Mit offenen Wunden zum Arzt

Venenklinik Wunden 08.23

Es braucht kein dauerndes Kratzen und keinen Schlag ans Bein. Es braucht keinen Unfall und auch keine Verletzung bei der Gartenarbeit. Offene Wunden entstehen einfach so, vermeintlich aus heiterem Himmel. Und sie tun schrecklich weh. Wer trotzdem nicht zum Facharzt geht, setzt viel aufs Spiel. Den Helden spielen und denken, mit solch einer kleinen Wunde werde ich doch noch selber fertig, kann ein grosser Fehler sein. Chronische Wunden heilen nicht von selbst. Sie brauchen medizinische Hilfe von ausgebildeten Fachpersonen.

Venenentzündungen und Thrombosen

Bernadette Keller, 72, aus Weinfelden TG ist eine von vielen Betroffenen. Ein halbes Leben lang leidet sie schon an offenen Wunden. Zuerst waren es Venenprobleme. Thrombosen, Entzündungen, starke Schmerzen. «In der ersten Schwangerschaft machte mir eine Beckenvenenthrombose zu schaffen. Zehn Jahre später kamen Venenentzündungen und weitere Thrombosen dazu. An meine erste offene Wunde erinnere ich mich noch ganz genau. Sie entstand an der Innenseite des linken Knöchels und war nur so gross wie ein Stecknadelkopf», sagt die Mutter von zwei Kindern. «Die Wunde blutete und nässte. Schmerzen hatte ich keine, und da­rum ging ich auch nicht gleich zum Arzt. Der Hausarzt reinigte die Wunde und deckte sie mit Pflastern ab, doch es wurde nicht besser. Erst in der Venenklinik fand man die Ursache und behandelte die kranken Gefässe. Auch meine vererbte Blutgerinnungsstörung entdeckte man erst dort.»

Die Schmerzen sind grauenhaft

Venenprobleme liegen bei Bernadette Keller in der Familie. «Schon meine Mutter hatte immer damit zu tun. Ich erinnere mich noch genau.» Darum begann Bernadette Keller schon mit 35 Stützstrümpfe zu tragen. «Das half mir viel. Und für alle Behandlungen ging ich nur noch in die Venenklinik. Alle paar Jahre habe ich einen Eingriff. Mal sind es die Venen, mal ist es eine offene Wunde. Die Schmerzen bei offenen Wunden sind grauenhaft. Als ob jemand einen Pfeil ins Bein schiesst. Obwohl ich jeweils früh reagiere, braucht der Genesungsprozess Geduld. Jetzt weiss ich wenigstens, wo mir geholfen wird.»

Die letzte offene Wunde am Knöchel ist mittlerweile am Abheilen. «Ich bin zuversichtlich, dass es auch dieses Mal wieder gut kommt und dass ich in diesem Sommer im Bodensee baden kann. Schwimmen tut meinen Beinen nämlich sehr gut.»

Man muss auch die Ursache behandeln

Venen-Chefarzt Dr. Jürg Traber über das Problem der schlecht heilenden Wunden.

Wie kommt es zu einer offenen Wunde?

Häufigster Störfaktor für die Heilung ist eine nicht mehr ausreichende Durchblutung, typischerweise am Bein. Das venöse Blut fliesst nur ungenügend ab, oder das Gewebe wird zu wenig mit sauerstoffreichem Blut versorgt, wie das bei Arteriosklerose passiert. Aber auch Nikotin, Alkohol, Zuckerkrankheit ungenügende Ernährung und sogar einzelne Medikamente können den Heilungsprozess durcheinanderbringen. Bei Bernadette Keller kommt eine Gerinnungsstörung hinzu.

Sind immer die Beine betroffen?

Häufig. Die Beinvenen sind am stärksten belastet, weil das Blut von ganz unten gegen die Schwerkraft wieder zum Herz zurücktransportiert werden muss.

Wie kann man offene Wunden verhindern?

Je früher man sich bei Beinbeschwerden abklären lässt, desto eher findet man eine kranke Vene im Anfangssta­dium. Bei der richtigen Behandlung haben offene Wunden keine Chance. Man kann aber auch selber einiges tun. Sich regelmässig bewegen, Übergewicht vermeiden, abwechslungsreich essen und medizinische Stützstrümpfe tragen sind gut für die Beinvenen.

Und wann soll man mit einer Wunde zum Facharzt?

Wunden, die nach zwei bis vier Wochen nicht von selbst abheilen oder zumindest gut erkennbare Heilungsfortschritte zeigen, gehören in die Hände von medizinischem Fachpersonal.

Es braucht den Facharzt

Venenklinik Wunden Dr. Jürg Traber
Dr. Jürg Traber, Chefarzt Venenklinik Bellevue, Kreuzlingen

In der Wundklinik, die Teil der Venenklinik Bellevue in Kreuzlingen ist, wurden spezielle Sprechstunden eingerichtet. Vier Wund­expertinnen und fünf gefässmedizinisch erfahrene Ärztinnen und Ärzte kümmern sich um Wundheilungsstörungen jeglicher Art. Die Fachpersonen haben sich spezifisch weitergebildet und können aufgrund ihrer Erfahrung auch auf weitergehende Begleiterscheinungen eingehen, die nicht direkt mit der Wunde selbst zu tun haben. Auf diese Weise gelingt es, den langen Weg bis zur Abheilung der chronischen Wunde für Betroffene erträglicher zu machen. Die Klinik steht allen Patientinnen und Patienten offen. Stationär und ambulant, an 365 Tagen im Jahr und für alle Versicherungsklassen.

www.wundklinik.ch

Wundklinik Bellevue
Brückenstr. 9
8280 Kreuzlingen

Telefon 071 678 22 66, [email protected]