Arthrose bedroht das Leben nicht, aber sie kann es zur Hölle machen. Am Anfang sind es leichte Schmerzen, die später Beweglichkeit und Funktion der Gelenke massiv einschränken oder sogar zu Invalidität führen können. Obwohl die Krankheit nur langsam voranschreitet, ist der Gang zum Arzt die richtige Wahl, und zwar schon bei den ersten Anzeichen. Nur der Arzt kann andere Krankheiten ausschliessen, und nur er darf medizinisch anerkannte Therapien verschreiben. Die Behandlung hilft umso besser, je früher man beginnt.
Was sind erste Anzeichen? «Kurze Anlaufschmerzen am Morgen oder nach längerem Sitzen oder Schmerzen nach längerer Belastung mit Besserung in Ruhe», sagt Dr. Martin Toniolo vom Zentrum für Rheuma- und Knochenerkrankungen der Hirslanden Klinik Im Park in Zürich. «Längere Morgensteifigkeit und Gelenkschmerzen unter leichter Belastung sollten ebenfalls abgeklärt werden. Arthrose ist keine harmlose Krankheit. Der Gelenkknorpel ist ein komplexes und spezialisiertes Gewebe, das die Knochen in den Gelenken gleiten lässt und Stösse elastisch abfedert. Wenn der Knorpel durch eine Verletzung oder eine Krankheit beschädigt oder mit dem Alter dünner wird, reiben die Knochen direkt aneinander, was Schmerzen und Entzündungen verursacht. Solche Beschwerden und Funktionseinschränkungen kann man behandeln. Bei Erwachsenen regeneriert sich ein geschädigter Knorpel nur teilweise und nur sehr langsam. Bei der Behandlung geht es darum, die Krankheit so weit wie möglich aufzuhalten, Schmerzen in den Griff zu bekommen und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten.»
Eine moderne Arthrosebehandlung besteht aus mehreren Elementen. «An den Anfang gehört die Aufklärung der Patientinnen und Patienten. Nur wer Bescheid weiss, wird ein Verständnis für die verordneten Massnahmen entwickeln. Ganz wichtig sind die Reduktion von Übergewicht, regelmässige Bewegung und die Stärkung der Muskulatur. Daneben auch Schmerzmittel, Spritzen ins Gelenk, Schulungen in Selbstmanagement und im Umgang mit der Erkrankung, Physiotherapie, Behandlungen mit Wärme und Kälte – je nach Entzündungszustand des Gelenkes –, Verwendung von Stöcken, Schuheinlagen, Taping zur Entlastung der Gelenke und die Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff Chondroitinsulfat. Studien an Patienten mit Kniegelenkarthrose haben belegt, dass sich unter Chondroitinsulfat die Abnahme des Knorpelvolumens verlangsamt.»
Das geht aber nicht im Sitzen, oder? «Nein. Die erkrankten Gelenke müssen bewegt werden. Da der Knorpel keine Blutbahnen und keine Nerven hat, ist ein Austausch von Nährstoffen und Abfallprodukten bei Knorpelzellen nur passiv über die Gelenkflüssigkeit möglich. Ohne Bewegung kommt es zur Mangelversorgung. Der Knorpel degeneriert dann schneller», sagt Dr. Toniolo. Und wenn man starke Schmerzen hat? «Schmerzmittel sind ebenfalls Teil der Massnahmen. So wenig wie möglich und nur so lange wie nötig. Die Gelenke können dann gut belastet, dürfen aber nicht überlastet werden. Mit einer Kombination dieser Massnahmen lässt sich ganz viel erreichen.»