Johanniskraut vertreibt die bösen Geister im Kopf

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Einem Akku gleich saugt das Johanniskraut mit seinen gelben Blüten im Hochsommer die Kraft der Sonne auf, um sie in den dunklen Tagen des Winters den Menschen zur Verfügung zu stellen. Der Name Johanniskraut stammt nicht zufällig vom Johanni-Tag am 24. Juni ab. Die im Johanniskraut enthaltenen Wirkstoffe vertreiben depressive Verstimmungen, besonders in winterlichen Phasen, wenn das Sonnenlicht gar nicht oder nur spärlich auf die Erde fällt. Hyperforin spielt die entscheidende Rolle. Der pflanzliche Wirkstoff bringt die Stimmungslage im Gehirn wieder ins Gleichgewicht, indem er verhindert, dass die Konzentration der Glückshormone Dopamin, Serotonin und Noradrenalin abnimmt. Speziell bei depressiver Verstimmung ist dies nötig, denn der Organismus schüttet dann zu wenig dieser Stimmungsaufheller aus. Zusätzlich hemmen Hypericin, Flavonoide und Xanthone den Abbau von Serotonin im Körper, wodurch die Wirkung des Hyperforin verstärkt wird.

Wendet man Johanniskraut dauerhaft an, kann es den Nervenstoffwechsel regulieren, innere Unruhe beseitigen, Ängstlichkeit nehmen, Spannungszustände auflösen sowie Ein- und Durchschlafstörungen beheben. Alles Merkmale, die auch bei leichten oder mittelschweren Depressionen anzutreffen sind. Die Präparate sind täglich einzunehmen. Deren Wirkung tritt verzögert nach zwei bis vier Wochen ein. Es wird eine Behandlungsdauer von einigen Monaten, mindestens aber vier bis sechs Wochen empfohlen.

Johanniskraut – in der Fachsprache als „Hypericum perforatum“ bezeichnet – ist eine bis zu 60 cm hohe Pflanze mit goldgelben Blüten. Sie ist in ganz Europa heimisch und wächst auf trockenen Böden, an Böschungen, Weg- und Strassenrändern und ist somit fast überall zu finden. Schon unsere Vorfahren hängten das getrocknete Kraut über Haus- und Stalltüren auf, um böse Geister abzuschrecken. Wenn man die Blüte zerreibt, tritt ein rötlicher Saft aus, weshalb die Pflanze im Volksmund auch als ,,Johannisblut‘‘ bezeichnet wird. Die Qualität der pflanzlichen Arzneimittel wird stark vom Erntezeitpunkt, dem verwendeten Pflanzenteil – die Blüten enthalten deutlich mehr Wirkstoffe als das Kraut –, von der Verarbeitung und von der Wahl des Extraktionsmittels beeinflusst.

Apo Stadelhofen 2014Neben der beruhigenden Wirkung wurde Johanniskraut schon im späten Mittelalter zur Wundheilung und bei leichten Verbrennungen ersten Grades eingesetzt. Der ölige Auszug beruhigt die gereizte Haut, wirkt entzündungshemmend und beschleunigt den Heilungsprozess. Die Soldaten führten Johanniskrautöl in ihren Feldapotheken mit und gossen es bei Verletzungen aller Art als erste Hilfe auf die Wunden. Weiter besitzt Johanniskraut eine verdauungsfördernde Wirkung und es hilft wegen seiner krampflösenden Eigenschaften besonders auch bei Frauenbeschwerden, sowohl während der Menstruation als auch in den Wechseljahren.

Johanniskraut ist die Heilpflanze mit den meisten wissenschaftlichen Untersuchungen auf die Wirkung der menschlichen Psyche. Johanniskraut Präparate sind als Kapseln, Filmtabletten, Dragées oder als Tinktur zum Einnehmen in der Apotheke oder Drogerie erhältlich. Vor der Einnahme sollte man mit dem Arzt oder Apotheker über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die bereits eingenommen werden, sprechen. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.

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