Weshalb die Intensivstationen nicht kollabiert sind

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Das war knapp. Nur wenig hat im vergangenen November auf dem Höhepunkt der zweiten Welle gefehlt, und das Schweizer Gesundheitswesen wäre zusammengebrochen. Im Ausland rieb man sich verwundert die Augen, wie locker man es in unserem Land mit Corona nahm. «Intensivstationen im kritischen Zustand», titelte die Deutsche Tagesschau. «Volle Restaurants und Intensivstationen», die ARD. Weltweit kommentierte man den Beinahe-Kollaps. Oft mit bissiger Häme über ein Land, das gern als Musterschüler wahrgenommen wird.

Nur dem immensen Einsatz des medizinischen Personals und den grossen Fortschritten in der Therapie ist es zu verdanken, dass es im letzten Spätherbst nicht zur Katastrophe gekommen ist. Im Vergleich zur ersten Welle im Frühling mussten nur noch etwa halb so viele hospitalisierte Patienten auf die Intensivstation verlegt werden. Die Ärzte konnten inzwischen deutlich besser verhindern, dass ein Corona-Patient künstlich beatmet oder eng überwacht werden muss. Eine in der Fachzeitschrift «Lancet» veröffentlichte Studie mit Daten aus Deutschland kommt zu einem ganz ähnlichen Schluss.

Entzündungshemmer und Blutverdünner als Gamechanger

Als Gamechanger erwies sich vor allem das entzündungshemmende Medikament Dexamethason. Die Patienten erhalten es mittlerweile bereits dann, wenn sie noch auf einer Normalstation liegen und erste Atemprobleme bekommen. Auch der frühzeitige Einsatz von Blutverdünnern half. Blutgerinnsel, die in der ersten Welle überall im Körper aufgetreten waren und zu schweren Schäden an lebenswichtigen Organen geführt haben, sieht man in der zweiten Welle kaum noch.

Es ist aber nicht nur die verbesserte Medikation, die vielen Covid-19-Patienten die Intensivstation erspart. Heute wartet man generell länger zu, bis eine künstliche Beatmung zum Einsatz kommt. Wenn es aber einmal so weit ist, dass ein Patient nicht mehr ohne Unterstützung Luft bekommt, sind seine Überlebenschancen nicht viel besser als im letzten Frühling. Noch immer sterben bis zur Hälfte derjenigen, die künstlich beatmet werden müssen.