Die Orgasmuslüge

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Die wohl legendärste Szene eines vorgetäuschten Orgasmus zeigt der Film «When Harry Met Sally». Die beiden Schauspieler sitzen in Katz’s Delicatessen in der New Yorker Lower East Side. Harry behauptet, ihm könne keine Frau einen Höhepunkt vorspielen, ohne dass er es merkt. Sally behauptet das Gegenteil und macht dies, beobachtet von allen Gästen, die Probe aufs Exempel. Eine ältere Dame am Nebentisch bestellt beim Kellner «genau das, was sie hatte». Das Amerikanische Film Institute wählte diesen Satz unter die 100 besten Filmzitate aus US-Filmen.

Der perfekte Fake

Auch in unseren Schlafzimmern verwandeln sich viele Frauen in oscarreife Schauspielerinnen. 80 Prozent aller Frauen sollen bereits einen Orgasmus vorgetäuscht haben, etwa die Hälfte sogar regelmässig, wie eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr zeigt. Laut der Studie, die im Magazin «Archives of Sexual Behaviour» veröffentlicht wurde, täuschten drei von vier Frauen schon einmal einen Orgasmus vor. Eins ist klar, wenn eine Frau Geräusche, Mimik und den ganzen Körper für einen fiktiven Orgasmus einsetzt, ist es Männern nicht möglich, den Fake zu erkennen, auch wenn der eine oder andere dies gerne behauptet.

Schummeln aus Langeweile

Warum täuschen Frauen einen Orgasmus vor? Laut Umfrage ist der häufigste Beweggrund das sensible Ego des Mannes. Sie möchten dem Partner einen Gefallen tun, ihn nicht verletzen. 36 Prozent schummeln aufgrund von Leistungsangst oder dem Gefühl der Verpflichtung zum Orgasmus, und ein Drittel täuscht ihn vor, um einen Partner sexuell zu befriedigen. Zwei Drittel flunkern, um das Ende zu beschleunigen, und eine von fünf glaubt, dass es einfacher ist, einen Orgasmus vorzutäuschen, als dem Partner beizubringen, was ihr Spass macht. Manche Frauen haben aber auch Schwierigkeiten, sich fallen zu lassen oder körperlich zum Höhepunkt zu kommen. Da sie nicht als abnormal, dysfunktional oder merkwürdig wahrgenommen werden möchten, greifen sie zur Orgasmus-Lüge. Weitere Gründe sind keine Lust zu haben oder das Ganze langweilt sie und wird so abgekürzt.

Selbstbefriedung hilft

Der Schlüssel zum Orgasmusglück ist Kommunikation. Teilen Sie Ihre sexuellen Wünsche und Vorlieben dem Partner mit. Nur so kann er Ihnen einen Höhepunkt bescheren. Falls Sie nicht genau wissen, was Ihnen gefällt, ist Selbstbefriedigung die Antwort. So können Sie herausfinden, was Sie mögen. Die wenigsten Männer wissen, dass eine Frau den Penis gar nicht für den Orgasmus braucht. Der Schwerpunkt liegt zu stark auf der Penetration. Was wirklich zum Höhepunkt führt, ist bei den meisten Frauen das Spiel mit der Klitoris. Dass eine Frau sehr viel länger braucht, um zum Orgasmus zu kommen, dürfte hoffentlich auch allen klar sein. Es ist auch völlig okay, Sex ohne Klimax zu beenden. Nur schon das Bewusstsein, dass es nicht unbedingt einen Höhepunkt braucht, um schön zu sein, kann Druck abbauen.