Das Verstopfungs-Quiz

Verstopfung Bild AdobeStock Urheber Iana Alter Bild: AdobeStock, Urheber: Iana Alter

Obwohl Verstopfung sehr häufig und sehr belastend ist, sind überholte Ansichten, sowohl auf Ärzteseite als auch bei den Patienten, derart verbreitet, dass viele Betroffene keine wirksame Behandlung haben. Das veranlasste führende Magendarm-Spezialisten, dem Thema Verstopfung einen Leitartikel in der meistgelesenen Fortbildungszeitschrift der Schweiz zu widmen, mit dem vielversprechenden Titel „Fakten und Mythen zur Obstipation“.

Verlangsamte Darmtransitzeit

Wichtigstes Ziel, so die Autoren, sei die Beschwerdefreiheit des Patienten. Deshalb sei es entscheidend, gleich zu Beginn der Therapie mit Vorurteilen aufzuräumen. Patienten mit chronischer Verstopfung würden gleich viel Flüssigkeit trinken und seien ähnlich aktiv wie Gesunde. Dennoch würde ihnen ständig geraten, auf vermehrte Bewegung und genügenden Flüssigkeitskonsum zu achten. Auch der zu geringe Konsum von Ballaststoffen als alleinige Ursache sei wissenschaftlich nicht belegt. Gleichwohl stehe vor allem die Empfehlung einer ballaststoffreichen Ernährung an erster Stelle. Die Wirkung einer ballaststoffreichen Ernährung reiche jedoch häufig nicht aus, so dass zusätzlich Quellmittel wie Weizenkleie oder Leinsamen verordnet werden müssten. Der Effekt sei aber nicht einheitlich. Patienten mit einer verlangsamten Darmtransitzeit würden darauf schlecht ansprechen. In solchen Fällen kommen Abführmittel zum Einsatz.

Rasche Auslösung des Stuhlganges

Rund ein Drittel aller Betroffenen nimmt abführende Medikamente. Obwohl – so die führenden Magendarm-Spezialisten – der Gebrauch dieser Mittel absolut angezeigt und ihre Wirkung belegt sei, herrschten noch immer unbegründete Vorurteile und Ängste. Falsch sei vor allem, dass die chronische Verwendung von Darm stimulierenden Substanzen gesundheitsschädigend sei oder eine Abhängigkeit bewirke. Stimulantien verstärken die Darmbewegungen und hemmen die Aufnahme von Flüssigkeit und von Natrium aus dem Darm und fördern gleichzeitig den Einstrom von Wasser. Das bewirkt eine rasche Auslösung des Stuhlganges.

Stuhlregulierende Medikamente seinen konsequenter einzusetzen, lautet die abschliessende Forderung. Ist diese Therapie wirkungslos, muss ein Spezialist hinzugezogen werden.

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Welche Aussagen sind richtig und welche falsch?

1. Eine ballaststoffarme Ernährungsweise ist die Ursache von Verstopfung.

Falsch: Die ballaststoffarme Ernährung ist nicht die alleinige Ursache für eine Obstipation, sie kann aber bei gewissen Betroffenen dazu beitragen.

2. Obstipation kann durch eine faserreiche Nahrung behandelt werden.

Falsch: einige Betroffene können von einer faserreichen Diät profitieren, bei vielen Patienten mit schwerer Obstipation werden die Symptome jedoch verstärkt.

3. Unverdaute Nahrung, die zu lange im Darm verweilt, produziert Giftstoffe, die Krankheiten verursachen.

Falsch: Es gibt keine Evidenz für die Theorie, dass der Darminhalt bei zu langer Verweildauer krankheitsverursachende Toxine produziert.

4. Obstipation ist die Folge einer ungenügenden Flüssigkeitszufuhr und kann durch eine Steigerung der Trinkmenge behoben werden.

Falsch: es gibt keine Belege dafür, dass die Stuhlbeschaffenheit durch Flüssigkeitszufuhr klinisch relevant beeinflusst werden kann. Es liegt zudem kein Nachweis vor, der belegen würde, dass Obstipation erfolgreich durch die Erhöhung der Trinkmenge behandelt werden kann.

5. Eine bewegungsarme Lebensweise führt zu Obstipation. Diese kann durch körperliche Aktivität positiv beeinflusst werden.

Richtig und falsch: Die Darmtätigkeit scheint durch körperliche Aktivität beeinflussbar zu sein, viele andere Faktoren sind aber ebenso wichtig.
 Bei jungen, schwer obstipierten Patienten hat eine Erhöhung der körperlichen Aktivität wahrscheinlich keinen Einfluss. Bei Älteren könnte sie zwar einen positiven Einfluss haben, aber nur als Teil einer umfassenden Behandlung.

6. Abführmittel schädigen das Nervensystem der Darmwand.

Falsch: Untersuchungen zeigen, dass richtig dosierte Abführmittel keinen schädigenden Einfluss auf den Darm haben.

7. Abführmittel erhöhen das Risiko für Dickdarmkrebs.

Falsch: Es gibt keine Daten, die Abführmittel als unabhängigen Risikofaktor für Dickdarmkrebs bestätigen.

8. Bei langfristiger Einnahme von Abführmitteln zeigen sich ein Gewöhnungseffekt und eine Toleranzentwicklung.

Falsch: Es gibt keine Studienresultate, die auf einen Gewöhnungseffekt oder eine Toleranzentwicklung bei Abführmitteln hinweisen.

9. Abführmittel verursachen körperliche Abhängigkeit und Sucht.

Falsch: Es gibt Patienten, die Abführmittel für eine beschwerdefreie Darmtätigkeit brauchen. Dies ist aber nicht die Folge eines früheren Gebrauchs. Es gibt keine wissenschaftlich belegten Hinweise dafür, dass eine körperliche Abhängigkeit entstehen kann. Abführmittel haben kein Suchtpotential.