Musik lindert Schmerzen

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Musik wirkt wie Sex direkt auf das Belohnungssystem im Gehirn. Endorphine und Dopamin werden ausgeschüttet und sorgen für Glücksgefühle. Die Gänsehaut beim Musikhören nennen Forscher deshalb Hautorgasmus. Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Musik heilende Kräfte hat. Egal ob man selber spielt, singt oder nur zuhört.

Auf die Lautstärke kommt es an

Chinesische und amerikanische Forscher stellten kürzlich eine Studie vor, in der sie bei Mäusen einen entzündlichen Schmerz in den Pfoten ausgelösten. Die Tiere im Käfig wurden mit drei Arten von Geräuschen beschallt. Zuerst mit angenehmer klassischer Musik, dann mit einem unangenehmen Arrangement desselben Stücks und zum Schluss mit einem Rauschen. Überraschenderweise reduzierten alle drei Arten die Schmerzempfindlichkeit bei den Mäusen. Die Wirkung war jedoch abhängig von der Lautstärke. Am besten war sie, wenn der Pegel etwa fünf Dezibel über dem Hintergrundgeräusch lag. Bei einer höheren Lautstärke ging die schmerzlindernde Wirkung verloren.

Schon 1959 konnte der US-Psychologe Licklider zusammen mit einem Zahnarzt zeigen, dass Patienten bei Wurzelbehandlungen und Extraktionen weniger Schmerzen hatten, wenn sie über Kopfhörer Musik hörten. Die Forscher vermuteten damals, dass das Übertönen der Bohrgeräusche für die schmerzlindernde Wirkung verantwortlich ist.

Mozart beruhigt Epilepsiepatienten

Laut der Publikation in «Scientific Reports» von vergangenem Jahr führten schon die ersten drei Sekunden der Mozart-Sonate D-Dur für 2 Klaviere bei Epilepsiepatienten zu einer Verminderung der Entladungen im Gehirn um 66,5 Prozent. Am stärksten ausgeprägt war sie in der linken und rechten Frontalrinde des Gehirns. Diese Teile des Gehirns sollen an der Regulierung emotionaler Reaktionen beteiligt sein. Forscher bezeichneten die Reaktion als «Mozart K448»-Effekt, nach der Nummer im Köchel-Verzeichnis. Das Vorspiel zum 1. Akt des «Lohengrin» von Richard Wagner und auch ausgewählte Lieblingsstücke der Patienten hatten dagegen keine Auswirkungen auf die Hirnströme.

Musik im OP

Studien haben gezeigt, dass jeder zweite Patient unter Musikeinfluss im OP weniger Beruhigungsmittel braucht. Bei einigen Eingriffen kann die richtige Musik sogar das Schmerzmittel ersetzen. Messungen ergaben, dass durch die Musik deutlich weniger Stresshormone im Körper zirkulieren, was das Schmerzempfinden verringert.

Auch spannend: Eine japanische Studie zeigt, dass Männer, die gemeinsam  musizieren, weniger aggressiv machendes Testosteron im Blut haben, dafür mehr vom sogenannten Bindungshormon Oxytocin, das soziale Beziehungen intensiviert.