Wieso die Zeit im Alter immer schneller vergeht

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In der Kindheit scheint die Zeitspanne vom ersten bis zum vierundzwanzigsten Türchen des Adventskalenders endlos. Mit zunehmendem Alter beschleunigt die Zeit auf ein beängstigendes Tempo, wobei die Tage in Wochen und dann in Monate übergehen und schliesslich im bodenlosen Loch der Vergangenheit verschwinden.

Hochzeiten und Unfälle

Immerhin geht es allen so. Das Phänomen ist wissenschaftlich belegt. Es gibt zwar keine abschliessende Erklärung, aber mehrere Ansätze deuten in eine Richtung. In neuen, ausserordentlichen Situationen, wie zum Beispiel einer Hochzeit oder einem Unfall, stellt das Gehirn auf Hochtouren Eindrücke her, die sich zu detaillierten Erinnerungen zusammenfügen. Aus der Dichte der Erinnerung schliesst das Hirn im Rückblick, dass ein besonderer Moment länger dauern musste als ein üblicher Montag.

Ein Kind erlebt ständig einprägsame Momente, weil es die Welt entdeckt und weniger vertraute Umgebungen und Routine hat. Seine Erinnerungen sind grundsätzlich detaillierter und dichter, weshalb sein Leben scheinbar in Zeitlupe vergeht.

Weniger Kärtchen im Daumenkino

Ein weiterer Grund könnte die Struktur des Gehirns sein. Das Hirn ist ein riesiges Netzwerk aus Nervenzellen, das von Augen, Ohren und weiteren Sinnen ständig elektrische Signale empfängt. Daraus flechtet es den mentalen Eindruck eines Moments. Die Erinnerung an eine Zeit ist die Abfolge solcher Eindrücke, so wie ein Daumenkino aus vielen Schnappschüssen besteht.

Mit zunehmendem Alter schrumpft das Netzwerk aus Nervenzellen. Es wird aufwändiger, Eindrücke zu erstellen. Die Erinnerungsdichte nimmt wie ein Daumenkino, das weniger Kärtchen enthält, ab. Das führt zum Gefühl, dass alles kürzer dauert.

Der Schein kann trügen

Gerade im Alter ist es sinnvoll, nicht in Routine zu erstarren, sondern Neues zu wagen. Manche fliegen dafür um die Welt, trainieren wie wild oder tun Dinge, die sie nicht sollten, damit das Leben länger und erfüllter erscheint. Ob das wirklich nötig ist, sei dahingestellt. Vielmehr sind es die kleinen Dinge, die neue Farbe ins Leben bringen.