Mein Kampf gegen den Hautkrebs

Melanom

Vor sieben Jahren bemerkte ich am Hals einen dunklen Punkt in Grösse eines Stecknadelkopfes. In der Annahme, dass es sich um einen Mitesser handelt, drückte ich daran herum, jedoch öffnete sich die Pore nicht und der Punkt blieb, wie er war. In der Folge verhielt sich das Ganze über eine längere Zeit unauffällig, und erst einige Monate später hatte sich eine kleine Vergrösserung gebildet, die ich beim Rasieren immer wieder verletzte. Danach wuchs die Veränderung langsam aber stetig. Ich war jedoch nicht sonderlich besorgt. Doch meine Freunde rieten mir mit Nachdruck, zur Abklärung zu einem Arzt zu gehen. Immer noch überzeugt davon, dass es sich um einen Blutschwamm handelt, vereinbarte ich einen Termin beim Hausarzt, der mich an einen Dermatologen weiterleitete.

Krebszellen anstelle von Blutschwamm

Der erste Schreck kam, als ich sah, wie gross die entfernte Wucherung war. Doch der Dermatologe beruhigte mich. Auch er gehe davon aus, dass es sich um einen Blutschwamm handle. Um so grösser war der Schock, als man im Gewebe Krebszellen fand und auf Grund der Grösse der Wucherung eine Nachexzision mit einem grossen Sicherheitsabstand im Universitätsspital Zürich nötig wurde. Jedoch entdeckte ich einige Wochen später im selben Bereich bereits ein neues Knötchen, weshalb ich erneut unters Messer musste.

Trotz, oder gerade dank der Grösse des Unispitals wurde ich immer sehr gut betreut. Sowohl, pflegerisch als auch von der ärztlichen Seite. Durch die gute Vernetzung wurde der Kontakt mit der Dermatologischen Klinik und Prof. Dummer, welcher mit seinem Team an vorderster Front in der Forschung und Bekämpfung des Melanoms mitwirkt, hergestellt. Mir wurde angeboten, an einer laufenden Studie mit einem neuen Medikament auf Basis der Immuntherapie teilzunehmen. «Wenn es mir nicht hilft, dann wenigstens dem nächsten“, dachte ich und stimmte zu. Die Studie war mehrarmig, und man wurde einer Gruppe zugelost. Es gab eine Gruppe, welche das Medikament erhält und eine Vergleichsgruppe, welche konventionell mit der von mir gefürchteten Chemotherapie behandelt wurde. Erneut hatte ich Glück und wurde der Gruppe mit dem neuen Medikament zugelost.

Nebenwirkungen unangenehm aber hinnehmbar

Bald zeigten sich die ersten Erfolge, indem diverse Ableger schrumpften oder zumindest stabil blieben. Das hielt noch eine Weile an, bis zum kompletten Verschwinden der Metastasierungen. Die Nebenwirkungen waren in meinem Fall zwar unangenehm, aber – vor allem im Vergleich zur Chemo – hinnehmbar. Zu Beginn der Therapie konnte ich abgesehen von kurzen Absenzen meiner Arbeit weiterhin zu 100% nachgehen. Mit meiner eher technischen und nüchternen Sichtweise auf die Krankheit konnte ich alles lange Zeit ziemlich gut ertragen. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die seelischen, sozialen und psychologischen Aspekte der Krankheit, welche mich immer wieder beschäftigen.

2014 kam ein herber Rückschlag. Trotz sehr engmaschiger Kontrollen hatte sich unbemerkt ein Ableger im Hirn gebildet, der zu einem Krampfanfall mit Totalaussetzer führte. Die gesamte Gewebewucherung konnte jedoch sauber entfernt und das umliegende Gewebe verschont werden. Danach folgte eine Bestrahlung.

Regelmässige Kontrollen

Aktuell erhalte ich immer noch alle drei Wochen eine Infusion und gehe regelmässig in Kontrollen. Weitere Metastasierungen sind geschrumpft, verschwunden oder zumindest nicht aktiv. Die Ärzte sprechen von einer Complete Remission. Somit ist auch für mich aus der Odyssee von der Studie zum zugelassenen Medikament trotz vielen Rückschlägen ein voller Erfolg geworden.

Ein grosser Teil unserer Gesellschaft setzt die Diagnose Krebs noch immer einem Todesurteil gleich. Doch genau das ist meiner Meinung nach der grosse Fehler. Man steckt den Kopf in den Sand und sieht sich selbst oder den Betroffenen bereits als tot an. Ich musste im Familien- und Freundeskreis sowie bei der Arbeit viel Aufklärungsarbeit leisten. Meine Sicht war und ist: Sterben müssen wir sowieso alle irgendwann. Der einzige Unterschied ist, dass es bei mir wahrscheinlich etwas früher sein wird und ich die Ursache bereits kenne. Doch Vorsicht; das Schicksal ist ein launischer Geselle, und wer weiss schon, ob ich nicht schon morgen unglücklich stürze, überfahren werde oder sonst etwas geschieht.

Last but not least:

Ein grosses Dankeschön an: Meine Retter bei meinem Rückschlag Renato und Sandro, das damalige Studienteam um Prof. Dummer; im speziellen Dr. med. Maya Wolfensperger, das «Mayer» Team und die gesamte Pflege des USZ.

Zeigen Sie verdächtige Hautveränderungen

Jede dritte Person im Pensionierungsalter hat Vorstufen von weissem Hautkrebs. Sie können sich zu einem richtigen Hautkrebs entwickeln. Das ist jedes Jahr bei 20’000 bis 25’000 Personen der Fall. Weiter erkranken in der Schweiz rund 2’000 Personen an schwarzem Hautkrebs, dem malignen Melanom, das nach wie vor eine häufige Todesursache darstellt. Mit diesen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hohen Werten ist die Schweiz in Europa Spitzenreiter und gilt weltweit als Hochrisikoland. Die Dermatologen gehen von der Annahme aus, dass dies auf die relativ hohe UV- Belastung der Schweizer Bevölkerung besonders durch die Freizeit in den Bergen und durch häufige Reisen in sonnige Länder zurückzuführen ist.

Menschen, die viele Jahre im Freien arbeiten, tragen ein erhöhtes Risiko für hellen Hautkrebs, vor allem für das sogenannte Spinaliom. In einigen Ländern ist dieses Krankheitsbild als Berufskrankheit anerkannt. In der Schweiz übernimmt die SUVA nach Abklärung des Zusammenhangs der Krankheit mit der Berufstätigkeit die Kosten der Behandlung.

Schweiz hat hohes Risiko

Das hohe Risiko in der Schweiz ist Anlass dafür, die Hautkrebskampagne 2018 unter das Motto «BERUFSKRANK DURCH SONNE» zu stellen. Die Kampagne richtet sich an Berufsgattungen, die häufig im Freien arbeiten, zum Beispiel an Bau-, Strassen- und Gleisarbeiter, Forst- und Gartenarbeiter, Landwirte sowie Personal in offenen Schwimmbädern. Sie alle sollen auf das hohe Hautkrebsrisiko und den verantwortungsvollen Umgang mit der Sonne während der Arbeit sensibilisiert werden.

Jedes Jahr zeigt sich nach der Kampagne, wie gut und wichtig deren Wirkung ist: Bei der Kampagne 2016 wurden 2’795 Personen untersucht. Bei 580 Personen wurden verdächtige Hautveränderungen festgestellt; darunter 29 bösartige Hauttumore, 6 davon Melanome.

Speziell am 14. Mai 2018, dem Nationalen Hautkrebstag, sowie an den Folgetagen bis zum 18. Mai bieten viele praktizierende Dermatologinnen und Dermatologen sowie dermatologische Zentren kostenlose Erstuntersuchungen von verdächtigen oder unklaren Muttermalen an: www.melanoma.ch