Die Frau und die Blase – oder besser gesagt – die Blasenentzündungen. Das ist eine unendliche Geschichte. Die Natur hat es so gewollt. «Die Harnröhre der Frau ist mit 2 bis 3 cm sehr kurz, was das Aufsteigen von Bakterien vom Darm in die Blase begünstigt», sagt Privatdozent PD Dr. Daniele Perucchini, Urogynäkologe in Zürich. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit diesem Thema und betreibt ein eigenes Blasenzentrum. «Kommt dazu, dass sich die Harnröhrenöffnung im Gegensatz zum Mann in unmittelbarer Nähe zum Scheideneingang und zum Enddarm befindet.» Nach der Abänderung macht der Hormonmangel die Blasenschleimhaut noch anfälliger für Infektionen. Dr. Perucchini: «Der lokale Hormonmangel ist einer der wichtigsten Gründe, dass es nach der Menopause immer öfter zu Blasenentzündungen kommt. Auch Geschlechtsverkehr scheint die Häufigkeit von Blasentzündungen zu fördern.»
Natürliche Wirkung ohne Resistenzenbildung
Rund die Hälfte der Frauen leidet an Harnwegsinfektionen, die immer wiederkehren. Am häufigsten sind Darmbakterien mit dem Namen E. coli die Übeltäter. Die Behandlung von akuten Harnwegsinfekten mit Antibiotika ist Routine. Was aber tun, wenn schon die nächste Entzündung kommt, bevor die alte richtig abgeheilt ist? Gibt es eine Alternative zur Gabe von Antibiotika, die zwangsläufig mit der Gefahr der Resistenzbildung einhergeht? Ja, es gibt sie. Und sie heisst D-Mannose. Dabei handelt es sich um einen Einfachzucker, der mit Glucose eng verwandt ist.
Dr. Perucchini hat eine langjährige, gute Erfahrung mit D-Mannose bei Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen. In seiner Spezialsprechstunde weist er seine Patientinnen explizit auf die Möglichkeit hin, auf ganz natürliche und wirksame Weise Blaseninfekten vorzubeugen. Wie erklärt sich der Facharzt die Wirkung? «D-Mannose ist ein Zucker, der kaum resorbiert wird, wenn man ihn einnimmt. Er wird fast unverändert mit dem Urin ausgeschieden und damit in der Blase angereichert. Dort dockt er aufgrund seiner chemischen Struktur an die Bakterien an und verhindert deren Anhaften an die Blasenwand. In der Folge werden die Konglomerate aus E. coli und D-Mannose mit dem Urin ausgeschieden.
Schonende Alternative zu Antibiotika
Wissenschaftlich ist diese Wirkung mit einer Studie untermauert. Dr. Perucchini bezeichnet D-Mannose als ausgezeichnet verträgliche Möglichkeit zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten, ohne Gefahr der Resistenzbildung, und damit als schonende Alternative zur wiederholten Anwendung von Antibiotika. Der Urogynäkologe betont aber, dass bei starken Entzündungszeichen und allenfalls sogar Fieber trotzdem eine Antibiotikatherapie notwendig werden kann.
Der Einfachzucker D-Mannose beeinflusst weder die Kalorienbilanz noch den Blutzucker und kann auch von Diabetikern nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.