Wie alt sind Sie?
64.
Wie sind Sie versichert?
Privat bei der Helsana. Meine Ärzte haben mir dazu geraten. Bis jetzt bin ich ein höchst rentabler Prämienzahler.
Wie hoch sind Ihre Krankenkassenprämien?
Ich weiss es nicht auswendig.
Und wie gross ist Ihr Ärger über den neusten Prämienschub?
Ich ärgere mich weder über die Prämien noch über das Wetter. Wenn wir jedes Jahr das medizinische Angebot erweitern, steigen logischerweise auch die Prämien.
Wo krankt unser Gesundheitswesen?
Das ist eine Fehldiagnose. Es ist gesund, nur viel effizienter könnte man es machen. Wenn man einen Drittel seiner Zeit mit Administration verbringt, ist das nicht effizient. Wir haben einen riesigen Nachholbedarf bei der Digitalisierung und brauchen jetzt so schnell wie möglich das elektronische Patientendossier. Wer ein solches Dossier nicht will, soll doppelt so hohe Krankenkassenprämien zahlen. Digitalisierung hat ein riesiges Sparpotential. Wir wollen gerade in der Apotheke auf den Menschen eingehen können und nicht mit Papierkrieg wertvolle Zeit verschwenden.
Braucht es überhaupt noch Apotheken?
Das fragte ich mich schon vor meinem Studium. Die Antwort heisst klar Ja! Wir bieten heute Leistungen, die sonst niemand in dieser Form erbringt. Man kann sich ohne Voranmeldung bei uns medizinisch beraten lassen. Wir haben dazu bei uns neue Sprechzimmer eingerichtet. Wir machen die meisten Impfungen. Wir machen Wundversorgung und haben dazu ein ganzes Team mit einem spezialisierten Wissen.
Wie sieht die Apotheke von morgen aus?
Die Apotheke der Zukunft wird ganz auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet sein. Eigene Sprechzimmer werden die Betreuung erleichtern. Damit man dafür mehr Zeit hat, wird der Automatisierungsgrad immer höher. Die 30 000 verschiedenen Medikamente lassen sich auch gar nicht anders handhaben.
Warum setzen Sie so auf Pflanzen?
Einerseits aus Tradition. Schon mein Vater hatte vor 70 Jahren damit begonnen. Als Bub eignete ich mir dieses Wissen an. Unsere Produkte gibt es nicht auf dem Markt. Sie sind im Gegensatz zu vielen synthetischen Arzneimitteln sehr gut verträglich. Und wir verwenden nur Pflanzen, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist.
Welches ist Ihre Lieblingspflanze?
Wallwurz ist bei unseren Produkten die erfolgreichste. Eine der faszinierendsten und gleichzeitig bestuntersuchten Arzneipflanzen ist das Johanniskraut, und zwar wegen seiner stimmungsaufhellenden, beruhigenden Wirkung. Johanniskraut hat eine ähnliche Wirkung wie die Benzodiazepine, einfach ohne die gefürchteten Nebenwirkungen.
Sind Hausspezialitäten noch zeitgemäss?
Fragen Sie unsere Kunden. Sie schätzen unsere Hausspezialitäten enorm. Im Gegensatz zu vielen im Online-Handel erhältlichen Produkte, handelt es sich um wirkungsvolle Arzneimittel.
Wie hoch ist Ihr Blutdruck?
Ich habe einen eher tiefen Blutdruck und einen sehr niedrigen Puls, und zwar von Natur aus. Kommt dazu, dass ich fit bin.
Und Ihr Gewicht?
Um die 80 Kilo, es war schon höher und auch schon tiefer.
Fühlen Sie sich gesund?
Ja
Was raten Sie zum Abnehmen?
Ganz einfach, am Abend die Kalorien reduzieren. Nicht zwischendurch essen. Aber ein knackiger Apfel liegt drin. Und viel Alltagsbewegung.
Und zum Schlafen?
Das beste Schlafmittel ist ein Hund, aus einem ganz einfachen Grund, weil man mit ihm vor dem Zubettgehen noch an die frische Luft muss. Das beste Mittel, um keinen Schlaf zu finden, sind Fernseh schauen am Abend und das Smartphone im Bett. Dann empfehlen wir natürlich unsere Schlafkapseln auf der Basis von Passionsblume und Hopfenextrakt. Sie beruhigen das zentrale und vegetative Nervensystem.
Das beste Mittel gegen Verstopfung?
Papaya, weil diese Frucht sehr voluminös ist und die Peristaltik anregt.
Und gegen Impotenz?
Hier helfen pflanzliche Mittel wenig, ganz im Gegensatz zu Viagra. Es gibt aber wichtige Begleitmassnahmen. Alles, was die Zirkulation anregt, verbessert die Potenz. Man kann nicht den ganzen Tag herumsitzen, rauchen und sich Übergewicht anessen und dann meinen, mit 60 habe man dieselbe Standfestigkeit wie mit 20.
Was macht das Coronavirus?
Es bringt uns einen Haufen Kundinnen und Kunden mit denselben Symptomen wie eine Erkältung oder Grippe. Es ist zu einem normalen zirkulierenden Virus geworden, das Atemwegsinfekte verursacht. Aber wir sehen immer wieder Patienten, die es trotz Impfung schwer erwischt – und das wiederholt. Es gibt Leute, die bekommen alle paar Wochen Corona und liegen dann zwei Wochen lang flach.
Liessen Sie sich impfen?
Drei Mal.
Was halten Sie von Impfgegnern?
Ich habe grosses Verständnis für ihre Haltung. Die Impfung hat Risiken und Nebenwirkungen. Es gibt naturgemäss keine Langzeitstudien. Und der Schutz ist leider nicht ganz so gut, wie man erwartet hat.
Was sagt Ihnen Künstliche Intelligenz?
Richtig eingesetzt, wird sie uns eine grosse Hilfe sein. Bei der Abklärung von Symptomen bis hin zur Risikoanalyse bei Polymedikation.
Wann gibt es nur noch Roboter in der Apotheke?
Nie, dann würde es auch keine Apotheken mehr geben. Aber wir werden viele Arbeiten an Maschinen delegieren.
Wo stehen wir in 70 Jahren?
Da wage ich keine Prognose. Jedoch werden wir immer noch Menschen sein, die sich leider Gottes gegenseitig auf den Deckel hauen.
Theater, Glücksrad, Klimmzüge
Wir feiern unser 70-Jahr-Jubiläum gemeinsam. Jeden Monat präsentiert sich ein Nachbar in unserem Schaufenster, und in der Apotheke dreht dazu das Glücksrad für unsere Kunden. Das Bernhard Theater probt im Schaufenster die Komödie «Zwei Engel für Harry», drinnen verlosen wir Tickets für die Vorführung. Zudem laden wir alle unsere Kunden, die im Jahr 2024 ihren 70. Geburtstag feiern, zu einer gemeinsamen Vorstellung ein. Weitere Nachbarn, die sich zeigen, sind das Opernhaus, Chocolatier Vollenweider, Orell Füssli, Fitcube mit Klimmzügen, Zurich Film Festival usw.
Dr. Andres Apotheke Stadelhofen
8001 Zürich
Telefon 044 268 30 00
[email protected]
www.apothekestadelhofen.ch
