Toxische Beziehung? Das sind die Anzeichen

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Was sind die Anzeichen einer toxischen Beziehung?

Typisch ist, dass jedes Gespräch, bei dem es um die Beziehung geht, eskaliert. Ich meine damit Uneinsichtigkeit, Verbohrtheit und Anmassungen. Oft werden Lügen verbreitet, gegen die der schwächere Partner nicht ankommt. Ein weiteres Anzeichen ist, dass Schuldgefühle provoziert werden. Es ist wie ein ständiger Eiertanz auf dem Minenfeld.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Man muss ständig schauen, dass man nichts Falsches macht oder sagt. Oft fallen Sätze wie: «Was hast Du denn heute wieder an», «Du isst so komisch» oder «Das bildest Du dir nur ein». Ich hatte auch schon einen Klienten, der 4 Tage nichts mit seiner Partnerin gesprochen hat. Er behandelte sie in dieser Zeit wie Luft, um sie zu bestrafen.

Was haben Sie ihm gesagt?

Dass das nicht geht. Nach einem Streit 3 bis 4 Stunden zu schweigen, ist in Ordnung. Wenn man anschliessend darüber spricht und sich versöhnt. Alles andere ist sehr schwer auszuhalten. Passiert das immer wieder, geht man psychisch kaputt.

Aber warum trennt man sich dann nicht einfach?

Das ist die grosse Frage! Viel hängt mit einer tiefen Beziehungssehnsucht zusammen. Man möchte nicht allein sein, hat Angst davor. Dazu kommt die Hoffnung, dass der Partner sich bessert. Und er das nur schafft, wenn man bei ihm bleibt. Auch der unterdrückende Partner trägt dazu bei, dass die Beziehung nicht beendet wird.

Wie?

Man nennt es das Hoovering-Prinzip. Also, dass jemand einem regelrecht ansaugt. Sobald sich der Partner ablösen möchte, verspricht man ihm das Blaue vom Himmel. «Ich mache das nie mehr!» Es werden Dinge gewährt, die vorher immer verweigert wurden. Natürlich hält das nicht lange. Es geht nur darum, den Einfluss nicht zu verlieren. Zudem darf man nicht vergessen, dass der Anfang einer toxischen Beziehung oft sehr leidenschaftlich ist. Erst nach einer gewissen Zeit beginnen die Beleidigungen.

Gibt es eine Chance, dass man eine solche Beziehung trotzdem retten kann?

Die ist sehr klein. Eine Paartherapie bringt in solchen Konstellationen nur selten etwas, weil nur ein Partner die Probleme sieht. Häufig sind es zwei Typen, die toxische Beziehungen leben. Personen mit einer Borderline- oder mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Wie erkennt man den Unterschied?

Der Borderliner leidet selber unter der Situation. Der Narzisst hingegen, fühlt sich super. Er meint sowieso, er sei allen anderen überlegen.

Und wie schafft man den Ausstieg?

Nur indem man sein Selbstwertgefühl stärkt und wieder lernt an sich zu glauben. Das kann man alleine, mit Freunden oder in einer Psychotherapie machen.

Henri Guttmann, Paartherapeut

www.henri-guttmann.ch