Lässt man depressiven Patienten die Wahl zwischen Medikamenten und Sport, entscheidet sich die Mehrheit für das körperliche Training. Zwar halten nicht alle durch. Doch diejenigen, die konsequent sind, werden mehrfach belohnt. Am Ende sind sie nicht nur psychisch, sondern auch physisch fitter. Sie haben einen niedrigeren Puls und tiefere Blutdruckwerte. Zudem sind sie schlanker, weil sie sich nicht mit Gewichtsproblemen herumschlagen müssen, einer typischen Nebenwirkung von Antidepressiva.
Ein Sportprogramm von Anfang an
Studien haben gezeigt, dass Sport und Medikamente einen durchaus vergleichbaren Effekt haben. Der Depressions-Score verbessert sich bei fast jedem zweiten Patienten deutlich. Spricht jemand auf Antidepressiva nicht an, lohnt sich ein Versuch mit einem Sportprogramm allemal. Noch besser ist, körperliches Training schon von Anfang an einzusetzen, sei es in Kombination mit einer medikamentösen Therapie, oder als alleinige Behandlung.
Wachstum von Nervenzellen
Wie ist die angstlösende und antidepressive Wirkung von Sport zu erklären? Körperliche Betätigung fördert das Wachstum von Nervenzellen. Weiter kommt es zur Freisetzung der stimmungsaufhellenden Botenstoffe Dopamin und Serotonin und zu einer Dämpfung entzündlicher Prozesse, einer wesentlichen Ursache von Depressionen. Auch die höhere Muskelkraft von trainierten Personen scheint eine Rolle zu spielen. So haben Menschen mit einem schwachen Händedruck ein höheres Risiko für Depressionen und Angsterkrankungen. Kräftige Muskeln stärken das Gefühl der Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein.
Intervalltraining zwei Mal pro Woche
Welcher Sport ist am besten? Der stimmungsaufhellende Effekt einer Sportart ist umso höher, je mehr wir sie mögen. Und je intensiver eine körperliche Belastung ist, desto höher ist ihr antidepressiver Effekt. Er stellt sich dann ein, wenn die Betroffenen mindestens zwei Mal pro Woche ein Intervalltraining absolvieren. Abzuraten ist hingegen von Ausdauertrainings bei niedrigem Puls.
