Stirbt das Coronavirus im Sommer aus?

Stirbt das Virus Bild AdobeStock Urheber Jenny Sturm Bild: AdobeStock, Urheber: Jenny Sturm

Trotz gelockerten Massnahmen und sogar Demonstrationen gibt es nur noch wenig Übertragungen. Und schon gar nicht verzeichnen wir Massenansteckungen wie in unser nördliches Nachbarland. Das Coronavirus neigt zum Aussterben. Das hat mit der Doppelnatur des Superspreadings zu tun. Superspreading bedeutet nämlich nicht nur, dass einige wenige Leute sehr viele andere Menschen anstecken, sondern auch, dass ein grosser Teil der Infizierten das Virus überhaupt nicht weitergibt. So kam eine Israelische Analyse zum Schluss, dass 90 bis 99 Prozent der Infizierten an lediglich 20 Prozent der Neuinfektionen beteiligt ist. Auf eine ähnliche Grössenordnung kam eine Chinesische Arbeitsgruppe.

Social Distancing ist für das Virus tödlich

Diese Eigenart der Übertragung macht den Erreger sehr anfällig auf Social Distancing. Damit ist es vergleichsweise leicht, die Reproduktionszahl des Virus drastisch zu senken. Wer seine Kontakte auf einige wenige Personen beschränkt, kann nicht 20 oder 30 andere anstecken. Gegen ein Virus, bei dem die meisten Menschen zwei oder drei andere anstecken, bringt das nicht viel. Doch wenn die Mehrzahl der Neuinfektionen durch Superspreading geschieht, lassen sich Ansteckungen durch Kontaktbeschränkungen grösstenteils verhindern.

Wie effektiv diese Strategie gegen das Coronavirus ist, zeigte sich Anfang März. Sobald die Menschen begannen, ihre Kontakte zu reduzieren, sank die Reproduktionszahl sehr schnell gegen eins. Für das Virus ist das prekär. Bieten sich ihm keine Gelegenheiten mehr, sich durch Superspreading zu verbreiten, sei es in Restaurants, Gottesdiensten oder an grossen Familienfeiern, kann es sein, dass es plötzlich auf scheinbar unerklärliche Weise verschwindet. Dazu muss die Reproduktionszahl nicht einmal dauerhaft unter eins fallen. Es reicht, wenn die Zahl der Infizierten gering ist.

Der Sommer ist der beste Verbündete

Aus diesem Grund ist Social Distancing auch bei wenigen Infizierten immer noch wichtig. Geben wir es auf, kommt das Virus zurück. Und zwar nicht langsam, sondern dank dem Superspreading explosiv. Beim Coronavirus deutet viel darauf hin, dass Superspreading mehr mit den Umständen als mit bestimmten Personen zu tun hat. Viele Menschen in geschlossenen Räumen, Nähe, sprechen und singen etc. sind der Nährboden für Massenansteckungen. Gelingt es, solche Ausbrüche zu verhindern oder sofort zu isolieren, macht man dem Virus den Garaus.

Kommt dazu, dass der Sommer der beste Verbündete im Kampf gegen das Coronavirus ist. Die Hitze, die UV-Strahlen und die Tatsache, dass die Leute vermehrt draussen sind und sich weniger gegenseitig anstecken können, wecken die begründete Hoffnung, dass Covid-19 im Juli oder August auf einmal verschwindet.