Wenn Schlafen in die Sucht führt

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Viel zu oft. Viel zu viel. Und viel zu lang. Was die Schweizerinnen und Schweizer heutzutage auf ärztliches Rezept an Schlaf- und Beruhigungsmitteln verschrieben bekommen, hat längst dramatische Ausmasse angenommen. Sie werden zu leichtfertig verordnet, zu unbedacht geschluckt und auch noch falsch – nämlich viel zu lange – angewendet. Das Problem: Die meisten dieser rezeptpflichtigen Schlaf- und Beruhigungsmedikamente enthalten Benzodiazepine, das sind stark süchtig machende Substanzen. Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Verbrauch an Benzodiazepinen. Jede dritte Person klagt hierzulande über Schlafstörungen. Frauen doppelt so häufig wie Männer, ältere Menschen mehr als junge.

Die falsche Weichenstellung passiert aber schon vor der Verschreibung: Statt den Ursachen der Schlaflosigkeit auf den Grund zu gehen, wird vielfach nur Symptombekämpfung betrieben. Ein Grossteil der Betroffenen hat nämlich gar kein Schlafproblem, sondern nur eine falsche Vorstellung darüber, was Schlaf ist. Es ist kein Geheimnis: Wer regelmässig einen Mittagsschlaf macht, ist am Abend nicht richtig müde. Wer sich um 21 Uhr ins Bett quält, ist um 3 Uhr nachts hellwach. Wer den ganzen Tag sitzt und sich körperlich nicht anstrengen muss, verspürt nach Feierabend zu wenig Müdigkeit. Kommt hinzu: Je älter jemand ist, desto weniger Schlaf braucht er.

Erhöhtes Demenzrisiko

Zwei oder drei Tage hintereinander schlecht schlafen, ist nicht problematisch. Erst, wer mindestens vier Wochen nicht schlafen kann, sollte sich ärztlich abklären lassen. Aber auch dann ist der Einsatz von Schlafmitteln, die Benzodia­zepine enthalten, nur ein überbrückender Lösungsansatz, wenn überhaupt. Benzodiazepine machen nach kürzester Zeit abhängig. Damit sie längerfristig wirken, braucht es immer höhere Dosen. Sie führen zu Wesensveränderungen sowie intellektueller und emotionaler Abstumpfung. Bereits nach vier bis acht Wochen können die Patienten ohne die Einnahme solcher Medikamente überhaupt nicht mehr schlafen.

Ältere Menschen sind doppelt gefährdet. Die Benzodiazepine – auch in Kombination mit anderen Medikamenten – reduzieren ihre Reizwahrnehmung und benebeln sie. Die Stolper- und Sturzgefahr erhöht sich massiv, weil die Mittel auch muskelentspannend wirken. Der Medikamentenmissbrauch wird selbst von Familienangehörigen nicht immer entdeckt, weil die körperlichen und geistigen Defizite fälschlicherweise dem Alter zugeschrieben werden. Und noch etwas: Der Langzeitgebrauch von benzo­diazepinhaltigen Schlaf- und Beruhigungsmitteln erhöht das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer massiv. Eine renommierte Studie hat dies erst kürzlich bewiesen.

Ein Umdenken ist nötig

Hausärzte, Fachärzte und Apotheker wissen um diese Zusammenhänge. Ihnen ist längst klar, dass beim Einsatz von Schlaf- und Beruhigungsmitteln ein Umdenken nötig ist. In der Praxis hat es jedoch noch nicht stattgefunden. Die gefährlichen Pillen werden noch immer viel zu leichtfertig verschrieben. Und für die Aufklärung ihrer Patienten und der Suche nach Alternativen nehmen sich die Ärzte kaum Zeit. Lesen Sie deshalb, was Sie selber tun können, um wieder erholsam schlafen zu können.

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