Zögern entscheidet über Leben und Tod

Hirnschlag Bild AdobeStock Urheber Kateryna Kon Bild: AdobeStock, Urheber: Kateryna Kon

Seit dem Lockdown ist die Zahl der Schlaganfälle und Herzinfarkte in fast allen Ländern massiv gesunken, auch in der Schweiz. „Im Stroke Center der Klinik Hirslanden in Zürich behandelten wir in den ersten Lockdown-Wochen rund 25 Prozent weniger Patienten mit Schlaganfällen. Grundsätzlich wäre das zwar eine gute Nachricht, doch liegt die Vermutung nahe, dass nicht etwa weniger Menschen einen Schlaganfall erleiden, sondern viele aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus trotz eindeutiger Symptome nicht ins Spital gehen“, sagt Prof. Adam Czaplinski vom Neurozentrum Bellevue. „Ein nicht oder zu spät behandelter Schlaganfall kann zu schwerer Behinderung führen und sogar tödlich enden.“

Jede Minute zählt

Ein ähnliches Phänomen beobachten Neurologen in anderen Schweizer und europäischen Schlaganfall-Zentren. Auch kardiologische Kliniken in ganz Europa verzeichnen seit Beginn der Corona-Epidemie einen Rückgang an Herzinfarktpatienten. Prof. Czaplinski: „Wie beim Schlaganfall handelt es sich bei Herzinfarkten um absolute Notfälle, bei denen jede Minute zählt. Betroffene scheinen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus den Notfalldienst nicht rufen zu wollen.“

Das ist alarmierend. FRAGILE Suisse appelliert deshalb an die Bevölkerung, sich bei Symptomen eines Schlaganfalles umgehend behandeln zu lassen, das heisst, den Notruf zu alarmieren. Auch wenn die Anzeichen nur vorübergehend sind, was bei einer sogenannten Streifung der Fall ist. Auch hier besteht akuter Behandlungsbedarf, weil sie Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein kann.

Auf typische Symptome achten

Die typischen Schlaganfall-Symptome sind Gefühls-, Seh- und Sprachstörungen, Gangunsicherheit, einseitige Lähmungserscheinungen sowie plötzlich auftretende Kopfschmerzen. Es gibt ein paar Zeichen, auf die man selber sowie Angehörige achten können. Gelingt ein normales Lächeln? Kann der Betroffene beide Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen? Ist es dem Gegenüber möglich, einen einfachen Satz klar und deutlich nachzusprechen? Wenn nur eine dieser drei Fragen mit nein beantwortet wird, muss sofort die Notrufnummer gewählt werden.

Wie beim verpassten Schlaganfall rechnen die Kardiologen auch bei den unbehandelten Herzinfarkten mit eigentlich vermeidbaren, jedoch schweren Folgekomplikationen. Dazu gehören potentiell tödliche Reinfarkte, gefährliche Herzrhythmusstörungen und vor allem chronische Herzinsuffizienz, die eine sehr schlechte Überlebensprognose hat.