Viele Fälle werden nicht diagnostiziert

Psoriasis Gerda Hajnos

Wie häufig ist bei Arthritis eine Psoriasis mit im Spiel?

Häufiger als man denkt. In meinem Patientengut beträgt der Anteil der Psoriasis-Arthritis-Patienten im Vergleich zu allen Arthritis-Fällen ein Viertel bis ein Drittel. Es werden immer noch viele Psoriasis-Arthritis-Fälle nicht diagnostiziert.

Wie merkt man, dass eine Psoriasis vorliegt, wenn sie nicht die typischen, auffälligen Hautsymptome macht?

Oft muss man nach einer Psoriasis richtiggehend suchen, besonders wenn es sich bei der Arthritis um eine nicht klassische rheumatoide Polyarthritis handelt. Das ist dann der Fall, wenn vor allem die mittelgrossen Gelenke betroffen sind, ein asymmetrisches Befallsmuster vorliegt sowie bei Wurstfingern und Wurstzehen, das heisst bei wurstförmig geschwollenen einzelnen Zehen oder Fingern. In der Regel sind die Rheumafaktoren bei der Psoriasis-Arthritis negativ. Im fortgeschrittenen Stadium zeigen sich typische Veränderungen im Röntgenbild.

Wie häufig geht eine Psoriasis mit einer Gelenkbeteiligung einher?

Rund sieben bis zehn Prozent der Psoriasis-Fälle gehen mit einer Gelenkbeteiligung einher.

Haben Schwere der Hautsymptome und Schwere der Gelenkentzündungen etwas ­miteinander zu tun?

Die Schwere der Hautsymptome hat keine direkte Korrelation mit dem Schweregrad der Arthritis. Nach einer Hautbeteiligung muss oft gesucht werden, besonders wenn es sich um sogenannte inverse Lokalisationen wie Nagelbefall, Befall der Kopfhaut, der Analfalte, des Bauchnabels etc. handelt. Es gibt auch Fälle von Psoriasis-Arthritis, bei denen noch keine Hautbeteiligung vorliegt. Sie werden als Psoriasis-Arthritis ohne Psoriasis bezeichnet. In solchen Fällen kann die Hautbeteiligung erst Jahre nach dem Arthritis-Ausbruch auftreten. Typischerweise jedoch tritt die Hautpsoriasis vor der Gelenkbeteiligung auf.

Welche Folgen drohen, wenn man bei einer Psoriasis eine Beteiligung der Gelenke übersieht?

Sowohl für die Arthritis als auch für die Psoriasis-Arthritis gilt der Grundsatz: Je früher die Arthritis diagnostiziert und behandelt wird, desto besser ist die Prognose, besonders was die Zerstörung der Gelenke anbelangt. Eine Psoriasis-Arthritis verläuft in der Regel eher milde, es gibt jedoch auch sehr gravierende Fälle mit schwerwiegenden Veränderungen der Fingerknochen und schweren Gelenkzerstörungen.

Wie behandelt man die Psoriasis-Arthritis?

Eine Psoriasis-Arthritis wird heute, wie jede andere Arthritis auch, möglichst früh und effizient behandelt. Dazu braucht es eine Basistherapie gegen den Befall der Haut und der Gelenke, beispielsweise mit Methotrexat. Reicht das nicht, ist eine Umstellung auf eine Biological-Therapie in Form von Spritzen oder Infusionen oder Tabletten notwendig.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den ­Tabletten gemacht?

Sehr gute. Insbesondere werden sowohl die Symptome der Haut als auch die der Arthritis behandelt. Sie sind gut verträglich und verursachen kaum Infektionsprobleme, noch sind regelmässige Blutkontrollen notwendig. Die neuen oralen Medikamente und Biologicals haben das Leben vieler Patienten extrem verbessert.

Müssen diese Medikamente lebenslang ­eingenommen werden?

Nein, nicht unbedingt. In der Regel können sie nach Monaten oder Jahren wieder reduziert oder sogar abgesetzt werden, wenn der Verlauf gut ist. Allerdings nur unter strenger Beobachtung der Krankheitsaktivität.

Selbsttests und ein Chatbot helfen Psoriasis-Betroffenen

Die Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft hat ihren Onlineservice ausgebaut. Sie stellt auf ihrer Website neben dem Ärztesuchprogramm Dermfinder drei Selbsttests, eine Checkliste für den Arztbesuch sowie einen Chatbot zur Verfügung.

Drei neue Tests auf der Website helfen Psoriasis-Betroffenen, den Schweregrad ihrer Erkrankung, die Auswirkungen auf die Lebensqualität und das Risiko einer Psoriasis-Arthritis einzuschätzen. Zudem steht für die optimale Vorbereitung auf das Arztgespräch eine Checkliste zum Herunterladen bereit.

Moderne Patienteninformation und -beratung

Der neue Chatbot bietet eine moderne Form der Patienteninformation und -beratung. Der interaktive «Psoribot» ist ein Chat-Roboter. Er ist von einem Team aus Psoriasis-Experten um Prof. Alexander Navarini konzipiert worden und wird laufend weiterentwickelt. Prof. Navarini ist Stv. Leiter der Poliklinik Dermatologie des UniversitätsSpitals Zürich und sitzt im Vorstand der Gesellschaft.

Mit den neuen Dienstleistungen will die Schweizerische Psoriasis  und Vitiligo Gesellschaft auch online Psoriasis-Betroffenen Sicherheit im Umgang mit ihrer Krankheit und mit Ärzten vermitteln. Die Neuerungen ergänzen das bestehende Beratungs- und Informationsangebot.

Nicht ansteckend und nicht heilbar, aber behandelbar

Psoriasis oder Schuppenflechte ist eine chronisch-entzündliche Krankheit, bei der in erster Linie die Haut betroffen ist. Als Systemerkrankung kann Psoriasis auch die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen oder mit anderen Begleiterkrankungen einhergehen. Psoriasis ist nicht ansteckend und nicht heilbar, aber behandelbar. Rund zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden daran.

Die Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft ist eine gemeinnützige Patientenorganisation, die sich in der ganzen Schweiz für Menschen mit Psoriasis und Vitiligo auf vielfältige Weise einsetzt.

Betroffenen, Angehörigen sowie Interessierten stellt sie ein breites Angebot an unabhängigen Informationen, Beratungen sowie Austauschmöglichkeiten in den Regionalgruppen zur Verfügung. Sie pflegt einen engen Austausch mit Ärzten, anderen Spezialisten und Patientenorganisationen.

www.spvg.ch