Übergewicht und Sex sind ein schwieriges Thema. Lieber schweigt man darüber. Besonders schwerwiegend ist der Zusammenhang von sexuellem Missbrauch und Übergewicht. Wer früh im Leben misshandelt oder sexuell missbraucht wurde, ist als Erwachsener anfälliger für chronische Schmerzen, Herzerkrankungen, Übergewicht und Diabetes. Viele Opfer führen einen ungesunden Lebensstil. Sie bewegen sich wenig, schlafen schlecht, ernähren sich ungesund und rauchen viel. Zudem weiss man, dass der Körper dieser Menschen unter Belastung mehr und über längere Zeit Stresshormone freisetzt. Essen hilft den Missbrauchsopfern, negative Gefühle, den erlittenen Schmerz und den Stress zu bewältigen.
Übergewicht schadet dem Sexleben
Ein anderer Aspekt wiegt genauso schwer. Übergewicht schadet dem Sexleben. Dicke Menschen haben deutlich weniger Sex und mehr Potenzprobleme. Das hat einerseits rein körperliche, aber auch hormonelle und psychische Gründe. Übergewichtige genieren sich häufig für ihren Körper und haben ein geringes Selbstwertgefühl. Das wird noch gefördert durch die Werbung, in der fast ausschliesslich schlanke Menschen als Schönheitsideale verkauft werden.
Eine Untersuchung mit mehr als 12’000 Personen zeigte, dass adipöse Frauen unter 30 seltener zu Verhütungsmitteln greifen und vier Mal so oft ungewollt schwanger werden wie Frauen mit einem normalen Körpergewicht. Sie lernen ihre Partner auch häufiger via Internet kennen und betrachten Sex seltener als wichtig für ein erfülltes Leben. Stark übergewichtige Männer haben gemäss der Studie ein erhöhtes Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken.
Statt der Lust wächst die Brust
Beim Mann führt ein üppiger Bauch zu Testosteronmangel und zu Erektionsstörungen. Viele Männer wissen jedoch nicht, dass ihre sexuellen Probleme einen direkten Zusammenhang mit ihrer Fettleibigkeit haben. Auch nehmen Männer das Thema Übergewicht längst nicht so ernst wie Frauen. Potenzprobleme können sogar ein erstes Warnsignal für ernsthafte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arterienverengung und Diabetes sein. Das Bauchfett ist nicht wie man meinen könnte totes Gewebe, sondern hoch aktiv, indem es Testosteron in das weibliche Sexualhormon Östrogen umwandelt. Das ist der Grund dafür, dass korpulente Männer Brüste bekommen. Statt der Lust wächst die Brust, kann man salopp sagen. Und gerade noch eine Faustregel: Je grösser der Bauchumfang, desto niedriger der Testosteronspiegel eines Mannes. Und je weniger Testosteron er hat, desto mehr Fett sammelt er in seinem Körper an und desto schwerer fällt ihm das Abnehmen. Ein Teufelskreis.
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Lusttötenden Teufelskreis durchbrechen
Jetzt aber die gute Nachricht: Diesen lusttötenden Teufelskreis können Mann und Frau durchbrechen. Übergewichtige Männer können ihr Stehvermögen rasch verbessern, wenn sie auch nur ein paar Kilo abnehmen und sich mehr bewegen. Bereits eine kleine Verringerung des Bauchumfanges um zwei bis drei Zentimeter bringt eine deutliche Verbesserung der Potenz. Männer, die regelmässig Sport treiben, können ihren Testosteronspiegel um 20 bis 30 Prozent erhöhen. Auch bei Frauen führt bereits ein mässiger Gewichtsverlust zu mehr Freude am Sex. Und Sex hat einen entspannenden und stresslösenden Effekt, was fürs Abnehmen wiederum sehr förderlich ist, besonders bei emotionalen Essern.
All diese Faktoren sind viel wichtiger als der eigentliche Kalorienverbrauch beim Sexualakt. Denn selbst eine halbe Stunde wilder Sex benötigt nur rund 100 Kilokalorien. Das ist etwa vergleichbar mit einem lockeren halbstündigen Spaziergang. Noch ein Vergleich: Mit 30 Minuten intensivem Laufen verbrennt man gegen 300 Kilokalorien. Mehr Sex lohnt sich beim Abnehmen also nicht in erster Linie wegen den paar mehr verbrannten Kalorien, sondern wegen dem Kollateralnutzen: Sex macht – hoffentlich – glücklich und entspannt. Und wer glücklich ist und entspannt, kann viel leichter abnehmen.
Die besten Tipps:
- Reden Sie über Sex, auch wenn Sie übergewichtig sind. Machen Sie trotz den Kilos kein Geheimnis aus Ihren sexuellen Wünschen und Hemmungen.
- Warten Sie nicht, bis Ihr Partner Sie anspricht und Ihre Bedürfnisse und Ängste errät.
- Packen Sie dieses scheinbar so schwerwiegende Thema mit einer grossen Portion Leichtigkeit und Humor an und lachen Sie zu zweit darüber.
- Schaffen Sie eine angenehme, stimulierende Umgebung. Vielleicht hilft es, den Raum etwas abzudunkeln und mit ein paar Kerzen sanft zu erhellen. So fühlen Sie sich weniger ausgestellt.
- Mit ein paar neckischen Kleidern sieht auch ein korpulenter Körper verführerisch aus.
- Spielen Sie miteinander. Entdecken Sie auch andere Wege zum Orgasmus als den Geschlechtsverkehr. Experimentieren Sie, welche Berührungen des Körpers dem Partner Lust bereiten.
- Nicht jeder sexuelle Kontakt muss in einem ultimativ getimten Orgasmus enden. Geben Sie sich selbst und dem Partner die Erlaubnis, das Zusammensein zu geniessen, ohne auf den Höhepunkt hinzuarbeiten.
- Seien Sie offen für Hilfsmittel. Wohlduftende Öle für die Massage, Gleitmittel für die Vagina, oder warum nicht ein Vibrator.
- Erhöht man bei der Missionarsstellung das Gesäss der Frau mit einem Kissen, hat der Partner trotz Bauch einen besseren Zugang, besonders, wenn er kniet und sich etwas nach hinten lehnt.
- Unter Übergewichtigen ist auch die Reiterstellung beliebt, bei der die Frau auf dem Mann sitzt oder kniet.
- Weitere komfortable Positionen für beleibte Menschen sind die Hündchen- und die Seitenstellung.
- Machen Sie aber nicht nur Sport im Bett, sondern bei jeder anderen Gelegenheit. Jeder Muskelzuwachs verbessert den Hormonstatus bei Mann und Frau und erleichtert das Abnehmen – und natürlich auch den Sex.