Unser Artikel übers Furzen sorgte für Wirbel. Eine Leserin getraute sich, ein noch grösseres Tabu anzusprechen und fragte: Warum kommt beim Furzen manchmal Flüssigkeit mit? Gastroenterologe Dr. med. Andreas Müller vom GastroZentrum Hirslanden Zürich kennt das Problem: «Das kommt sehr oft vor, vor allem im Alter. Dabei handelt es sich um eine verminderte Funktionstüchtigkeit des Analkanals und ist eine Form von analer Stuhlinkontinenz».
Frauen sind häufiger betroffen
Der Anus kann normalerweise zwischen Luft, Flüssigkeit und geformtem Stuhl unterscheiden. Ist die Muskulatur geschwächt, geht unwillkürlich Luft oder Flüssigkeit ab. Das kommt viel häufiger vor, als angenommen. Weil sich aber die meisten schämen, verschweigen sie es. Auch gegenüber ihrem Arzt. «Frauen sind häufiger betroffen, da ihr Becken eher zu Schwäche neigt. Geburten sind eine zusätzliche Belastung», sagt Dr. med. Andreas Müller. «Gelegentlich kann der Grund auch Hämorrhoiden sein, selten ein Tumor. Deshalb lohnt es sich, bei Symptomen einen Arzt aufzusuchen.»
Bei Beschwerden zum Spezialisten
Die Abklärung muss ein spezialisierter Gastroenterologe oder Proktologen durchführen. Sie umfasst je nachdem folgende Schritte:
- Endoskopie des Analkanals und des Rektums
- Druckmessungen im Analkanal
- Ultraschall des Schliessmuskels
- Abklärung der Reizwahrnehmung
Biofeedback hilft
«Dagegen etwas machen ist möglich, aber häufig schwierig. Neben medikamentöser Therapie kann man kann versuchen, durch Kneifübungen die Muskulatur und die Sensibilität zu stärken. Dazu empfehle ich ein sogenanntes Biofeedbacktraining», sagt Dr. med. Andreas Müller. Dabei lernen Patienten, meistens durch visuelle Darstellung, unbewusste Prozessabläufe im Körper wahrzunehmen und diese zu beeinflussen.
