Ozon – wie man sich schützt

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Mit den Sommertagen kommt das Ozon. Dr. Irène Kunz sagt, wie man sich am besten schützt und was von Arbeitsverboten zu halten ist.

Gemäss Luftreinhalteverordnung beträgt der Grenzwert für Ozon 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. Er darf nur während einer Stunde pro Jahr überschritten werden. Steigt der Stundenmittelwert auf über 180, muss die Bevölkerung informiert werden. Überschreitet dieser Wert während drei aufeinanderfolgenden Stunden sogar 240 Mikrogramm pro Kubikmeter müssen in gewissen Kantonen Sofortmassnahmen ergriffen werden, zum Beispiel vorübergehende Temporeduktionen auf Autobahnen. Wichtiger als diese Sofortmassnahmen sind jedoch solche, welche die Luftschadstoffe erheblich und langfristig senken. Dazu hat sich die Schweiz im Rahmen des sogenannten Protokolls von Göteborg verpflichtet.
Der Grenzwert am Arbeitsplatz für Ozon beträgt 200 Mikrogramm pro Kubikmeter. Er ist also fast doppelt so hoch wie derjenige der Luftreinhalteverordnung vom 120. Wie ist diese Abweichung zu erklären? Der Grenzwert der Luftreinhalteverordnung soll die Bevölkerung aller Altersstufen, über 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr schützen und die gesamte Tier- und Pflanzenwelt vor schädigenden Einflüssen bewahren. Der Grenzwert am Arbeitsplatz dagegen bezieht sich auf die überwiegende Zahl der gesunden Beschäftigten. Seine Einhaltung soll sie während rund 42 Stunden pro Woche auch über längere Perioden vor gesundheitlichen Schädigungen schützen. Kurzfristige Überschreitungen des Grenzwertes am Arbeitsplatz bedeuten nicht, dass gesundheitliche Probleme zu erwarten sind, ebenso wenig wie das Einhalten des Grenzwertes garantiert, dass es zu keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung kommt.
In den vergangenen Jahren ist es neben den verhältnismässig häufigen Überschreitungen des Grenzwertes der Luftreinhalteverordnung von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter auch zu Überschreitungen des Grenzwertes am Arbeitsplatz gekommen, vor allem im Tessin. In solchen Fällen wird immer wieder die Forderung laut, Arbeiten im Freien einzustellen. Dem ist entgegenzuhalten, dass Massnahmen im Grundsatz verhältnismässig sein müssen, dass die maximal zu erwartenden Ozonkonzentrationen erst im Laufe des Nachmittags auftreten, dass eine zuverlässige Vorhersage am Vormittag nicht möglich ist, und dass erhebliche Konzentrationsunterschiede über kurze Distanzen hinweg häufig sind. Jeder Arbeitsplatz müsste messtechnisch überwacht werden. Zu bedenken ist schliesslich, dass Arbeitsverbote nur dann sinnvoll sind, wenn sich die Betroffenen in dieser Zeit wirkungsvoll vor den erhöhten Ozonkonzentrationen im Freien schützen könnten, was nicht immer der Fall ist.
Um erhöhten Ozonkonzentrationen zeitlich und örtlich auszuweichen, wird empfohlen, körperlich anstrengende Arbeiten in die Vormittagsstunden zu verlegen und am Nachmittag vermehrt solche in schattigen Innenräumen auszuführen. Für Arbeitsplätze in Innenräumen, wo eine erhöhte Ozonkonzentration auf lokale Quellen wie UV-Anlagen, Desinfektoren oder Laserdrucker zurückzuführen ist, ist mit technischen, organisatorischen und personenbezogenen Schutzmassnahmen sicherzustellen, dass die Grenzwerte am Arbeitsplatz eingehalten werden. Auf diese Weise lassen sich gesundheitliche Probleme durch Ozon weitgehend vermeiden.

Ozon

Ozon ist ein aggressives Reizgas und Hauptbestandteil des Sommersmogs. Es entsteht bei schönem Wetter unter Einwirkung des Sonnenlichts aus Stickoxid und flüchtigen organischen Verbindungen. Aufgrund seiner geringen Wasserlöslichkeit kann es tief in die Lungen eindringen. Als starkes Oxidationsmittel kann Ozon Zellmembranen und Nervenendigungen der Atemwegschleimhaut angreifen. Die Folge sind Reizwirkungen und Gewebeschäden in der Lunge. Akute Wirkungen von Ozon sind Augenreizungen, Brennen und Kratzen im Hals, Atembeschwerden, Entzündungsreaktionen in den Atemwegen, Druck und allenfalls Schmerzen in der Brust beim tiefen Einatmen, Einschränkungen der Lungenfunktion sowie Kopfschmerzen.
Die Ozonempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Eine genau abgrenzbare Risikogruppe gibt es nicht. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO reagieren 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung besonders empfindlich. Die Wirkung von Ozon ist abhängig von der Konzentration. Je höher die Ozonwerte steigen, desto mehr Personen sind betroffen. Je länger sich jemand an ozonreicher Luft aufhält und je mehr er sich körperlich anstrengt, desto stärker ist die Reaktion. Einige Stunden nach der Ozon-Spitze lassen diese Wirkungen wieder nach. Langzeitschäden durch Ozon alleine sind nicht zu erwarten.
Besonders betroffen von den akuten Auswirkungen sind Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, körperlich aktiv sind und kräftig durchatmen. Zu ihnen zählen Arbeitnehmende und Sportler, die körperliche Schwerarbeit verrichten. Bei ihnen kann es nicht nur zu den typischen Symptomen kommen, sie können auch mit Leistungseinbussen und Verminderung der Lungenfunktion reagieren.