Viele brauchen zeitlebens eine Behandlung

Osteoporose Bild: AdobeStock, Urheber: crevis

Osteoporose klingt harmlos, ist sie aber nicht. Das begreift man leider oft erst, wenn es bereits zu spät ist. Man muss sich nur folgende Zahl vor Augen führen: Jede zweite 50-jährige Frau in der Schweiz wird im noch verbleibenden Lebensabschnitt wegen Osteoporose mindestens einen ihrer Knochen brechen. Aber auch Männer kann es treffen. Bei einem 50-jährigen Mann beträgt dieses Frakturrisiko immerhin 20 Prozent.

Wenn die Knochenmineraldichte abnimmt und die Knochenqualität geschädigt wird, was bei Osteoporose passiert, wird der Knochen brüchig. Wegen eines banalen Stolpersturzes oder auch nur durch eine ruckartige Bewegung kann es zu einer typischen osteoporotischen Fraktur kommen, sei es an der Hüfte, am Vorder- oder Oberarm oder an den Rückenwirbeln. Solche Brüche können sehr starke Schmerzen verursachen, aber auch ohne Beschwerden auftreten, vor allem an der Wirbelsäule.

Ein Jahr nach einer osteoporotischen Hüftfraktur sind 20 Prozent der Betroffenen gestorben, 40 Prozent können nicht mehr selbständig gehen und 80 Prozent nicht mehr selbständig im eigenen Heim leben. Wirbelkörperbrüche können einen Buckel verursachen, was zu eingeschränkter Atmung, Darmtätigkeit und Beweglichkeit führt. Schmerzen und Immobilisation ziehen oft sozialen Rückzug und Depression nach sich.

Patienten sind oft ungenügend informiert

Dennoch wird Osteoporose immer noch viel zu wenig ernst genommen. Manche glauben, Osteoporose sei ein normaler Alterungsprozess. Dabei handelt es sich um eine Krankheit. Viele Ärzte diagnostizieren eine Osteoporose oft gar nicht oder wenn, dann nicht korrekt. Oder sie behandeln sie nicht, nicht genügend oder zu kurz. In den Medien und im Internet kursieren falsche Informationen über Nutzen und Risiko der medikamentösen Behandlung. Viele Patienten sind ungenügend sowohl über Vorbeugung als auch über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten informiert. Die Zeit im Patienten-Arzt-Gespräch reicht vielfach nicht für eine gute Aufklärung. Oder man denkt nicht daran. Oft braucht es drei oder noch mehr Knochenbrüche, bis jemand auf die Idee kommt, es könnte sich um Osteoporose handeln. Dabei sollte bei jedem Bruch, der nicht durch ein adäquates Trauma versursacht wurde, gezielt nach einer Osteoporose gefahndet werden, um weitere Frakturen zu verhindern. Stolpert zum Beispiel jemand und zieht sich dabei einen Bruch zu, ist meistens eine Osteoporose schuld.

Früherkennung durch Knochendichtemessung

Osteoporose bezeichnet man auch als stillen Knochenschwund, da die Krankheit lange keine Symptome macht und meistens erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Eine Knochendichtemessung ist die einzige Möglichkeit zur Früherkennung. Eine Knochendichtemessung kostet um die 75 Franken, dauert nur gerade 15 Minuten und ist völlig schmerzfrei. Die Strahlenbelastung ist minimal – 400-mal geringer als bei einem Röntgenbild.

Wann braucht es eine Behandlung mit Medikamenten? Nach einer osteoporotisch bedingten Fraktur, wenn die Werte bei der Knochendichtemessung tief sind, wenn die Knochenmikroarchitektur geschädigt ist oder wenn ein erhöhtes Frakturrisiko besteht. Die Dauer der Behandlung hängt vom Schweregrad der Osteoporose und der Anzahl der Frakturen ab, von der Wahl der Medikamente und vom Ansprechen auf die Behandlung. Viele Patienten brauchen zeitlebens eine Behandlung. Bei anderen kann man nach ein paar Jahren eine Pause machen, wenn die Therapieziele erreicht sind. Selbstverständlich muss man in solchen Fällen regelmässige Verlaufskontrollen machen, um einen allfälligen Knochenverlust frühzeitig zu erfassen. Wichtig ist, dass die Medikamente nicht abrupt und ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden, sonst kann es zum Schwund der eben erst aufgebauten Knochendichte und zu Wirbelfrakturen kommen.

Haben Sie Fragen oder wünschen Sie einen Termin? Schreiben Sie Dr. med. Sigrid Jehle-Kunz eine E-Mail: [email protected]

Osteoporose
Dr. med. Sigrid Jehle-Kunz, Leiterin OsteoporoseZentrum Hirslanden Klinik St. Anna Luzern