Wenn Hater töten

Urheber: unbekannt

Die britische Moderatorin und Ex-Freundin von Prinz Harry, Caroline Flack, nahm sich am 15. Februar 2020 das Leben. Sie wurde nur 40 Jahre alt. Zuvor war sie monatelang Zielscheibe von Internet-Hatern. Am 4. März 2020 hätte sie sich vor Gericht wegen einer angeblichen Tätlichkeit gegen ihren Partner verantworten müssen. Diese Anklage und ihr Ausstieg als Moderatorin von «Love Island» sorgten für beispiellose Hasskommentare im Netz.

Woher rühren der Hass und die abwertenden oder sogar vernichtenden Kommentare auf den Social-Media-Plattformen und die Rücksichtslosigkeit und die fehlende Empathie in den Skandal-Medien? Und wie begegnet man ihnen am besten, um sie unbeschadet zu überstehen?

Mächtig und unsichtbar

Viele Nutzer und Nutzerinnen haben das Gefühl, dass im Web andere Regeln gelten als im realen Leben. Im Netz fühlen sie sich mächtig und unsichtbar. Sie haben viel weniger oder keine Angst vor Konsequenzen und sagen oder schreiben Dinge, die sie im echten Leben nie von sich geben würden.

Ein Hasskommentar sagt in erster Linie etwas über den Urheber selbst aus. Hater verraten ihre Gedanken, indem sie von sich selbst sagen: «Ich bin nicht das, was ich sein wollte, und deshalb darfst du es auch nicht sein!» Ihre Menschenfeindlichkeit – möglichst in Grossbuchstaben und mit einer Vielzahl von Ausrufezeichen – fällt im Spiegel des Web auf sie selbst zurück.

Screenshot zur Beweissicherung

Taucht ein negativer Kommentar auf, gilt es zuerst zu analysieren, ob man ihn überhaupt so stehen lassen kann. Enthält er wüste Beleidigungen, Drohungen, rassistische Äusserungen oder Ähnliches, sollte man zur Beweissicherung einen Screenshot machen, den Kommentar löschen und Anzeige erstatten. Jeder ist für seine Seite verantwortlich und sogar verpflichtet, strafrechtlich relevante Inhalte zu entfernen. Anschliessend sollte man den Kommentator blocken. Wer Hass postet, muss spüren, dass sein Verhalten nicht geduldet wird.

Sich der Kritik stellen

Enthält ein Kommentar Kritik, die in einem gerade noch erträglichen Rahmen formuliert ist, sollte man sich der Kritik stellen, und zwar sachlich und unaufgeregt. Bleiben Sie höflich und lassen Sie sich nicht auf das Niveau der Pöbler herab. Lassen Sie sich nicht zu unbedachten oder beleidigenden Äusserungen hinreissen. Anspielungen auf Rechtschreibung oder Intellekt helfen nicht weiter. Versuchen Sie zu verstehen, weshalb der Kommentator so aufgebracht ist und versuchen Sie, ihn mit guten Argumenten zufriedenzustellen.

Hilfe anbieten

Seien Sie solidarisch mit Menschen, die Opfer von Hatern sind. Wenn Sie sehen, dass Menschen in Ihrem Netzwerk angegriffen werden, schreiben Sie ihnen eine Nachricht und bieten Sie ihnen Hilfe an. Es ist wichtig für die Betroffenen, zu spüren, dass sie nicht alleine sind. Wenn Sie sehen, dass ganze Gruppen von Menschen oder öffentliche Personen auf ihren Seiten attackiert werden, schreiben Sie unterstützende Kommentare.

Eine weitverbreitete Fehlannahme ist, dass man Hater unbedingt von ihrer Meinung abbringen muss. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Viel wichtiger ist, die Menschen zu erreichen, die mitlesen. Setzen Ihnen Hasskommentare selbst zu, behalten Sie das nicht für sich, sondern wenden Sie sich an Vertrauenspersonen und nehmen Sie Hilfe in Anspruch.