Schneller als die Erkältung sein

|| Immun Burgerstein Verena Boltshauser 006|Immun Vital Packshot|

Warum sind die einen anfälliger für Erkältungserkrankungen als andere?

Verena Boltshauser: Wer häufig mit anderen Menschen in Kontakt kommt, ist einem grösseren Risiko ausgesetzt als jemand, der allein zu Hause ist. Auch Eltern von schulpflichtigen Kindern sind oft betroffen, weil die Kinder alle Viren aus Kindergarten oder Schule nach Hause tragen. Eine Erkältung wird immer über einen Kontakt mit Viren ausgelöst. Kälte löst keinen Infekt aus, sie kann bei einer Ansteckung lediglich begünstigend wirken; ebenso trockene Schleimhäute, Stress, zu intensiver Sport. Zu guter Letzt spielen auch genetische Faktoren eine Rolle.

Alle reden vom Darm. Zu Recht?

Ein Grossteil der aktiven Immunzellen befindet sich im Darm. Er ist unser grösstes Immunorgan, sein Mikrobiom ein wichtiger Trainingspartner für das Immunsystem. Der Darm sorgt aber auch dafür, dass genügend «Rohstoffe» für Funktion und Erhalt zur Verfügung stehen. Allerdings nur bei ausreichender Zufuhr, also bei einer ausgewogenen, gesunden Ernährung.

Hilft scharfes Essen tatsächlich gegen Viren und Bakterien?

In Chilis ist der Wirkstoff Capsaicin enthalten, der antibakteriell und entzündungshemmend ist und die Durchblutung der Schleimhäute angeregt. Auch Senföl-Glycoside, die in Meerrettich, Senf und Wasabi enthalten sind, regen die Durchblutung an und sind durch ihre antimikrobielle Wirkung erst noch gut wirksam bei Erkältungen.

Warum ist die Stärkung des Immunsystems vor allem ein Winter-Thema?

Im Winter ist Hochsaison für Erkältungserkrankungen. Menschen bewegen sich vor allem in Innenräumen, rücken näher zusammen. Viren verbreiten sich deshalb viel leichter. Zudem wissen wir, dass im Winter der Vitamin-D-Spiegel oft nicht ausreichend ist. Ein Vitamin-D-Mangel schwächt das Immunsystem.

Im Winter schwitzen wir weniger und sollen trotzdem viel trinken. Warum?

Damit die Schleimhäute feucht bleiben. Heizungsluft trocknet sie aus, Bakterien und Viren haben leichtes Spiel, wenn die natürliche Barrierefunktion geschwächt ist. Auch ist das Durstgefühl schwächer als im Sommer, und es verleitet einen dazu, weniger zu trinken.

Warum hat jemand, der sich regelmässig bewegt, ein besseres Immunsystem?

Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren – möglichst an der frischen Luft –  unterstützen das Immunsystem. Bei jedem Training wird es durch eine zeitlich begrenzte Stresssituation ein wenig angeregt und somit trainiert. Gemeint ist regelmässige Bewegung, aber nicht übermässige Belastung.

Wie reagiert der Körper denn auf übermässige Belastung?

Nach intensiver und erschöpfender Belastung kann die Abwehrfunktion des Immunsystems vorübergehend beeinträchtigt sein. Es wird von ein paar Stunden bis drei Tagen gesprochen. Man spricht vom Open-Window-Phänomen, da sich den Erregern ein Fenster zum Körper öffnet.

Auf welche Weise stört Stress?

Stress benötigt viele Ressourcen, die dann an anderen Orten im Körper fehlen. Kommt hinzu, dass die bei Dauerstress ausgeschütteten Stresshormone die Immun­antwort des Körpers schwächen.

Welche Rolle spielt die Schlafdauer?

Bestimmte Immunzellen sind vor allem nachts aktiv, suchen nach Erregern und vernichten sie. Wer wenig schläft, schwächt seine Abwehrkräfte.

Sind Raucher anfälliger für Infektionskrank­heiten als ­Nichtraucher?

Oftmals ja. Die Vielzahl an schädigenden Inhaltsstoffen in den Zigaretten beeinflusst das Immunsystem und die Entzündungsprozesse im Körper, was die erhöhte Anfälligkeit für Atemwegsinfekte erklärt. Rauchen trocknet zudem die Schleimhäute aus. Ihre lokale Abwehrkraft wird dadurch reduziert.

Im Volksmund heisst es, man könne mit einem Gläschen ­Alkohol Bakterien und Viren abtöten. Was hat es damit auf sich?

Nichts! Im Gegenteil: Alkoholkonsum schwächt jeden Bereich des Immunsystems.

Welche Vitamine helfen der Immunabwehr?

Vitamin C, wenn man es höher dosiert. Vita­min D senkt das Risiko für akute Atemwegsinfekte. Das Spurenelement Zink fördert die zelluläre Abwehr und kann höher dosiert auch in der Akut-Therapie eingesetzt werden. Selen – auch ein Spurenelement – beeinflusst mehrere Prozesse in der Immunantwort. Ein Mangel ist in der Schweiz wegen selenarmer Böden häufig und kann den Verlauf eines Infektes negativ beeinflussen.

Forscher haben herausgefunden, dass Beta-Glucan­ aus ­normaler Hefe einen positiven Effekt auf die Immunabwehr hat. Welchen?

Beta-Glucan unterstützt das angeborene Immunsystem im Kampf gegen jene Bakterien und Viren, die zu Infekten der oberen Atemwege führen. Es trainiert die Immunzellen, damit sie schneller reagieren können, wenn ein Krankheitserreger entdeckt wird und reduziert damit die Krankheitssymptome einer Erkältung oder Grippe. Beta-Glucan kann vorbeugend eingenommen werden.