte Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Sie beraten die Bundesregierung auf deren Bitte hin in der Corona-Pandemie. Auch die US-Seuchenschutzbehörde überdenkt jetzt ihre Schutzmasken-Strategie, und unter dem Hashtag #masksforall fordern immer Fachleute eine allgemeine Maskenempfehlung.

Sogar Behelfsmasken können Risiko verringern

Weiter rät das Robert-Koch-Institut inzwischen nicht nur Menschen mit Atemwegserkrankungen zum Tragen einer Maske: „Es ist zu vermuten, dass auch Behelfsmasken das Risiko verringern können, andere anzustecken.“ Denn der Träger eines einfachen Mundschutzes gibt beim Atmen, Husten und Niesen weniger Tröpfchen in seine Umgebung ab. Für den Träger selbst bietet der Mundschutz hingegen kaum Schutz. Das zeigt ein Vergleich mehrerer Studien. Die feinen Tröpfchen in der Luft, in denen die Viren durch die Luft schweben, sind so klein, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz sie nicht aufhält. Dazu sind nur Spezialmasken mit speziellem Filter in der Lage, die ganz dicht am Gesicht abschliessen.

Abstand und Hygiene

Gewarnt wird überall, sich durch das Tragen von Masken in falscher Sicherheit zu wiegen. Die Menschen müssten weiter Abstand nehmen, sich an die Husten- und Niesregeln halten und die Handhygiene beachten.