Puls messen ist Pflicht

Spätestens ab 60 sollte man nicht nur regelmässig den Blutdruck, sondern auch den Puls messen. Und zwar wegen Vorhofflimmern und der Gefahr eines Hirnschlags.

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Herzrhythmusstörungen werden im Alter immer häufiger, allen voran das Vorhofflimmern. «Bei den 80-Jährigen ist jeder Zehnte davon betroffen», sagt Dr. Andreas Müller, Leiter Elektrophysiologie der Klinik für Kardiologie am Zürcher Stadtspital Triemli. Begünstigt wird Vorhofflimmern durch hohen Blutdruck, Übergewicht und das Schlafapnoe-Syndrom, das mit nächtlichen Atemstillständen einhergeht.

Vorhofflimmern erhöht Risiko für Schlaganfälle

Vorhofflimmern macht nicht nur sehr unangenehme Symptome, sondern geht auch mit einem massiv erhöhten Schlaganfallrisiko einher. Weil ein Hirnschlag immer ein dramatisches Ereignis ist, das zum Tod oder zu schweren Behinderungen mit Verlust der Selbständigkeit oder der Sprache führen kann, plädiert Dr. Müller vehement für eine konsequente Verbesserung der Früherkennung: «Es geht darum, zu verhindern, dass jemand sein Vorhofflimmern erst dann bemerkt, wenn er den ersten Hirnschlag erleidet.»

Deshalb gilt: Blutdruck messen, aber richtig. Das heisst, beim Blutdruck messen immer auch ans Vorhofflimmern denken. Am besten geht das, wenn man ein Blutdruckmessgerät verwendet, das unregelmäs­sigen Herzschlag entdeckt und eine entsprechende Warnfunktion hat. Die Geräte, die wir Ihnen anbieten, können das.

Zuerst Blutverdünnung, dann Symptombehandlung

Wird ein Vorhofflimmern entdeckt, geht es zuerst vor allem darum, das Hirnschlagrisiko mit einer wirksamen Blutverdünnung zu senken. Dieses ist selbst dann erhöht, wenn das Vorhofflimmern überhaupt keine Beschwerden macht. Zweites Ziel ist die Behandlung der Symptome, um den Betroffenen ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen und ihnen eine lebenslange Einnahme von Herzmedikamenten mit all ihren Nebenwirkungen und Risiken zu ersparen. Das macht man am besten mit der Katheterablation, bei der die Eintrittsstellen der vier Lungenvenen vom Gewebe der linken Vorkammer elektrisch isoliert werden.

Technischer Fortschritt bei Katheterablationen

Rund 200 bis 250 Katheterablationen macht man aktuell im «Triemli» pro Jahr, Tendenz steigend. Die Nachfrage ist gross, was zum Teil auch zu Wartefristen führt. Ein neues Herzkatheterlabor ist in Planung, lässt aber auf sich warten. Die Entwicklung auf dem Gebiet ist rasant. «Brauchte man früher für eine Ablation bis zu acht Stunden, benötigt ein geübter Rhythmologe heute nicht mal deren zwei», sagt Dr. Müller. «Der grosse technische Fortschritt bei den Kathetern und Mapping-Systemen, aber auch die grosse Erfahrung mit dieser Behandlung senken nicht nur den zeitlichen Aufwand, sondern erhöhen die Treffsicherheit bei der Diagnose und Therapie und bringen mehr Komfort und weniger Strahlenbelastung für die Patienten. Das Resultat ist, dass mehr Patienten behandelt werden können, nicht nur verhältnismässig junge, sondern zunehmend auch ältere Menschen, die unter den Symptomen leiden und mit den herkömmlichen Medikamenten mehr schlecht als recht therapiert werden konnten.»

Besonders beim 3-D-Mapping-System wurden grosse Fortschritte gemacht. Dank einer neuen Software können komplexe Rhythmusstörungen behandelt werden, die bisher als hoffnungslos galten. Dr. Müller: «Wir erleben fast jeden Tag, dass wir den betroffenen Menschen eine Lebensqualität zurückgeben können, die bisher undenkbar war.»

Vorhofflimmern

Beim Vorhofflimmern schlagen die Herzvorhöfe zu schnell, unregelmässig und unkoordiniert. Ursache ist eine Art elektrisches Gewitter in den Vorkammern des Herzens. Als Folge kann es zu einer Herzschwäche kommen. Das Hauptrisiko besteht jedoch darin, dass sich im Vorhof Blutgerinnsel bilden, die sich ablösen und via Hauptschlagader ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen. Das ist der Grund, weshalb Patienten mit Vorhofflimmern eine konsequente Blutverdünnung brauchen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 05.11.2015.

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