Fibromyalgie entsteht im Gehirn

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Die Fibromyalgie, bei der anhaltende Schmerzen in verschiedenen Bereichen des Körpers im Vordergrund stehen, wurde in der Medizin lange zu den rheumatologischen Erkrankungen gezählt. Seit ungefähr 20 Jahren ist das jedoch umstritten, weil es immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gab, dass es sich um eine Störung der Stressverarbeitung handelt, die in erster Linie in bestimmten Gehirnbereichen abläuft. Vor einem Jahr hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine neue Einteilung aller Krankheiten gemacht, die bald auch in der Schweiz eingeführt wird. Danach gibt es das Krankheitsbild Fibromyalgie nicht mehr, vielmehr wird diese Art der Beschwerden der neuen Krankheitsgruppe chronischer ausgedehnter Schmerzustände zugeordnet, die in erster Linie im Gehirn entstehen. Dabei spielen emotionale und soziale Belastungen eine Rolle, während Gewebe- oder Nervenschädigungen als Ursache der Beschwerden nicht relevant sind.

Bei der diagnostischen Abklärung hat der Rheumatologe zuerst die Aufgabe, eine rheumatologisch-immunologische Erkrankung wie zum Beispiel Gelenkrheuma auszuschliessen. Das ist anhand von Blutwerten relativ leicht möglich. Nur wenn es sich tatsächlich um eine rheumatische Erkrankung handelt, ist weiterhin der Rheumatologe für die Behandlung zuständig.

Prof. Dr. med. Ulrich Egle, Fachexperte für Psychosomatik und Consultant

Beim «chronischen ausgedehnten Schmerz­syndrom» geht es darum, die aktuelle Lebenssituation ebenso wie die vorausgegangene Entwicklung bis zurück in die Kindheit im Hinblick auf emotionale und soziale Belastungsfaktoren möglichst genau zu erfassen. Wenn diese die Belastbarkeit überfordern, können sie im Hirnstoffwechsel zu Funktionsstörungen und letztlich zu Schmerzen und Beeinträchtigungen führen. Diese zeigen sich beispielsweise in Angst, Depression oder Problemen in der Familie oder am Arbeitsplatz. Ein Stresstest liefert zusätzliche Gewissheit. Die Abklärung besteht also aus einem diagnostischen Puzzle, bei dem biologische, emotionale und soziale Faktoren in Verbindung gesetzt werden. Da diese im Einzelfall unterschiedlich sein können, erfordert das eine psychosomatische Expertise beim behandelnden Arzt.

Entsprechend individuell ist dann auch die Therapie. Zunächst erfolgt eine genaue Information über die Zusammenhänge von Schmerz und Stress beim Einzelnen. Im Mittelpunkt stehen üblicherweise Entspannungsverfahren wie das Biofeedback-Training, eine richtig dosierte Sport- und Bewegungstherapie sowie Psychotherapie, bei der es um Veränderungen des Umgangs mit sich und anderen geht. Erforderlich ist oft auch die Behandlung einer Schlafstörung, die schmerzverstärkend sein kann. Die Einnahme von Schmerzmitteln und Psychopharmaka ist beim chronischen ausgedehnten Schmerzsyndrom in der Regel nicht nötig. Im Gegenteil: Eine längere Einnahme von starken Schmerzmitteln wie Opiate kann sogar zu stärkeren Schmerzen führen. Da im ambulanten Bereich eine Kombination von Psychotherapie mit den erwähnten Therapien oft nicht angeboten wird, kann eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.

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