Während junge Männer immerhin darüber scherzen, wie sie dem Präsidenten die Hand schütteln, sprechen Frauen und ältere Generationen kaum darüber. Masturbieren ist eines der letzten Tabus. Der Solo-Akt passiert meistens im stillen Kämmerlein und ist ein kurzer Prozess, der mehr Scham als Genuss bedeutet. Entsprechend sind viele unbeholfen, ideenlos und verkrampft.
Die Mehrheit tut es wöchentlich
Fast alle Menschen haben sich schon selbst befriedigt. In Umfragen gibt rund die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer an, es mindestens einmal pro Woche zu tun. Die tatsächliche Zahl liegt wohl höher. Und das ist gut, denn Masturbieren ist gesund. Es baut Stress ab, hilft beim Einschlafen und kann Krämpfe während der Periode lösen.
Aber vor allem ist die Selbstberührung eine Gelegenheit, die eigene Sexualität zu entdecken, die weit mehr ist als der direkte Weg zum Höhepunkt. Es spricht nichts gegen schnell, schnell unter der Dusche, doch der Solo-Orgasmus ist genauso langweilig wie der partnerschaftliche, wenn er immer gleich passiert. Für ein Bad, Kerzenlicht und Champagner braucht es kein Gegenüber. Beim Solo-Sex kann man auch testen, welche Kleider und Umgebungen besonders anregen und es fällt leichter, Fantasien auszuleben.
Das Eis brechen
Solo-Sex ist oft auch in langjährigen Partnerschaften Sache jedes einzelnen. Das Schweigen verstärkt die Scham, weshalb sich Masturbieren sündhaft anfühlt und mehr erledigt als genossen wird. Das ist doppelt schade, weil man reizende Stunden allein verpasst und der Partnerin oder dem Partner weniger sagen kann, was man will.
Bestenfalls gelingt es, das Eis mit einem offenen Gespräch zu brechen. Doch das braucht Mut und häufig fehlen die Worte. Die Alternative ist, es einfach zu tun: “Zeigst du mir, wie du dich berührst, damit ich sehen kann, wie es dir gefällt?” So lenkt man die Aufmerksamkeit vom Unangenehmen auf den Zweck, etwas zu lernen. Oder man lagert die Verantwortung aus: “Ich habe einen Artikel gelesen, der vorschlägt, sich gemeinsam selbst zu berühren. Hört sich heiss an, nicht?”
Schön und völlig normal
Man kann sie als Mittel zum Zweck inszenieren, doch Solo-Sexualität ist an sich weit mehr als eine Ergänzung während dem partnerschaftlichen Akt. Sie ist eine eigenständige erotische Beziehung mit dem Menschen, den man am besten kennt, nämlich sich selbst. Schliesslich geht es um die Erkenntnis, dass Selbstberührung schön und völlig normal ist.