Zecken in der Falle

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Fortschritt im Kampf gegen Zecken. Ein junger Schweizer Umweltingenieur lockt die Übeltäter in die Falle. Der 30-jährige Umweltingenieur Thomas Hufschmid von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil ist dabei, eine Falle zur biologischen Zeckenbekämpfung zu entwickeln. Sie soll die kleinen Übeltäter mit Lockstoffen anziehen und anschliessend mit Pilzen abtöten. Eine biologisch abbaubare Hülle sorgt dafür, dass die Falle nicht wieder eingesammelt werden muss. Geplant ist, dass gezielt an Orten eingegriffen wird, wo es grosse Zeckenherde gibt und wo sich viele Leute aufhalten. Das sind beispielsweise Spiel- und Grillplätze, Vita-Parcours, aber auch in Privatgärten. Die Konstruktion ist effizient, ökonomisch sowie ökologisch verträglich.

Das Forschungsprojekt begeistert die Fachwelt schon jetzt. So gewann es einen Spezialpreis der Suva am SEIF-Swiss Start-up Award. Die Social Entrepreneurship SEIF ist eine Plattform, die Wissen und unternehmerisches Potenzial zusammenbringt.

In der Schweiz gibt es jährlich mehr als 10 000 neue Fälle mit den Zeckenkrankheiten FSME oder Lyme Borreliose. Die Klimaerwärmung und das Fehlen natürlicher Feinde wird ohne Gegenmassnahmen dazu führen, dass die Zecken in immer höhere Lagen vordringen.

 

Sprechstunde: Wie kamen Sie auf die Idee, eine Zeckenfalle zu konstruieren?

Thomas Hufschmied: Auslöser war mein letzter Zeckenstich. Während meines Studiums wurde ich wieder einmal von einer Zecke attackiert. Zusammen mit meinem damaligen Dozenten und heutigen Chef entwickelten wir die Idee, Zecken biologisch zu bekämpfen. Im Laufe der Zeit konkretisierte sich die angestrebte Falle als effizienteste Lösung.

Weshalb hat das bisher noch keiner geschafft?

Obwohl Zecken seit Jahren ein grosses gesundheitliches Problem sind und immense Kosten verursachen, wurde bislang mehr Wert auf die Entwicklung neuer Repellentien, das heisst Zecken-Abwehr-Sprays, gelegt. Daneben werden aber auch eigentliche Bekämpfungsmethoden erforscht. Im grossen Stil in Anwendung sind vor allem chemische Massnahmen, um grosse Vieh- und Tierbestände vor den Parasiten zu schützen. Die chemische Keule ist als kurzfristige Lösung womöglich effizient. Aufgrund sich schnell bildender Resistenzen ist es aber nachhaltig gesehen sicher keine gute Lösung.

Was ist das für ein Lockstoff, den Sie ­verwenden?

Der Lockstoff wird die grosse Innovation und daher auch das gut gehütete Geheimnis der Falle sein. Da die Zecken grundsätzlich nicht sehr bewegungsfreudig sind, muss man sie mit einem sehr attraktiven Stoff aus ihrer Lauerposition locken.

Wie wirksam sind solche Fallen?

Dies wird abhängig vom Lockstoff sein. Da das Unterfangen noch im Status «Forschungsprojekt» steht, können wir uns darüber noch nicht abschlies­send äussern.

Braucht es überhaupt einen Pilz, um die Zecken zu vernichten? Können die kleinen Viecher nicht einfach auf den Leim kriechen?

Das ist eine sehr gute Frage. Tatsächlich sind mindestens zwei verschiedene Versionen der Falle vorgesehen. Für den Privatgebrauch stellen wir uns eher Leimfallen vor, im öffentlichen Raum hauptsächlich solche mit Pilzen.

Wollen Sie die Zecken ausrotten?

Nein, auf keinen Fall. Unser Ziel ist, die Zeckenpopulationen an sogenannten «Hot-Spots» soweit zu reduzieren, dass für Menschen das Gesundheitsrisiko deutlich reduziert wird. Eine Ausrottung würde einen enormen Einschnitt ins Ökosystem darstellen und könnte unvorhersehbare Folgen haben. Dies, obwohl man den Zecken bislang keinen wirklichen Nutzen nachsagen kann. Gegen eine Ausrottung spricht auch das Verbot von flächendeckendem Einsatz von Bioziden.

Wann sind die ersten Zeckenfallen erhältlich?

Wir hoffen natürlich, dass dies so schnell wie möglich der Fall ist. Das Forschungsprojekt läuft noch bis ins Jahr 2015, wir bemühen uns jedoch enorm, das Vorhaben mit aller Kraft voranzutreiben.

 

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