Melanie und ihre Erdbeeren

Erdbeeren Knupp

Sie ist erst 32 Jahre alt, dennoch steht schon fest, dass sie in Bälde den Betrieb ihres Vaters übernehmen wird. Es ist nicht irgendein kleiner Familienbetrieb. Peter Knup ist der grösste Produzent von Beeren in der Schweiz. Rund Tausend Tonnen Erdbeeren pro Jahr kommen von seinen Feldern in Kesswil im Kanton Thurgau. Der Betrieb mit 180 Mitarbeitern beliefert nicht nur Grossverteiler, sondern hat auch einen Direktverkauf und sogar ein eigenes Erdbeermuseum mit Ausstellungsstücken aus der ganzen Welt. Die Lage der Erdbeerkulturen mit über zehn verschiedenen Sorten könnte besser nicht sein. Die unmittelbare Nähe zum Bodensee schafft ein gemässigtes Klima, die leichte Neigung nach Norden verhindert eine zu starke Sonneneinstrahlung.

Die allmähliche Übernahme des Vorzeigebetriebs ist für alle ein absoluter Glücksfall. Die ersten Erdbeeren wurden in Kesswil bereits angebaut, als Melanie Knup noch nicht einmal auf der Welt war. Schon im zarten Alter von sechs Monaten verkostete sie die ersten Erdbeeren vom elterlichen Gut. Als Kind sei es für sie das Grösste gewesen, mit den Eltern Zeit auf dem Familienbetrieb zu verbringen. «Von der Primarschule an durfte ich auch mein Taschengeld im Betrieb verdienen und verbrachte im Sommer während meiner Schulzeit und vor allem während des Studiums viel Zeit auf den Feldern und im Büro.»

Beerenanbau ist äusserst komplex

Wann sie den Entschluss gefasst habe, den Familienbetrieb zu übernehmen, wisse sie nicht mehr genau. «Jedenfalls erzählten mir meine Schulfreunde, dass ich schon damals diesen Wunsch äusserte.» Der Weg von der Schule bis heute sei nicht immer einfach und von vielen Ups und Downs geprägt gewesen. Es gab sehr viel zu lernen. Denn der Beerenanbau ist äusserst komplex. Melanie Knup studierte Betriebswirtschaftslehre mit Master-Abschluss in Marketing an der Universität St. Gallen. Viel schwieriger sei das Erlernen des gesamten Fachwissens für den Betrieb gewesen. Dazu machte sie verschiedene Praktika im Ausland. Sie verbrachte einige Monate in Spanien, in England und in Frankreich. So konnte sie gleichzeitig ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern.

Berufung und grösstes Hobby

Da der Betrieb sehr innovativ und vielseitig ist, brauchte es mehrere Jahre, bis Melanie Knup alle Kulturen und Arbeitsschritte bis ins Detail kannte. Die diesjährige Saison wird ihre achte sein. Ihre Leidenschaft für die Erdbeeren ist ungebrochen, auch wenn der Einsatz gewaltig ist, den es zu leisten gilt. «Mein Beruf ist für mich Berufung, und meine Arbeit ist mein grösstes Hobby. Das ist Voraussetzung, wenn man einen solch grossen Betrieb in Produktion und Handel von Beeren führen möchte. Während der Hochsaison von Mai bis September hat man als Betriebsleiter eine 7-Tage-Woche, und die Tage beginnen vor Sonnenaufgang und enden spät. Ausserdem ist unser Business unglaublich schnelllebig, und wir müssen in kürzester Zeit Entscheidungen treffen und organisieren.»

Spannende Arbeit

Die Produktion wird stark durch das Wetter beeinflusst, und die Erdbeeren sind ein tagesfrisches Produkt und müssen entsprechend schnell bei den Kunden sein. Genau deshalb sei ihre Arbeit so unbeschreiblich spannend. «Ich liebe die Tage im Sommer, an denen man kaum mit etwas fertig ist und schon die nächste Aufgabe wartet. Ich arbeite im Büro, im Magazin und auf dem Feld. Es wird mir nie langweilig. Das bedeutet aber auch, dass ich die Hobbys und das Sozialleben im Sommer etwas zurückstecken muss.» Dennoch versuche sie, das Training im Handball und im Turnverein zu besuchen und auch beim Familien-Fussball und Familien-Volleyball mitzumachen. Das gebe ihr einen wunderbaren Ausgleich und helfe, den Kopf für eine kurze Zeit völlig vom Betrieb zu lösen. Für viel mehr bleibe aber keine Zeit.

Guter Zusammenhalt in der Branche

Im Winter ist es etwas weniger hektisch in Kesswil. In dieser Zeit ist sie zusammen mit ihrem Vater damit beschäftigt, strategische Planungsarbeiten zu machen und neue Projekte zu lancieren. Zudem ist dies auch endlich die Gelegenheit für Ferien. «Im Winter nehmen wir uns auch immer Zeit, um Berufskollegen zu treffen und andere Betriebe anzuschauen. Wir Beerenproduzenten und Händler haben eine tolle Branche. Alle anerkennen die Arbeit des anderen, und haben grossen Respekt vor dessen Leistung.» Trotz dem Konkurrenzverhältniss seien sie sehr offen und versuchten, gemeinsam Wege zu finden, um die Beeren besser anzubauen beziehungsweise bessere Beeren zu produzieren. Die tolle Branche und der Zusammenhalt sind für Melanie Knup ein weiterer Grund, der sie dazu bewogen hat, sich für die Übernahme des Familienbetriebs zu entscheiden.

Momentan befinden sich Vater und Tochter in einem intensiven Lernprozess, nämlich der Phase des Übergangs von einem zum anderen Betriebsleiter. Sie versucht, jene Verantwortung zu übernehmen, die sie möchte, und er versucht, Verantwortung abzugeben, die er nicht mehr möchte. «Leider sind dies nicht immer dieselben Dinge und wir haben nicht zu allem dieselbe Meinung. Aber wir haben das grosse Glück, dass wir beide die gleichen Werte vertreten, oft die gleichen Gedankengänge haben und dieselbe Vision teilen. Und das Allerwichtigste – wir teilen die gleiche Leidenschaft für unsere Produkte, besonders für die Erdbeeren.»

Gesund und kaum Kalorien

Wie hält es Melanie Knup heute selber mit den süssen Versuchungen von ihren Feldern? «Ich esse während der Saison von Ende April bis Anfang November jeden Tag etwa ein Kilo Erdbeeren – oder allgemein Beeren – manchmal auch mehr.» Wenn sie Kontrollen auf den Feldern mache, sei es unmöglich, an den köstlich schmeckenden Erdbeeren vorbeizugehen, ohne zu probieren. Das helfe ihr beim Planen und Organisieren im Betrieb. «Ich habe grosses Glück, dass mein Lieblingsessen im Sommer nicht nur immer frisch verfügbar, sondern auch noch besonders gesund ist und kaum Kalo­rien hat. Zudem sind Erdbeeren ein perfektes Mitbringsel für jede Einladung, Grillparty, für jeden Geburtstag oder sonstigen Anlass.»

Melanie und ihre grosse Leidenschaft sind nicht nur für die Familie Knup in Kesswil ein absoluter Glücksfall, sondern für die Schweizer Erdbeeren überhaupt. «Ich liebe Erdbeeren, seit ich mich erinnern kann. Ich liebe sie heute noch. Und ich werde sie immer lieben.»

Schweizer Erdbeeren

Wenn es eine Frucht gibt, die mit ihrem Aroma und mit ihrer Farbe die Menschen betört und zum Naschen verleitet, ist es die Erdbeere. Für einmal ist sündigen zwischendurch erlaubt, ja sogar erwünscht. Mit ihren lediglich 35 Kilokalorien pro 100 Gramm ist sie verführerisch und dennoch perfekt für die schlanke Linie. Vollreife einheimische Erdbeeren sind von Natur aus so süss, dass man auf Zucker getrost verzichten kann.

Erdbeeren eignen sich aufgrund ihres sehr niedrigen Kaloriengehalts nicht nur hervorragend für das Frühstücksmüesli oder das Dessert nach dem Mittagessen, sondern auch, um zucker- und fetthaltige Zwischenmahlzeiten durch frische Früchte zu ersetzen. Zudem liefern sie jede Menge wertvolle Zusatzstoffe. 200 Gramm Erdbeeren enthalten 126 mg Vitamin C – mehr als Orangen – und 82 mg Folsäure. Das sind beim Vitamin C mehr als wir pro Tag brauchen und bei der Folsäure ein Viertel der Empfehlung. Der hohe Kalzium-Gehalt ist gut für die Knochen. Kalium und Magnesium stärken das Herz. Die reichlich vorhandenen Fasern fördern die Darmtätigkeit und unterstützen die Sättigung. Sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Phenolsäuren tragen zur Vorbeugung von Arteriosklerose und Krebs bei.

Die einheimischen Erdbeeren kommen aufgrund der kurzen Transportwege ausgereift in den Laden und sind sehr aromatisch. Sie haben auch weniger festes Fruchtfleisch, da importierte Erdbeeren oft auf Transportfähigkeit gezüchtet sind. Dank neuer Anbautechniken ist es heute möglich, bis im Oktober Schweizer Erdbeeren zu ernten.

Infos und Rezepte: www.swissfruit.ch