Vertrauen und fundierte Beratung sind enorm wichtig

Krebs Prof Stahel

Ertragen die Patienten schon von Anfang an die volle Wahrheit, wenn es um Krebs geht?

Niemand kennt die volle Wahrheit, wenn damit gemeint ist, wie wirksam eine bestimmte Behandlungsform bei einem Patienten ist und was die Krankheit für die Lebensqualität und die Lebenserwartung genau bedeutet.  Trotzdem haben wir die Pflicht, dem Patienten mit einer Behandlungsempfehlung auch auf Nebenwirkungen und Grenzen des Machbaren hinzuweisen, das heisst, eine ehrliche Meinung abzugeben. Diese Gespräche beschränken sich nicht auf die Erstkonsultation, sondern sind Bestandteil der folgenden Konsultationen und helfen, über die Zeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Ohne offene Kommunikation von Seiten des Arztes wird kein Vertrauensverhältnis entstehen können.

Wie machen Sie den Betroffenen Hoffnung?

Hoffnung zu geben, ist die zentrale Aufgabe des Arztes, und dies wirkungsvoll umzusetzen, denke ich, hat viel mit seiner Ausstrahlung zu tun. Wichtig ist, die Wünsche und Befürchtungen des Patienten kennenzulernen und auf diese einzugehen. Diese sind nicht auf die Diagnose und Behandlung beschränkt, sondern betreffen je nach Lebensumständen Fragen der Partnerschaft und Familie, Angst vor Verlust der Arbeit oder der Selbständigkeit, Stigmatisierung infolge einer Krebsdiagnose und vieles mehr. Bei uns arbeitet ein Arzt im Team und wird Patienten auch auf weitere Hilfestellungen im Comprehensive Cancer Center Zürich hinweisen, wie die Angebote der Psychoonkologie, der Pflegesprechstunde oder des Instituts für Komplementäre und Integrative Medizin.

Man liest immer, Krebs sei zu einer behandel­baren Erkrankung geworden. Ist das wirklich so?

Krebs war immer eine behandelbare Erkrankung. Was sich im letzten Jahrzehnt jedoch dramatisch verändert hat, ist die Lebenserwartung von Patienten mit gewissen fortgeschrittenen Erkrankungen, die vor dieser Zeit meist innerhalb eines Jahres zum Tod geführt haben. Hauptsächlich, aber nicht ausschliesslich verantwortlich dafür sind Fortschritte in der medikamentösen Behandlung und Strahlentherapie.

Die Präzisionsmedizin, auch personalisierte Therapie, basiert auf einer gezielten Behandlung mit Medikamenten, die – falls bestimmte Schlüsselmutationen im Tumorgewebe nachgewiesen werden können – deutlich besser und länger wirksam sind als herkömmliche Chemotherapien. Mit der Immuntherapie, die in den letzten Jahren für viele Krebsarten zugelassen worden ist, gelingt es, eine durch den Tumor verursachte Hemmung des Immunsystems zu blockieren. Das ermöglicht dem Immunsystem des Patienten, den Tumor anzugreifen. Noch sind die Patienten, die mit Immuntherapie erfolgreich behandelt werden, in der Minderheit. Die langdauernde Wirkung der Immuntherapie lässt jedoch erstmals auf eine Heilung von Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen hoffen.

Patienten mit fortgeschrittenen malignem Melanom und Lungenkrebs waren die ersten, die von den Fortschritten der Präzisionsmedizin und der Immuntherapie profitiert haben. Inzwischen sind viele andere Krebskrankheiten dazugekommen, und weitere Fortschritte sind zu erwarten.

Die Behandlung von Krebs ist enorm im Fluss. Wie kann man sicher sein, dass man die beste, wirksamste Therapie erhält?

Vertrauen ist wichtig, ebenso wichtig ist eine fundierte Beratung durch ein Team von Spezialisten, angepasst an die individuelle Situation. Nicht nur die Behandlung, sondern auch die Diagnosemöglichkeiten von Krebs sind enorm im Fluss. Dazu gehören Fortschritte in der Bildgebung, um die Ausdehnung der Erkrankung im Körper und die Wirkung einer Behandlung festzustellen. Zu erwähnen sind auch die Fortschritte in der molekularen Diagnostik von Tumoren, die unerlässlich ist für eine personalisierte Onkologie.

Die Komplexität von Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten macht es unabdingbar, dass die entsprechenden Empfehlungen von einem Tumorboard ausgehen, an dem Fachexperten der Bildgebung, Tumordiagnostik, Chirurgie, Radiotherapie und der medizinischen Onkologie vertreten sind. Die Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten hat es auch notwendig gemacht, dass Vertreter der medizinischen Onkologie und Hämatologie sich in einer Tumorart spezialisieren. Am Comprehensive Cancer Center Zürich arbeiten 17 Kompetenzzentren und zusätzlich je eine Expertengruppe in Präzisionsmedizin und Immuntherapie.

Sie treten ein für eine bestmögliche Krebs­therapie für jedermann, unabhängig von Herkunft und Versicherung. Was will das Comprehensive Cancer Center Zürich?

Alle Antworten unter einem Dach. Wir bieten jedermann eine seiner Situation angepasste, umfassende Beratung durch einen Facharzt, Mitarbeiter eines der 17 Organ-orientierten Kompetenzzentren, jedes mit dem Hintergrund eines multidisziplinären Tumorboards. Wir bieten eine umfassende Behandlung, basierend auf den vielfältigen Möglichkeiten von Bildgebung und molekularer Diagnostik unter Einbezug von Chirurgie, Radiotherapie und medikamentöser Therapie, einschliesslich Präzisionsmedizin und Immuntherapie.

Die Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, dem Universitätskinderspital und der Universitätsklinik Balgrist sowie unsere internationale Vernetzung schaffen uns und unseren Patienten Zugang zu Innovation. Mit Hilfe der zahlreichen klinischen Studien, die am Comprehensive Cancer Center Zürich durchgeführt werden, können wir in vielen Situationen auch dort helfen, wo herkömmliche Verfahren an ihre Grenzen stossen. So stellen wir sicher, dass unsere Patienten von der Expertise aller Fachbereiche profitieren können.

Wir wollen zugänglich sein für alle und bieten der Öffentlichkeit und den Betroffenen im Rahmen der Cancer Academy Informationsveranstaltungen zum Thema Krebs in der Aula der Universität Zürich an. Ebenfalls bieten wir Interessierten die Möglichkeit einer Zweitmeinung.

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Eine zweite Meinung

Das Zweitmeinungsportal des Comprehensive Cancer Center Zürich am UniversitätsSpital Zürich bietet einen schnellen, kompetenten und unbürokratischen Zugang zu Fachspezialisten, unabhängig von der Versicherung.

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