Dank ihrer Hündin Nala und der Kompressionstherapie hat Gisela Bötschi ihre Krampfadern fest im Griff – und braucht keine weitere Operation.
Offene Beine und kranke Venen hatte sie als Arztgehilfin zur Genüge gesehen. Und der Anblick schwulstig-blauer Krampfadern bei ihrer Grossmutter tauchte wie ein Schreckgespenst in ihren Kindheitserinnerungen auf. Nein, wenn eines klar war: Mit derart unschönen Beinen wollte Gisela Bötschi, 55, aus Mauren TG nie herumlaufen müssen.
Doch schon mit 25 die Ernüchterung: In den Kniekehlen kamen blaue Venen zum Vorschein. «Jetzt also auch bei mir», dachte Gisela Bötschi. Ein Tribut an die beginnende Schwangerschaft? «Meine Beine wurden von Woche zu Woche schwerer, schwollen an und taten vor allem bei längerem Sitzen weh. So richtig wahrhaben wollte ich es noch nicht und stand die neun Monate durch.» Anders bei der zweiten Schwangerschaft. «Die Schmerzen wurden zu gross, und ich besorgte mir Kompressionsstrümpfe. So, wie wir es auch in unserer Praxis den Patientinnen immer empfohlen hatten. Oh Gott, war das mühsam! Die Strümpfe hatten keinen guten Halt, verrutschten bei jeder Gelegenheit, und wegen des Bauches konnte ich keine Strumpfhose anziehen. Trotzdem hielt ich durch, denn – einmal angezogen – erfüllten sie ihren Zweck. Der schmerzende Druck nahm ab, die Beine blieben leicht. Das war dringend nötig, denn ich hatte mein erstes Kind zu versorgen.»
Insgesamt vier Schwangerschaften forderten Gisela Bötschi alles ab. Nach der letzten Geburt war die damals 30-Jährige froh, ihre Kompressionsstrümpfe wieder im Schrank verstauen zu können. Doch oh je! Die Beschwerden kamen zurück; auch ohne Schwangerschaft und stärker als zuvor. «Aus Angst vor offenen Beinen liess ich mich in der Venenklinik behandeln, wo man mir Teile der Stammvenen plus kleinere Krampfadern entfernte. Ich wusste natürlich, dass die Veranlagung zu Krampfadern nicht wegoperiert werden kann und ging nach vierzehn beschwerdefreien Jahren zur Kontrolle, weil an einer anderen Stelle neue Krampfadern aufgetaucht waren. Ich könne sie operieren lassen oder als Alternative einen Versuch mit Kompressionsstrümpfen starten. Dass mich der Spezialist in der Venenklinik nicht zur Operation drängte, gefiel mir.» Fortan trug Gisela Bötschi eine Kompressionsstrumpfhose. Mit Erfolg, wie der nächste Venen-Check fünf Jahre später bewies: Alles stabil. Die Kompression hatte volle Wirkung gezeigt. Weiter so!
An die Strumpfhosen hat sich Gisela Bötschi längst gewöhnt. «Die Modelle haben sich in den letzten 30 Jahren stark verbessert, sind viel dünner, technisch perfekt und modisch geworden», sagt sie. Für Betroffene, die mit dem Anziehen etwas Mühe bekunden, gibt die 55-Jährige ihr eigenes Strumpfhosen-Ritual preis: «Nach dem Duschen am Morgen lege ich mich noch ein paar Minuten aufs Bett, damit Füsse und Beine komplett trocken sind. Wer sich eincremt, sollte warten, bis die Creme in die Haut eingezogen ist. Dann nehme ich die Strumpfhose und ziehe sie auf dem Rücken liegend an beiden Füssen bis zum Knöchel hoch. Mit langen Fingernägeln und rauher Haut sollte man zum Schutz der Strümpfe die Spezialhandschuhe verwenden. Anschliessend schiebe ich die Strumpfhose auf den Knöcheln zusammen und greife die Wulst mit den Händen. Jetzt nur noch abwechselnd auf beiden Seiten bis zum Oberschenkel nach oben ziehen, aufstehen und weiter bis zur Taille. Zum Schluss von unten nach oben glatt streichen. Sitzt.»
Gisela Bötschi ist restlos überzeugt von der Kompressionstherapie. «Diese Strumpfhosen geben mir den ganzen Tag ein supergutes Gefühl. Sie stützen perfekt und schmiegen sich an wie eine zweite Haut.» Zum Schluss verrät sie uns noch, was für eine Rolle Hündin Nala in der Therapie spielt. «Mit Nala gehe ich täglich und bei jedem Wetter aus dem Haus. Laufen stärkt meine Beinmuskulatur, entlastet die Venen und beugt Komplikationen vor. Der Fall ist klar: Dank Nala und den Strumpfhosen kann ich auf eine weitere Operation verzichten.»
Richtig anziehen
Strumpfhersteller raten, sowohl zum An- als auch zum Ausziehen Spezial-Gummihandschuhe zu verwenden. Aus zwei Gründen: Der Strumpf kann damit einerseits kräftesparend und andererseits schonend für das Gestrick an- und ausgezogen werden.
Zum Anziehen der Strümpfe nimmt man den Strumpf wie einen Stiefel in die Hand und zieht ihn so weit über den Fuss und Unterschenkel, bis man einen Widerstand spürt. Dann greift man mit den Händen wie ein «Schraubstock» über den Fuss und schiebt den Strumpf bis zum Rist. Nun eine Hand auf die Ferse, die andere auf den Rist legen und den Strumpf mit der flachen Hand und streichenden Bewegungen etappenweise am Bein weiter nach oben schieben.
Zum Ausziehen fasst man den Strumpf am oberen Rand und zieht den Bund über das Bein und die Ferse fast bis zur Fussspitze. Man streicht abwechselnd mit einer Hand über die Ferse und über den Rist und schiebt so den nun doppellagigen Strumpf immer weiter in Richtung Fussspitze.
Lassen Sie sich diese Techniken beim Kauf des Strumpfes vom Fachpersonal zeigen. Anschauliche Videos zum Handling der Strümpfe finden Sie auch unter www.sigvaris.ch