Zwei Mahlzeiten sind genug

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Bis weit ins Mittelalter ass die breite Bevölkerung nur zwei Mal am Tag. Der Adel beschränkte sich noch viel länger auf zwei Tafelrunden. Er frühstückte nach der Frühmesse und nahm die Hauptmahlzeit zwischen 15 und 16 Uhr ein, die in der Regel sehr reichhaltig war. Erst anfangs des 18. Jahrhunderts setzten sich auch in den Oberschichten drei Mahlzeiten durch. In vielen anderen Kulturen sitzt man auch heute noch nur zwei Mal täglich an den gedeckten Tisch.

Werfen wir den Blick um ein paar Jahrtausende zurück. Keiner unserer entfernten Vorfahren konnte fünf Mal täglich essen. Drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten, wie die meisten Ernährungsberaterinnen gebetsmühlenartig propagieren, verstossen gegen alle Gesetze der Evolution. Unser Hauptproblem ist das Überangebot an Kalorien, gekoppelt mit einem drastisch reduzierten Kalorienverbrauch. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden fast 90 Prozent der Kalorien für körperliche Arbeit gebraucht. Hundert Jahre später reichen gerade noch zehn Prozent der Nahrungskalorien aus, um die dürftige Muskelarbeit eines Bürojobs abzudecken.

Wer abnehmen oder überhaupt gesund leben will, kann mit zwei Hauptmahlzeiten die Kalorienmenge sehr effektiv reduzieren. „Studien zeigen, dass zwei statt drei Mahlzeiten Vorteile für den Stoffwechsel bringen können, weil die Pausen dazwischen länger werden“, sagt der bekannte Ernährungswissenschaftler und Privatdozent Dr. med. David Fäh. Wie wichtig eine mehrstündige Phase der Nüchternheit ist, weiss man aus der Diabetesforschung. Nur so kann der Blutzucker wieder in den Normbereich fallen. Selbst für Diabetiker werden heute Zwischenmahlzeiten kaum mehr empfohlen, damit die Insulinresistenz, das Grundproblem bei der Entstehung der Volkskrankheit Diabetes, wirksam bekämpft werden kann. Je länger die nüchternen Phasen dauern, desto besser ist die Ansprechrate auf das körpereigene Insulin und desto besser kann man abnehmen. Zwischenmahlzeiten sind heute nur noch für Menschen sinnvoll, die schwer körperlich arbeiten. Für Normalverbraucher haben sie noch einen ungünstigen Effekt, der dem Abnehmen abträglich ist. Wissenschaftler der Universität Zürich stellten fest, dass häufiges Essen müde und inaktiv macht. Längere Phasen der Nüchternheit steigern dagegen den Bewegungsdrang und machen damit doppelt schlank.

Die gesellschaftliche Entwicklung und der heutige Arbeitsmarkt machen es ohnehin schwierig, ein geregeltes, ausgewogenes Mittagessen einzunehmen. Also lässt man es lieber aus und isst dafür ein abwechslungsreiches Frühstück und zelebriert das Abendessen am gemeinsamen Tisch. Am Abend richtig zu essen ist keinesfalls ungesund, wie immer wieder behauptet wird, vorausgesetzt, man ernährt sich nicht zu fett- und kohlenhydratreich, sondern achtet auf eine vorwiegend pflanzlich orientierte Ernährung. Die meisten Menschen, die mittags im Stress eine „Kleinigkeit“ essen, nehmen von den Kalorien her eine Hauptmahlzeit zu sich, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Studien zeigen, dass die Mittagspause heute nicht mehr primär der Nahrungsaufnahme dient, sondern dass Aspekte wie Ruhe, Auszeit, das Beisammensein mit Kollegen und Bewegung und Sport eine immer grössere Rolle spielen. Interessanterweise hat in Schweden die Verlagerung der Hauptmahlzeit auf den Abend dazu geführt, dass mittlerweile das Abendessen als „middag“ bezeichnet wird. Kommt dazu, dass eine Mahlzeit umso weniger als gemeinschaftliches Erlebnis empfunden wird, je mehr Fertigprodukte verwendet werden. Das Zubereiten gilt soziologisch gesehen als ein Liebesbeweis und hat eine starke symbolische Bedeutung.

Dass nur noch zwei Mahlzeiten am Tag sogar für Menschen machbar sind, die jahrzehntelang von Essattacken geplagt wurden, beweisen die Erfahrungen unserer Leserinnen und Leser. Regina Aeschbacher nutzt die frei werdende Zeit über Mittag für viel Bewegung und nimmt laufend ab. Und Lisa Gäumann sagt: „Mir reichen zwei Mahlzeiten am Tag jetzt völlig. So habe ich wieder das Gefühl von Hunger, nicht Lust. So freue ich mich jeweils aufs Essen. Und das abendliche Fressen konnte ich mittlerweile fast einstellen.“

Wer hat Erfahrungen mit nur zwei Mahlzeiten am Tag? Schreiben Sie uns: [email protected]