Uhren und Schnaps statt Chaos-Sommer

Eine Welle einheimischer Touristen überschwemmt die bekanntesten Destinationen der Schweiz. Doch zwei einsame Orte warten auf Entdecker.

Chaos Sommer Bild AdobeStock Urheber Thaut Images
Bild: AdobeStock, Urheber: Thaut Images

Die Grenzen zu unseren Nachbarländern sind wieder offen. Doch die meisten unserer Landsleute haben sich längst auf Ferien im eigenen Land eingestellt. Dies führt vielleicht zu weniger Autos am Gotthard, dafür wird es auf bestimmten Wanderwegen umso mehr Stau geben.

Schweizer überlasten Berge

Im Klöntal zeichnete sich kürzlich ab, was auch an andern beliebten Destinationen in der Schweiz während den Sommermonaten passieren könnte. Einerseits darf wegen Corona nur eine bestimmte Zahl an Fahrzeugen zum Klöntalersee hinauffahren, andererseits suchen zurzeit besonders viele Einheimische Erholung in den Alpen. Diese Kombination führt zu einer Überlastung der beliebten Glarner Bergregion durch einheimische Touristen.

Dieser Sommer ist die Zeit, Ecken und Enden dieses schönen Landes zu entdecken, die weniger bekannt sind, aber umso mehr Überraschungen bereithalten. So kann man auch kleinere Gebiete unterstützen, die weniger vom Geschäft mit einheimischen Touristenmassen profitieren.

Damassine am wilden Doubs

Einen Teil der schweizerisch-französischen Grenze markiert der Fluss Doubs. Er schlängelt sich durch den Jura vorbei an malerischen Dörfern wie Saint-Ursanne. Der mittelalterliche Ort gehört offiziell zu den schönsten der Schweiz und eignet sich bestens, um die Region zu entdecken.

Der Tagesausflug beginnt auf dem E-Bike und geht flussabwärts vorbei am Grenzposten in Motte. Nach einer Stunde Velofahren in Frankreich, startet der kurze Aufstieg zu den Höhlen von Réclère, die so gross sind, dass sie sich unterirdisch über beide Länder erstrecken. Anschliessend geht’s runter in die Ajoie, wo mehrere weltbekannte Uhrenfabriken warten. Die Tour endet auf dem Aussichtsturm der Burg von Pruntrut und mit einem Glas des typisch jurassischen Schnaps Damassine. Die Chemin de fer du Jura fahren in neun Minuten nach Saint-Ursanne zurück, wo der Z’nacht auf jahrhundertealten Terrassen serviert wird.

Biosphäre am Tag, Universum in der Nacht

Der Weg ins entlegene Bündner Münstertal ist lang, doch wartet eine nahezu unberührte Natur, einzigartig reine Luft und eine der klarsten Sichten auf den Sternenhimmel. Trotzdem bleibt das Val Müstair vom Massentourismus verschont. Es ist sogar dringend auf mehr Besucher angewiesen. Werbekampagnen sollen die Region nun als nachhaltig attraktiven Naturort und Lebensraum bekannt machen. Schlau ist, wer geht, solange dies noch stimmt.

Der Rombach ist das grösste fliessende Gewässer im Münstertal. In Tschierv ist er bloss ein Rinnsal, nur 15km flussabwärts in Müstair tost er wie ein Fluss. Gleich bleibt die erstaunliche Naturbelassenheit, weder Kraftwerke noch andere Verbauungen hemmen oder kanalisieren seinen Lauf. Die Wanderung entlang des Flussufers ist flach, bietet zahlreiche Bänkli zum rasten und endet beim Kloster St. Johann, dem UNESCO-Weltkulturerbe mitten in Müstair.

Unbekannt, ruhig, natürlich

An reinen Gewässern und in verträumten Dörfern erholen sich Körper und Geist besser als auf vertrampelten Pfaden. Wer diesen Sommer die unbekannten Orte der Schweiz entdeckt, dem gelingen erholsame Ferien.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 25.06.2020.

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