Der neuste Schrei bei der Behandlung von Krampfadern ist Wasserdampf. Venenspezialist Dr. Hermann Rohner in Dübendorf sagt, was davon zu halten ist.
Neben den traditionellen Verfahren wie dem Venen-Stripping kamen in den letzten Jahren neuere Verfahren wie der Laserkatheter in Mode. War es zuerst nur der Laser, so kamen in den letzten Jahren weitere Verfahren wie Radio- und Mikrowelle dazu. Das Allerneuste ist derzeit die Behandlung mit heissem Dampf. Dabei wird heisser Dampf durch einen Katheter geschickt, um das kranke Gefäss zu verschließen. Vorteil dieser Methoden – so die Behauptung der Anbieter – keine Narben, keine Blutergüsse, keine Arbeitsunfähigkeit.
Allen drei Methoden gemeinsam ist, dass die Einmündungsstelle der oberflächlichen Hauptvene in das tiefe Venensystem nicht behandelt wird. Genau das muss aber zwingend gemacht werden, um den Ursprung des Krampfadern-Leidens zu beseitigen. Allen drei Methoden ist zudem gemeinsam, dass sehr teure Einweg-Sonden – eine Sonde kostet Fr. 600.- und mehr – verwendet werden. Neben den teuren Einweg-Sonden müssen noch sehr teure Geräte amortisiert werden. Weiter ist allen drei Methoden gemeinsam, dass die Nebenäste immer noch mit Häkli entfernt werden müssen.
Die Krampfadern-Operation gehört zu den häufigsten Eingriffen. Einerseits wird immer wieder über die hohen Kosten im Gesundheitswesen gejammert und andererseits werden Methoden präsentiert, die teuer und ineffizient sind. Rezidiv-Operationen sind aufwendig und teuer. Die klassische Krampfadern-Operation ist ein Standard-Eingriff, der sich über Jahre bewährt hat. Eine Krampfadern-Erkrankung ist eine chronische Erkrankung und wird den Betroffenen ein ganzes Leben begleiten. Ziel der Krampfadern-Behandlung ist: keine Beschwerden, möglichst gutes kosmetisches Resultat und nie offene Beine. Zentraler Pfeiler der Krampfadern-Behandlung ist und bleibt deshalb das konsequente tragen von Kompressionsstrümpfen.
Je jünger der Patient mit Krampfadern, desto aggressiver muss behandelt werden, das heisst mit Absetzen der oberflächlichen Hauptvene in der Leiste oder in der Kniekehle, sowie entfernen der Nebenäste. Oft werden diese Eingriffe von Ärzten durchgeführt, welche über keine oder nur rudimentäre chirurgische Ausbildung verfügen. Es ist zu bezweifeln, dass diese Ärzte intraoperative Probleme und Komplikationen beheben können. Weiter bin ich mir nicht sicher, ob diese Ärzte über die notwendige Haftpflichtversicherung verfügen. Oft werden diese Eingriffe in Räumlichkeiten durchgeführt, die nicht dem Standard eines OP-Saal’s entsprechen.
In der Tagespresse erscheinen immer wieder Inserate, welche Krampfadern-Operationen ohne Narkose, Schmerzen und schon fast über Mittag anpreisen. Solche Anzeigen sind reine PR-Aktionen. Krampfadern entwickeln sich über Jahre und Jahrzehnte, deshalb sind Krampfadern-Operationen Wahleingriffe. Es bleibt somit genügend Zeit, um sich zu informieren, über die vorgeschlagene Technik sowie über den behandelnden Arzt. Vor allem sollte man sich weder durch unkritische Anpreisungen noch durch gestylte Praxen beeindrucken lassen. Zudem lohnt es sich, eine Zweitmeinung einzuholen.