Schluss mit der Angstmacherei

WC wp

Das Thema Verstopfung beschäftigt unsere Leserinnen und Leser seit Wochen wie kein anderes. Eine Leserin will wissen, wie sie vorgehen muss und wie verträglich der Midro-Tee ist.

Ich leide schon seit vielen Jahren unter chronischer Verstopfung und habe allerhand ausprobiert: Leinsamen, viel trinken, viel Sport treiben und so weiter und so fort. Manchmal geht es gut, manchmal auch nicht. Kürzlich erzählte mir eine Kollegin, dass sie seit 20 Jahren jeden Tag den Senna-Tee von Midro nimmt. Sie fahre damit sehr gut. Es sei das einzige Mittel, das ihr helfe. Als ich in der Apotheke nach diesem Tee fragte, hat man mir davon abgeraten. Er greife mit der Zeit die Darmwände an. Was sagen Sie dazu?

 

Dr. Andreas Müller HirslandenDas sagt Dr. Andreas Müller vom GastroZentrum Hirslanden:

Anscheinend wurden Sie bisher medizinisch noch nicht abgeklärt. Das heisst nicht, dass man Sie auf den Kopf stellen muss. Man sollte bei Ihnen jedoch eine einfache Kolontransitzeitbestimmung mit Markern durchführen. Zudem brauchen Sie einen Hausarzt, der bei Ihnen die genaue Krankengeschichte aufnimmt und feststellen kann, ob Sie eher an einer sogenannten Slow-Transit-Verstopfung oder an einer Outlet-Obstruktion-Obstipation, das heisst an einer Entleerungsstörung im Bereich des Anorektums, leiden. Diese beiden Typen von Verstopfungen müssen auseinandergehalten werden, weil die Therapie komplett verschieden ist.

Nehmen wir an, dass bei Ihnen langsame Transitzeit besteht. In diesem Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Stuhlgang zu beschleunigen. Eine davon ist der sennahaltige Midro-Tee. Als Nebenwirkung kann eine dunkelblaue Färbung der Dickdarmschleimhaut auftreten. Nach Absetzen verschwindet die Pigmentierung wieder. Sie hat keinerlei negativen Folgen für die Darmwand. Gegenteilige Behauptungen sind unnötige Angstmacherei. Auch die immer wieder geäusserte Befürchtung, dass der Gebrauch von Abführmitteln das Dickdarmkrebsrisiko erhöht, trifft nicht zu. Weiter ist festzuhalten, dass ihre Verwendung bei den meisten Patienten nicht zu einer Gewöhnung führt. Nur bei massiv verstopften Patienten kann es zur Toleranzentwicklung kommen, sodass die Dosis erhöht werden muss.

Falls sich bei der Abklärung zeigt, dass Sie unter einer Outlet-Obstruction-Obstipation leiden, das heisst, dass Ihr Enddarm sich nicht richtig entleert, sollten Sie ein entsprechendes Biofeedbacktraining machen beziehungsweise es mit Zäpfchen oder Einläufen versuchen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 06.11.2014.

Kommentare sind geschlossen.