Verkalkte Halsschlagader – Operation schützt vor Hirnschlag

Halsschlagader neu Quelle fotolia.de Urheber S. Kaulitzki Quelle: fotolia.de, Urheber: S. Kaulitzki

In der Schweiz erleiden jedes Jahr 16’000 Menschen einen Schlaganfall. Bei etwa jedem vierten Betroffenen ist die Ursache eine Verengung der Carotis, das heisst der Halsschlagader, und zwar aufgrund von kalk- oder 
fetthaltigen Ablagerungen im Gefässinnern.
Wenn diese Ablagerungen oder Plaque aufbrechen oder Gerinnsel bilden, können sie in den Blutkreislauf gelangen und eine Embolie verursachen.

Patienten, die eine Streifung hatten und eine über 50-prozentige Verengung der Halsschlagader haben, sind neurologische Notfälle. Sie benötigen so rasch als möglich eine Carotis-Operation, da sie ohne Behandlung meistens innerhalb kurzer Zeit erneut einen Schlaganfall mit schweren neurologischen Ausfällen erleiden.

Operation auch bei Einengung von mehr als 70 Prozent

Bei Patienten mit einem Schlaganfall und bleibenden neurologischen Ausfällen wie beispielsweise Gesichts- oder Beinlähmungen erfolgt eine dringliche Operation erst nach Stabilisierung des Gesamtzustandes. Operiert werden sollten auch Menschen ohne Symptome, falls eine Einengung der Halsschlagader von mehr als 70 Prozent besteht, um der Gefahr eines Schlaganfalles vorzubeugen.

Prof. Hardy Schumacher

Bei der Operation, der so genannten Eversionstechnik, wird der Plaquezylinder mittels Lupenbrille und mikrochirurgischer Technik aus dem betroffenen Arterienabschnitt herausgelöst. Dazu wird die Wand der Carotis umgestülpt und über den Plaquezylinder heruntergezogen – wie ein sich nach oben umkrempelnder Hemdsärmel. Die gesunde Gewebeschicht trennt sich dabei von der Plaque, und verbleibende Faserteile werden sorgsam entfernt. Anschliessend werden auch die gemeinsame Halsschlagader und die äussere Halsschlagader mit einem Spatel von den Ablagerungen befreit.

Die Rekonstruktion der Carotisgabel erfolgt mit einem sehr feinen Nylonfaden. Vor dem Knüpfen der Naht wird der Gefässhohlraum ausgespült und entlüftet, damit keine Thromben oder Luftpartikel ins Gehirn fortgeschleppt werden können. Während der zirka 20-minütigen Ausklemmung der Carotis wird die Hirnfunktion zu jedem Zeitpunkt überwacht.

Effektivste und sicherste Therapie

Die moderne Technik der Eversionsplastik hat wesentliche Vorteile und führt zu einer Verbesserung der Langzeitergebnisse. Durch die anatomisch korrekte Wiederherstellung der Carotisgabel wird – unter Verzicht auf Kunststoffpatchmaterial – ein ideales Strömungsverhältnis erreicht. Diese Technik ermöglicht eine weniger lange Abklemmung der Halsschlagader und damit auch kürzere Operationszeiten. Die Nahtlinie, welche normalerweise anfällig für eine erneute Einengung ist, kommt in den weiten Bereich der Carotisgabel zu liegen, die innere Halsschlagader verbleibt ohne Schnitt und Nahtmaterial. Heute gilt diese Operation als effektivste und sicherste Therapie zur Vermeidung eines Schlaganfalles aufgrund einer Einengung der Halsschlagader.

Risikofaktoren eliminieren

Der chirurgische Eingriff ist immer nur ein Teil der Therapie. Grundsätzlich sind alle anderen Erkrankungen und Risikofaktoren für Arterienverkalkung wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte und erhöhtes Körpergewicht zu eliminieren bzw. medikamentös zu behandeln. All dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt bzw. dem Internisten.