Plazenta roh, gekocht, geröstet oder getrocknet

Plazenta Bild AdobeStock Urheber Kristin Gruendler Bild: AdobeStock, Urheber: Kristin Gruendler

Kim Kardashian hat es getan, auch Jennifer Lopez schwört darauf. Das wenig appetitliche Phänomen gewinnt in alternativen Kreisen an Beliebtheit. Fans der Methode verspeisen ihre Plazenta roh, gekocht oder geröstet. Zarter besaitete Frauen bevorzugen sie getrocknet, eingekapselt oder in Form von Smoothies und Tinkturen. Die Nachgeburt soll postpartale Blutungen, Depressionen, Schmerzen, Milchmangel und andere Probleme reduzieren, unter denen Frauen nach der Geburt eines Kindes leiden.

Eine natürliche Barriere

Die menschliche Plazenta ist ein scheibenförmiges, blutreiches Organ, das sich während der Schwangerschaft in der Gebärmutter bildet und an deren Wand haftet. Sie hat die Funktion, den wachsenden Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen sowie Abfallprodukte aus dem Blut des Fötus zu entfernen. Die Nachgeburt ist ausserdem eine Barriere zwischen mütterlichen und fötalen Zellen. Sie verhindert, dass mütterliches Blut, Proteine und Mikroben die Schranke zwischen Fötus und Mutter passieren. Voll entwickelt wiegt sie rund 500 Gramm und enthält viel Eiweiss, Fett, Mineralien, Enzyme und Hormone.

Normalerweise wird die Plazenta nach der Geburt untersucht, um sicherzustellen, dass sie intakt ist und vollständig entbunden wurde. Dann wird sie vom Spital entsorgt. In einigen Kulturen wird die Nachgeburt der Mutter ausgehändigt, damit sie von der Familie feierlich begraben werden kann. In der Tierwelt gibt es Säugetiere, die ihre Plazenta nach der Geburt fressen.

Keine vorteilhafte Wirkung

Was sagt die Wissenschaft? Gibt es überhaupt klinische Studien zur Plazentophagie? Viele Stoffe, die sich in der Nachgeburt befinden, werden entweder durch das Kochen oder die menschliche Verdauung zerstört. Ein wichtiges Hormon der Plazenta, das Oxytocin, kann gar nicht über den Verdauungstrakt aufgenommen werden. In einer kontrollierten Studie wurden Frauen, die ihre Nachgeburt gegessen haben, mit Frauen verglichen, die nur ein Placebo bekamen. Die Ergebnisse lieferten keine Hinweise, dass das Verspeisen der Plazenta die Stimmung, Energie, die Stillfähigkeit oder den Vitamin-B12-Plasmaspiegel beeinflussten.