Sieben Geheimnisse für eine gelungene Paartherapie

Mit einer Paartherapie sollte man nicht warten, bis die Fetzen fliegen. Henri Guttmann erzählt aus seiner Trickkiste.

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  1. Lassen Sie Ihre Frau den ersten Termin vereinbaren. Ruft der Mann an, geht der Paartherapeut davon aus, dass es meistens schon zu spät ist. Leider ist es so, dass Männer kaum rechtzeitig erkennen, wenn es in der Beziehung kriselt. Oft nehmen sie die Bedenken der Frau über Jahre nicht ernst.
  1. Wie haben Sie sich kennengelernt? Oft kommen Paare in einer missmutigen Stimmung – seit Wochen herrscht kalter Krieg. Mit dieser Frage versucht der Therapeut, Sie in eine Zeit zu versetzen, als Sie frisch verliebt waren. Nicht selten kommt beim Erzählen ein Lächeln über die Lippen und die Atmosphäre hellt seit langem wieder auf.
  1. Problemraum/Lösungsraum. Viele Paaren denken, es wäre hilfreich, wenn sie im Detail beschreiben, was in den vergangenen Jahren alles schiefgelaufen ist. Der Therapeut hat nach sieben Minuten begriffen, dass Ihr Alltag und Ihre Beziehung über lange Zeit von Kränkungen, Missverständnissen und Unverständnis geprägt war. Doch Paartherapie ist kein Gerichtstermin. Es geht nicht darum, dass einer Recht hat und der andere im Unrecht ist.  Er wird Sie beim auflisten des „Sündenregisters“ stoppen und mit Ihnen in den Lösungsraum gehen, um dort nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Welche Muster führten zu den immer gleichen Konflikten? Sie lernen neue, konstruktive Lösungsmuster kennen, die aus dem bekannten Strudel herausführen.
  1. Der Alltag hat Ihre Liebe aufgefressen. Bei vielen Paaren ist das Leben geprägt von Stress, Zeitdruck und Missverständnissen. Die Kinder sind anstrengend, am Arbeitsplatz müssen die Zahlen stimmen. Bei diesem Klima geht die Lust auf die Lust verloren. Hier hilft das Paargespräch weiter: Jeder hat sechs Minuten Zeit, von sich zu erzählen. Das Gegenüber darf sich nur unterstützend äussern und sich solidarisch zeigen, aber nicht unterbrechen. Danach wird gewechselt, und der Zuhörer wird zum Erzähler.
  1. Die Wunderfrage. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Therapeut fragt: Stellen Sie sich vor, es kommt eine Fee und löst Ihr Problem über Nacht. Woran würden Sie erkennen, dass Ihr Problem gelöst ist? Paare, denen es gelingt, sich das innerlich vorzustellen, habe gute Chancen, wieder zusammenzufinden.
  1. Haben Sie Sex? Oder spielen Sie schon Golf? Wenn Sie es nicht ansprechen – Ihr Therapeut wird es bestimmt tun. Sind Zärtlichkeit und Sexualität eine Kraftquelle für Ihre Paarbeziehung? Auch eine lang brachliegende Sexualität kann, wenn beide es möchten, reanimiert werden. Hier gilt die Regel: Wer weniger will, hat mehr Macht. Die Gründe sind vielfältig. Die Lösung muss für jedes Paar individuell gefunden werden. Paare, die regelmässig Sex haben, finden erfahrungsgemäss wieder rascher zusammen.
  1. Hausaufgaben – Muster aus der Trickkiste. Überraschung: Jeder muss den Anderen in der kommenden Woche mit etwas Kleinem überraschen – nicht materiell. Am Sonntagabend sitzt das Paar zusammen und bespricht, ob beide gemerkt haben, was die Überraschung war. Eine tolle Wahrnehmungsübung, bei der Paare lernen, das Positive mehr wahrzunehmen als das Negative. Immer wieder beliebt: Das Paar wird aufgefordert, als Hausaufgabe mal bewusst schlechten Sex zu machen. Oft stellt es dann überrascht fest, dass er ja gar nicht so schlecht war. Nun muss die Hausaufgabe wiederholt werden – zur Freude der Beteiligten.
    Kraftquellen – Krafträuber. Jeder schreibt auf ein Blatt mit sieben Kreisen, was ihm im Leben im Augenblick Kraft gibt. Und auf ein zweites Blatt mit sieben Kreisen, was ihm Kräfte raubt. Das Paar vergleicht die Blätter und lernt so, wie es die Kräfte im Alltag steigern und die Krafträuber vermeiden kann.

 

www.henri-guttmann.ch

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 21.08.2018.

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