Die altersbedingte trockene Makuladegeneration, kurz AMD, ist extrem häufig. Weltweit trifft es mehr als fünf Millionen Menschen. Tendenz stark steigend, weil wir immer älter werden. «Mit 75 Jahren leidet jeder Fünfte darunter, mit 85 ist es jeder Dritte, und bei den über 90-Jährigen jeder Zweite», sagt PD Dr. Johannes Fleischhauer, Facharzt für Ophtalmologie vom Talacker Augenzentrum in Zürich. Nur 10 bis 15 Prozent haben die feuchte, die schon seit längerem behandelbar ist.
Selbst Gesichter können sie nicht mehr erkennen
Häufiger ist die trockene Form. Rund 80 Prozent der Betroffenen verlieren nach und nach die Sehkraft. Ungefähr bei einem Fünftel entwickelt sich eine geographische Atrophie. Dabei wird die Netzhaut im Bereich der Makula zerstört und die Sehfunktion erheblich eingeschränkt. Lesen, Autofahren sind nicht mehr möglich, Patienten können Gesichter nicht mehr erkennen.
Durchblutungsschwäche und Selbstzerstörung
Wie kommt es überhaupt zur trockenen AMD? «Der Sehvorgang produziert ständig Abfallprodukte. Diese müssen laufend abtransportiert werden», erklärt PD Dr. Johannes Fleischhauer. Man nimmt an, dass die Abfallprodukte bei einer trockenen AMD nicht mehr fortgeschafft werden. Durch oxidativen Stress und Durchblutungsschwäche kommt es zu einer Selbstzerstörung der Pigmentepithel-Zellen und zu einer übermässigen Aktivierung des Komplementsystems.
Irreversiblen Sehverlust vermeiden
Hier setzt der neue Wirkstoff Pegcetacoplan an. Er hemmt das überaktive Komplementsystem und bremst so den Krankheitsverlauf. Durch eine schnellere Zulassung kam der Wirkstoff im März vergangenen Jahres in den USA auf den Markt. Neue Daten zeigen, dass eine monatliche Injektion die Ausbreitung der geographischen Atrophie um 40 bis 50 Prozent verlangsamt. Dadurch kann ein möglicher Verlust der zentralen Sehschärfe hinausgezögert werden. Eine Heilung oder Wiederherstellung bereits verloren gegangener Sehleistung ist leider nicht möglich. Deshalb ist es wichtig, dass die Therapie früh gestartet wird, damit Betroffene der Gefahr eines unvermeidlichen irreversiblen Sehverlusts nicht schutzlos ausgeliefert sind.
In Europa und in der Schweiz warten Patienten und Ärzte noch immer auf die Zulassung. Mit jedem Tag, der verstreicht, verschlechtert sich die Sehleistung von unzähligen Betroffenen unwiderruflich. In ihrer Verzweiflung wenden sich Viele an Heilsbringer, die ihnen völlig überteuerte, obskure Behandlungen aufschwatzen. Nur gut betuchte Selbstzahler kommen an die Therapie heran. Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf rund 10’00 Franken.
PD Dr. med. Johannes Fleischhauer
Talacker Augen Zentrum Zürich
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